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Kolumne

Immer wieder Sonntags (62)

Meine Woche startete damit, dass ich das erste Mal in meinem gesamten Leben joggen war. Auch rund eine Woche später kann ich es kaum glauben. Seit ich 15 bin war Sport für mich ein Graus und ich habe den Unterricht, wann immer es ging geschwänzt. Nicht weil ich zu dick war, sondern weil mich Lehrer und Schüler einmal ausgelacht haben und ich danach nicht mehr an mich geglaubt habe. Ich war immer eine von denen, die als letztes in die Gruppen gewählt wurde und ich habe mich immer kritisch beäugt gefühlt. Die einzig logische Konsequenz für mich war: Sport meiden.

Das letzte Jahr hat mich das Joggen immer wieder gereizt. Marius Tante übt seit einigen Monaten für den Marathon und ich fand das faszinierend. Seit dem informiere ich, lese in Foren, auf Blogs, tausche mich mit „echten“ Läufern aus und vor zwei Monaten gab es dann zufällig die Laufgruppe hier in Wuppertal, die über Mrs. Sporty zusammen gefunden hat. Da hab ich mich, nach anfänglichem Zögern, sofort eingetragen. Bis zum letzten Jahr habe ich es ja für absolut ausgeschlossen gehalten, überhaupt in der Gruppe Sport zu machen, mittlerweile kann ich es mir ohne gar nicht mehr vorstellen. Ich bin so,so,so unendlich stolz und glücklich. Dieses „Hochgefühl“ hat mich die ganze Woche begleitet.

Begleitet hat mich in dieser Woche auch die Wut auf das Internet, Menschen die ungefragt ihre Meinung kund tun und ihr Klugscheißer-Wissen teilen und die, die weiterhin nicht verstehen, dass DieCheckerin für mich nicht nur ein Hobby ist, sondern auch einen nicht unbeachtlichen Teil meines Lebensunterhaltes sichert, der Marius und mir dazu verhilft, sich den Luxus gönnen zu können, in Teilzeit zu arbeiten. Man kann sich den Mund fusselig reden. Statt dass jeder jeden so leben lässt wie er oder sie es für richtig hält, muss es im Internet IMMER und ÜBERALL mindestens eine Person geben, die sich kritisch oder klugscheißerisch zu jedem Pups äußern muss.

Lavendel darf noch nicht gepflanzt werden, zum Laufen braucht man aber gute Laufschuhe, Avocados sind zu fettig, Querstreifen machen dick, das ist doch alles viel zu teuer, du machst doch nur billige Werbung, ein erfülltes Leben braucht Kinder, Wuppertal ist wunderschön, du musst das und das machen und kannst nicht absagen das ist Pflichtprogramm, so was sagt man nicht ab. Blablablablablablabla. Wann immer ich auch etwas sage, schreibe, teile. Irgendwer findet sich, der seine persönliche Meinung dazu sagen muss. Wenn ich dann was dazu sage oder diese Menschen von der Homepage, den Social Media Kanälen ausschließe und/oder aus meinem Leben ausschließe, dann heißt es ich bin zickig. Arrogant. Überheblich. Nicht kritikfähig. Empfindlich.

Nein. Ich bin 31 Jahre alt und ICH entscheide, mit wem ich mein Leben teile, wie ich mein Leben lebe, wem ich zuhören möchte, von wem ich Ratschläge annehme, mit wem ich mich umgebe und auch wo und wie ich mein Leben lebe. Ich setze die Grenzen, ich mache die Regeln. Und ich sage, wenn mir was nicht passt. Mit dem Unterschied, dass ich es nur dann mache, wenn mich jemand persönlich angeht oder sich/seine Meinung aufdrängt. Punkt. Mich macht das mittlerweile wirklich zur rasenden Wildsau, sowohl online als auch offline , weil ich selbst nicht im Traum auf die Idee käme, mich so ungefragt in das Leben anderer einzumischen. Hach! Rant Ende.

Da das Wetter in dieser Woche wieder so schön war, habe ich viel auf dem Balkon gesessen und gelesen. „Werde die Frau deines Lebens“ (Partnerlink) gefällt mir bisher so unglaublich gut, weil so viele Wahrheiten drin stecken. Und wenn man nicht jedes Wort auf die Goldwaage legt, kann man unwahrscheinlich viel lernen und für das eigene Leben mitnehmen. Bis Donnerstag konnte ich mich, dank ausgedehntem Muskelkater übrigens kaum bewegen (ihr hättet mich sehen müssen, wie ich die Treppen runter gegangen bin :-D ), so dass viel mehr als „sitzen“ auch gar nicht drin war. Donnerstag gings dann aber wieder und Marius und ich haben uns einmal die „Laufstrecke“ hier bei uns vor der Tür angesehen und für mich ein anderes Paar Schuhe ausprobiert, da das neue Paar nicht das Richtige für mich ist.

Freitag sind wir dann relativ früh ins Bett weil es direkt Samstag nach Münster ging. Dort waren wir mit alten Freunden von Marius verabredet, die er seit 6 Jahren nicht mehr gesehen hat. Durch den ganzen Scheiß, der die letzten Jahre bei uns passiert ist, haben solche Kontakte enorm gelitten. Die Freundin von Marius hatte nach uns gegooglet und dann spontan auf der Arbeit angerufen. Das war wunderherrlich. Mittlerweile hat sie zwei Kinder und uff. Wir haben mal wieder bemerkt, wie die letzten sechs Jahre einfach verpufft sind. Wir hatten nie Zeit und die Möglichkeit uns um uns zu kümmern. Wenn Aussenstehende hören, welche Prüfungen wir gemeistert haben, haben sie nen dicken Kloß im Hals. Mir selbst ist das erst bewusst geworden, als ich mit der Therapeutin drüber sprach und sie sagte, dass meine/unsere Erfahrungen sie unwahrscheinlich traurig machen, und es unwahrscheinlich viel ist, was wir bereits erleben, meistern und verkraften mussten. Man verdrängt doch wirklich viel. Umso schöner jedenfalls, dass wir das Wochenende trotz der Funkstille genießen konnten und man Verständnis für unsere Situation hatte.

Heute Nachmittag sind wir dann wieder gekommen und werden jetzt nicht mehr viel tun außer auf dem Balkon zu grillen und heut Abend noch ne Runde zu spielen.  Das war es dann tatsächlich und das reicht auch :-D

|Gesehen| The Walking Dead, 
|Gehört| Ed Sheerans neues Album „Divide“ (Partnerlink)
|Getan| gearbeitet, gesonnt, gelesen, geschrieben, fotografiert, diskutiert, gelacht, geredet, gelaufen
|Gegessen| Grill-Gedöns, Gemüse-Gedöns
|Gedacht| Vielleicht bist Du doch der einzig normale Mensch auf dieser Welt :-D
|Gefreut| über Sonne, alte Begegnungen, ein „wow hast Du schon gut abgenommen“, meinen Lauferfolg
|Gelesen|Werde die Frau deines Lebens“ (Partnerlink)
|Geärgert|mal wieder zu viel über Dinge, die NICHTS mit mir zu tun haben
|Gekauft| Nichts :-)
|Geliebt| Zeit mit neuen-alten Freunden, das Laufen, das Rotkehlchen im Baum, meine wieder blonden Haare
|Geträumt|sehr komisches Zeug an das ich mich allerdings so gut wie gar nicht erinnere
|Geklickt|mal wieder „Die hohe Kunst, einfach mal drauf zu scheißen.“, um mich selbst zu motivieren
|Geschrieben|hier gar nichts, aber auf Frau-Achtsamkeit den #mindfulmonday und den #herzerfrischer
|Geplant|morgen wird wieder gelaufen, Dienstag hoffentlich zum Sport ohne großen Muskelkater, Donnerstag möchte ich nochmal laufen und Samstag kommen Arbeitskollegen zu uns. Das wars :-)

5 Antworten auf „Immer wieder Sonntags (62)“

Also bei mir hat das super viel mit Selbstarbeit zu tun. Ich musste erst viele andere Dinge für mich ins Reine bringen, lernen und selbst wachsen, damit ich diese Sportgeschichte angehen konnte. Der innere Schweinehund hatte bei mir nur sehr sehr wenig damit zu tun :-)) Aber sicher gibt es auch viele, die den Schweinehund erst besiegen müssen

Morgen „the Walking Dead“ staffelfinale ? ich hab am Wochenende „tote Mädchen lügen nicht“ geschaut (gibt’s auch als Buch) und knabber immernoch daran.

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