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Aus dem Leben

Eine Woche ohne Smartphone

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Ich bin die Abhängigkeit satt. Ich bin den ständigen Blick auf das Smartphone satt. Ich bin die Sorgen satt. Eigentlich bin ich in einer Zeit groß geworden, in der es noch keine Smartphones gab. Damals hatte ich eine Telefonkarte mit 10 Mark drauf. Wenn was Wichtiges war, sollte ich von der Telefonzelle aus anrufen können. Gab es unterwegs keine Möglichkeit ein Telefonat zu führen, so war das eben so. Man war nicht erreichbar und alle anderen waren es ebenso wenig.

Ich mag diesen Fortschritt, versteht mich nicht falsch. Es ist toll, von unterwegs aus alles checken zu können. Ist zu Hause alles in Ordnung? Was sagen meine E-Mails? Wie wird das Wetter sich entwickeln? Wo finde ich den nächsten Supermarkt? Was für ein seltsames Tier sitzt da gerade eigentlich vor mir? Gibt es was Neues in der Welt? In Deutschland? In Wuppertal? In Timbuktu? Bei meinen Freunden? Ah, meine Freundin verspätet sich um 10 Minuten, dann kann ich ja eben noch in die Apotheke huschen. Die A46 ist wegen nem Unfall gesperrt, dann umfahre ich den Stau wohl besser. All das bietet einem neue Freiheiten, neue Möglichkeiten und das finde ich gut. Es gehört zu unserer Zeit dazu. Ich kann mich jeder Zeit informieren und bin jeder Zeit erreichbar aber nur, wenn ich das auch will.

Für mich hat sich seit dem letzten Jahr aber etwas entwickelt, das ich so nicht mehr möchte. In der Nacht, als mein Vater gestorben ist, war ich nicht dabei. Ich war nicht etwa nicht dabei, weil man von seinem Tod nichts bemerkt hätte oder mir niemand Bescheid gesagt hätte. Ich war nicht dabei, weil ich mein Telefon nicht gehört habe. Der Umstand selbst stört mich gar nicht so sehr. Ehrlich gesagt bin ich sogar ganz froh, dass ich ihn nicht sehen musste, dass ich nicht direkt dabei war, auch wenn ich meine Mutter und meinen Bruder gerne unterstützt hätte. Aber die Tatsache, dass ich eine so wichtige Nachricht verpasst habe, hat in mir etwas Entscheidendes verändert.

Ich starre ständig auf mein Smartphone. Aus Angst, noch einmal etwas so Wichtiges zu verpassen. Morgens, Mittags, Abends, Nachts. Wenn ich eine Stunde nicht auf mein Smartphone schauen kann, dann werde ich nervös. Wenn ich bei Whatsapp nicht sofort eine Antwort erhalte, werde ich nervös. Wenn das „zuletzt online“-Ding mehr als 5 Stunden anzeigt, dann werde ich nervös. Es hat sich so sehr manifestiert, dass ich sogar Nachts aufwache, um auf dem Smartphone zu checken, ob etwas passiert ist. Teilweise mache ich das sogar im Halbschlaf. Völlig unbewusst. Ich sehe es nur an den „angeblich“  gelesenen Nachrichten. Zu Zeiten, in denen ich definitiv schon geschlafen habe.

Und deshalb wird es Zeit eine Woche ohne Smartphone zu leben.
Das hier soll keiner dieser schnöden Selbstversuche werden.Das hier ist eine Selbsttherapie und ich lade jeden, dem es genauso geht wie mir, dazu ein, einfach mal mitzumachen. Das scheiß Smartphone auszustellen und liegen zu lassen. Sich seinen Ängsten stellen. Ich habe den Anruf verpasst, OBWOHL das Smartphone an war. Dann kann ich es auch bewusst ausschalten und sehen, was es mit mir macht. Merken, dass nicht immer etwas Schlimmes passiert sein muss, nur weil man nicht jede Stunde voneinander hört/liest oder sieht. Begreifen, dass es theoretisch auch möglich ist, dass auf all die scheiß Zeiten mal gute Zeiten, ganz ohne Hiobs-Botschaften, folgen könnten. Zeit genießen. Zeit leben. Zeit bewusster werden lassen.

Statt in Momenten, in denen ich warten muss oder mich langweile, zum Handy zu greifen, könnte ich meine Gedanken aufschreiben. Endlich mal wieder Zeichnen. Etwas Singen. Mich mit jemandem unterhalten oder einfach einen Moment inne halten und in mich hinein fühlen. Statt Abends sinnlos am Handy rum zu spielen, könnte ich etwas lesen. Einen schönen Film schauen. Den wilden Hasen auf der Wiese zusehen, wie sie sich gegenseitig jagen und das Gras mümmeln. Ich könnte spazieren gehen. Mir Zeit für mich nehmen. Für uns. Für wen und was auch immer.

Falls Ihr ähnliche Ängste habt, Euch in meine Situation hinein fühlen könnt und/oder vielleicht selbst schon immer darüber nachgedacht habt, Euer scheiß Smartphone mal für ne Woche aus dem Fenster zu werfen: Macht mit! Seid eine Woche ohne Smartphone. Erzählt mir von Euren Ängsten und Erfahrungen. Lasst Euer Smartphone aus oder schreibt, warum ihr glaubt, dass Ihr das auf gar keinen Fall könnt. Ich bin ab jetzt für eine komplette Woche ohne Smartphone. Für Euch bedeutet das natürlich auch, dass von unterwegs keine Live-Meldungen mehr kommen. Keine sinnlosen Fotos mehr aus dem Bett, beim Quad fahren (is eh viel zu böse! :-D ), in der Natur oder beim Chillen auf dem Balkon. Aber das werdet Ihr für eine Woche ganz sicher verkraften ;-)

Buchempfehlungen*

Zu Teil 2
Zu Teil 3
Zu Teil 4

6 Antworten auf „Eine Woche ohne Smartphone“

Respekt! Ich schiebe diese Aktion seit einem Jahr vor mir her.. Ich glaube ich muss das demnächst tatsächlich durchziehen.

Ich gebe dir recht, mit allem. Ixh bin genauso und ich habe auch solche Ängste

Genieße siw Zeit, bis bald

Das ist ein guter Entschluss. Aber ohne Smartphone heißt ja dann immer noch, dass man über Facebook Messages kommuniziert. Also so ganz ist man dann nicht weg ^^
Da müsste ich mich schon auf einer einsamen Insel abschotten, glaube ich!

Hey Kim,

es geht bei mir ja vor allem darum, nicht mehr ständig von unterwegs alles kontrollieren zu können und nicht darum, sich grundsätzlich von allem zu verabschieden :-)
Online sein ist grundsätzlich kein Problem für mich und lässt sich auch, auf Grund meiner Jobs, gar nicht vermeiden. Das is so schon ok.

Ich war ohne Smartphone im Urlaub, 2 Wochen Ostsee, und ich habe mich so gut erhohlt wie seit gefühlt 10 Jahren nicht mehr.
Diese Erholung habe ich aber auch gebraucht, denn wieder daheim musste ich mich nicht nur gegenüber meinem Arbeitgeber (!), sondern auch gegenüber Freunden und Verwandten erklären und rechtfertigen.
Offenbar ist es, seitdem es Smartphones gibt, nicht mehr eine persönliche Entscheidung, ob man erreichbar ist oder nicht…

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