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Kolumne

Immer wieder Sonntags 162

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|Gesehen|Van Gogh – An der Schwelle zur Ewigkeit, die erste Folge der neuen Bosch – Staffel* (war gut!) und S.H.I.T. Die Highschool GmbH (war eher so naja), außerdem das Video von Pipapueppo mit ihren Gedanken zu Massentierhaltung/Veganismus und sicher eine Millionen Videos über Findelkinder aus dem Wald :-)
|Gehört| AURORA – The Seed
|Getan| gewandert, gesonnt, Tischtennis gespielt, gelernt, gequietscht, gefreut, geschlafen, genossen, gespielt, gefüttert
|Gegessen| siehe „Was essen wir heute
|Gefreut| über unser Findelkind, eine Auszeit, viel Entschleunigung, viel gemeinsame Zeit, viel Liebe
|Gelesen|Scharnow*“
|Geärgert| über dämliche Tipps und Einmischerei
|Gekauft| einen Käfig, Katzenaufzuchtsmilch und was man sonst noch so braucht
|Geliebt| draußen Sein, Stille und Entschleunigung, das kleine Baby
|Geträumt| das Kimba vom Balkon gesprungen ist
|Geklickt| viel Recherche für das Baby, sonst glaub ich nix :-) 
|Geschrieben|  Warum ich in Van Gogh verliebt bin, eine Seite zur Frage „Wie Ernährung auf vegan umstellen?„, dazu einen ersten Artikel über die besten veganen Rezepten bei Fleischhunger, und einen neuen Essensplan zu Was essen wir heute
|Geplant| arbeiten


Wer ist Mathilda?

Einige wissen es bereits über den Newsletter oder weil ich es ihnen verraten habe, viele tappen aber noch absolut im Dunkeln. Ihr habt alles Mögliche geraten (ganz vorne mit dabei: Katze, Hund, Eichhörnchen, Schildkröte und Staubsaugerroboter …), aber niemand, von denen die es nicht wussten, ist darauf gekommen, wer Mathilda wirklich ist. Ich beginne am Anfang:

Am Montag sind wir unsere tägliche Waldrunde gegangen. Ungefähr auf der Hälfte des Weges blieben wir an einer Straße stehen. Einfach nur so und schauten uns um. Während ich in die Bäume zu den Vögelchen sah, sagte Marius auf einmal „Och, neiiin.“ und schaute auf den Boden. Da lag Mathilda, die kleine Baby-Maus und sah ziemlich tot aus. Wir wollten sie eigentlich von der Straße aus ins Gebüsch legen und dann fiel Marius auf, dass sie noch ganz leicht atmete.

Wir schauten uns um und suchten die Umgebung nach einem Mauseloch, nach weiteren Mäusen oder der Mama ab aber fanden nichts. Daraufhin telefonierten wir mit der Tierhilfe, um abzuklären, was wir machen sollen/dürfen und es war klar: wenn da nix kommt, sollte das Mäuschen auf jeden Fall gerettet werden. Genau das haben wir dann auch gemacht.

Ausgestattet mit einem Käfig, Pipette, Katzenaufzuchtsmilch, Fencheltee und dem bedeutungsvollen Namen „Mathilda“ (die mächtige Kämpferin/Heldin), haben wir  sie von diesem Tag an alle 2 – 4 Stunden gefüttert (Ja, natürlich auch nachts – lustigerweise fragt einen das bei Menschenbabys niemand…).

Als wir sie fanden, war sie ca. 10 Tage alt, ihre Augen waren noch bis Donnerstag geschlossen. Von knapp 6 Gramm Gewicht, hat sie es auf mittlerweile 10 Gramm geschafft und feste Nahrung nimmt sie auch immer mehr an (Äpfel und Süßmandeln sind ihr Lieblingsessen :-) )

Mathilda ist so ziemlich das süßeste Wesen, das mir bisher begegnet ist. Sie pennt nach dem Essen sofort ein. Egal wo sie gerade ist, am liebsten aber in Marius Hand. Sie liebt es, den Bauch und den Hals gekrault zu kriegen, rennt mit Äpfeln und Nüssen ganz aufgeregt weg, um sie nicht teilen zu müssen. Und wenn es was zu essen gibt, springt sie vom Käfig aus sofort auf die Hand. Sie ist uns sehr ans Herz gewachsen und es graut mir schon jetzt vor dem Tag (ab Funddatum ca. 12 Wochen), an dem wir sie auswildern müssen.


Apropos Babys!

Ich hatte kürzlich bei Instagram eine Fragerunde gestartet und einige Fragen beantwortet. Unter anderem DIE Frage: „Wollt ihr keine Kinder???“. Ich hab ja schon oft was dazu geschrieben und gesagt, aber gewollt kinderlose Paare sind einfach eine Sache, die offenbar immer noch sehr seltsam und auf jeden Fall erklärungswürdig ist. Daran habe ich mich mittlerweile ja schon gewöhnt.

Woran ich mich aber auf gar keinen Fall gewöhnen kann, sind die Frauen, die mir ständig in meine Entscheidung reinreden wollen. Frauen, die mir sagen, dass ich mich ja nur darüber aufrege, weil ich damit tief in mir drin noch nicht abgeschlossen habe. Frauen, die mir sagen, dass ich es im Alter bereuen werde. Frauen, die mir sagen. dass JEDE FRAU einen Kinderwunsch hat. Frauen, die mir sagen, dass ich einen Fehler mache. Frauen, die mir sagen, dass es ziemlich egoistisch ist, keine Kinder kriegen zu wollen, nur um das eigene Leben zu leben. Frauen, die mir sagen, dass wir im Alter dann aber ganz schön alleine sind. Frauen, die mir sagen, dass SIE auf die Komplettierung ihres Lebens ja nicht verzichten wollen würden. Frauen, die mir sagen, dass ich als Frau quasi eine gesellschaftliche Verpflichtung habe, Kinder zu kriegen. Frauen, die mir sagen, dass ich nur keine Verantwortung übernehmen will.

Ich finde und fand es unfassbar anmaßend, was ich mir auf meine Erklärung zu meiner gewollten Kinderlosigkeit auf Instagram anhören musste (wohlgemerkt neben sehr, sehr vielen verständnisvollen Frauen). Ich kann und werde nie verstehen, warum man meine Entscheidung als Frau anzweifeln muss und sogar so tut, als wüsste man besser als ich, was ich will und fühle.

Für mich kommen Kinder nicht in Frage. Jetzt auf gar keinen Fall. Was in fünf Jahren ist, weiß kein Mensch. Ich liebe unser Leben und die aktuell entstehenden Freiheiten viel zu sehr, als dass ich das jetzt für ein Kind aufgeben wollen würde, um rund um die Uhr Mutter zu sein. Punkt. So wie ich akzeptiere, dass Millionen Frauen Kinder in diese Welt setzen wollen (was für mich persönlich absolut unverständlich und teilweise verantwortungslos ist), möchte ich dass im Gegenzug akzeptiert wird, dass es eben auch Frauen bzw. Paare gibt, die genau das nicht wollen.


Die Kombination aus beiden Themen

NATÜRLICH (!!!) gab es auf den Newsletter einige Nachrichten zu meiner Kinderlosigkeit und der Maus. Keine Kinder haben wollen, aber eine Babymaus zu Hause aufnehmen. Sich nicht das Leben verbauen wollen, aber alle zwei Stunden Mäuse füttern. Kein Herz für Kinder, aber für Tiere. Und ja, was soll ich sagen? So ist es. Tiere waren mir schon immer lieber als Menschen, wer kann’s einem bei solchen Kommentaren noch verübeln, wa?! ;-)

Ganz ernsthaft habe ich diese Woche noch zu Marius gesagt, dass kein Baby der Welt jemals so nachhaltige Begeisterungsstürme in uns ausgelöst hat und wir noch nie so von einem Baby gedanklich eingenommen waren. Mathilda hingegen begeistert uns immer noch jeden Tag. Genau wie Kimba und Bongo oder die Tiere im Wald. Bei Kindern ist es ein „Oh, süß!“ bei Tieren ein „OH MY FUCKIN‘ GOODNESS – Können wir es adoptieren?!“


Was gab es neben Babys in dieser Woche sonst noch? Viel Zeit für uns. Wir haben Malefiz* gespielt (ich zum ersten Mal und gleich unsterblich verliebt), sind wandern gewesen, haben Wildkräuter gesammelt und gegessen, haben die Sonne genossen, Eis gegessen, Tischtennis gespielt, gelesen, gekuschelt (mit Mäuschen natürlich ;-) ), gelacht und insgesamt mal ein paar Tage NICHTS für und auch nicht mit anderen (Menschen) gemacht. Echt gar nichts. Das tat uns beiden enorm gut.


Mega gut angekommen ist dann noch mein Beitrag gestern bzgl. des ewigen Bodyshaming-Shits. Ich hab ihn auf Facebook und Instagram veröffentlicht und er ist mit Abstand einer der beliebtesten Posts. Traurig und tröstlich zugleich.

Es entstand eine Welle der Komplimente an mich. Darüber habe ich mich zwar gefreut, gleichzeitig war es aber irgendwie (gefühlt für mich) am Thema vorbei. Ich wollte Mut machen, inspirieren, zum Nachdenken anregen und nicht Komplimente einsammeln. Aber ich will mich nicht beschweren :-)

Mir aber wünschen, dass wir alle (ich selbst mit eingeschlossen) daran arbeiten, Menschen insgesamt weniger zu be- und verurteilen. Auch meine Oma zum Beispiel wurde hart angegangen, obwohl sie niemand kennt.

Auch hierzu hatte ich auf Instagram in der Story kürzlich etwas gesagt. Viele haben mich gefragt, wieso ich überhaupt Kontakt zu meiner Oma habe. Die Antwort ist ganz leicht: meine Oma besteht aus mehr, als diesem Teil. Meine Oma ist eine gute Zuhörerin, war für mich als Kind eine gute und lehrreiche Oma. Meine Oma ist einer der wenigen Menschen in meiner Familie, der sich wirklich aufrichtig für mich und mein Leben interessiert.

Wir Menschen sind mehr, als unsere Fehler, als unsere Ecken und Kanten. Auch wenn wir große Fehler, Ecken und Kanten haben, sind wir doch meist nicht einfach nur böse. Zumindest trifft das auf den Großteil der Menschen zu. Das bedeutet nicht, dass Fehlverhalten akzeptiert werden muss und legitim ist. Es bedeutet nur, dass nicht der ganze Mensch gleich in den Müll geworfen werden muss. Wir wären ziemlich einsam, wenn wir jeden Menschen auf Grund seiner individuellen Fehler so abwertend behandeln würden, wie manche es sich für meine Oma von mir wünschen.

Haben wir nicht alle irgendetwas an uns, das irgendwie „fehlerhaft“ ist? Manche von uns belügen sich oder andere, wieder andere verletzen sich selbst oder andere mit Worten oder Taten und es gibt Menschen, die üben Gewalt aus, in dem sie schweigen. Gewalt ist allgegenwärtig, das schrieb ich schon mal. Und doch ist da eben auch Liebe. Sehr viel Liebe.

Wenn ich alles, was mich an meiner Oma stört, beiseite lasse, dann sehe ich eine Frau, die auf der Suche nach Liebe ist. Die voller Selbstzweifel ist. UND ich sehe eine (nämlich meine!) Oma, die ihre Enkelin (nämlich mich!) liebt. Meine Oma hat viele Facetten, manche davon sind schrecklich, andere wundervoll.

Ich hatte auch erzählt, dass ich meiner Oma eine Chance geben möchte. Jetzt, wo ich einen Mix aus gewaltfreier Kommunikation und Focusing lerne und wodurch sich mir ganz neue Formen des Austausch und des Verständnisses mit meiner Oma ergeben. Ich habe 33 Jahre nie was dazu gesagt, wie sie mich behandelt. Oft sogar zugestimmt oder beschwichtigt.

Jetzt, wo ich meine Kommunikation aber verändere und einmal klar und deutlich etwas gesagt habe, zeigt sich eine aufrichtige Oma. Eine, die Kritik ab kann und durchaus auch in der Lage zu sein scheint, sich Fehler einzugestehen und zu lernen. Auch das ist etwas, das ich an meiner Oma wirklich sehr schätze und das so viel mehr wiegt, als der Teil, der mich abschätzig behandelt.

Ich habe noch eine Oma. Allein das ist SO VIEL wert. Mir ist nämlich, als Marius nachgefragt hat, aufgefallen, dass wir nie über ihre Familie gesprochen haben. Über ihre Vergangenheit, ihre Sorgen und Nöte, auch als alleinerziehende Mutter von vier Kindern. Warum ist sie, wie sie ist? Wer oder was hat sie so werden lassen und dazu gebracht, ihre vier Kinder so grauenvoll zu behandeln? Ich habe das Glück, meine Oma noch fragen zu können und langsam auch den Mut dazu.


Mal wieder ein sehr tiefsinniger Sonntag heute, wa? Das war es jedenfalls von unserer Woche und vor allem von meinen Gedanken. Wir werden das Wetter heute weiter genießen, Familie besuchen und grillen. Besser kann ein Sonntag kaum noch werden.

4 Antworten auf „Immer wieder Sonntags 162“

Dein Facebook Post hat meine Aufmerksamkeit erregt, wahrscheinlich war es das Wort gewollte Kinderlosigkeit. Ich finde deine Gedanken sehr nachvollziehbar, mir geht es recht ähnlich. Bei mir gibt es keine Anfeindungen deswegen, aber im Internet sind die Leute ja immer etwas leichtfertiger mit so etwas. Kopf hoch und viel Freude mit Mathilda. Jeder hat andere Dinge, mit denen er sein Leben bereichert.

Liebe Susi,
danke für deinen Kommentar! Das Internet ist da tatsächlich eher Fluch als Segen, was sowas angeht. In meinem direkten Umfeld bekomme ich auch keinen Gegenwind. Im weiteren Kreis dann schon, aber dennohc nicht so „krass“ wie online. Unterkriegen lasse ich mich aber natürlich nicht. Ich kann ja jeder zeit abschalten! :-)

„Tiere waren mir schon immer lieber als Menschen“(/Männer)- da musste ich jetzt lachen, das war einer der ersten Sätze, die ich zu meinem Partner gesagt habe, als ich ihn kennen gelernt habe, weswegen er mich oft noch aufzieht :D
Für uns stand schon vor dem Kennenlernen fest, dass wir beide keine Kinder wollen – verstehen auch nur die wenigsten, dass mir das damals mit 23 schon klar war. Ich finde, dass dieser Wunsch bei beiden Partnern gleich ausgeprägt oder eben nicht ausgeprägt sein soll, weil ich Paare kenne, bei denen die Beziehung daran gescheitert ist, aber das ist ein anderes Thema.

Wir selbst beschreiben uns quasi tatsächlich als „zu egoistisch“, um Kinder zu bekommen (und ich finde das nicht einmal als Beleidigung, wenn das jemand anders auch so empfindet). Eine kluge Frau hat uns dann einmal gesagt, dass sie es eher egoistisch fände, wenn man wie manche noch mit 45 unbedingt ein Kind haben wollen, nur um des Kinderkriegens Willen. So sehe ich das dann doch auch. Wir sind das Gegenteil von egoistisch, aber Kinder zu kriegen oder nicht zu kriegen sollte jeder selbst entscheiden dürfen und macht uns alle nicht zu schlechten Menschen.
Und „Kinder sind aber der Sinn des Lebens!!“ ist für mich das sinnloseste aller Argumente – es ist vielleicht bei manchen so, aber es ist nicht zwingend der Sinn JEDES Lebens. Wie Susi im anderen Kommentar schrieb, erleben auch wir im realen Leben deswegen kaum Anfeindungen. im Internet redet es sich da für manche schon leichter.
Und dass manche das mit der Maus in Zusammenhang bringen, finde ich ein bisschen absurd. Darf ich denn kein Mitgefühl zeigen oder mich um etwas kümmern, nur weil ich keine Kinder will? Ich finde es übrigens sehr bewundernswert, dass es noch Menschen wie dich gibt, die da auch wirklich reagieren und etwas tun. :)

Liebe Nati,

danke für deinen Kommentar. Ich seh das mit dem egoistisch genauso (auch was die Tatsache angeht, dass es eben keine Beleidigung ist). Hast es schön auf den Punkt gebracht! Auch was die Kombi mit der Maus angeht. Wobei man sagen muss, dass die Leute im Internet immer ALLES kombinieren (aktuell z.B. auch dass ich mich pflanzlich ernähre, aber die Maus Milch und die Katzen Fleisch bekommen …). Es ist manchmal wirklich anstrengend ;-)

Umso schöner aber von Menschen wie Dir zu lesen, die einen wirklich verstehen!

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