Vor einigen Monaten habe ich unsere Erfahrungen in Bezug auf die Pflegeeinrichtungen, in denen unsere Angehörigen zur Pflege untergebracht sind oder waren, mit euch geteilt.
Schon damals erwähnte ich, dass zwar die negativen Aspekte überwiegen, wir aber auch Positives erlebt haben und uns die Wertschätzung von Pflegeberufen am Herzen liegt.
Heute möchte ich euch deshalb unsere Geschichte erneut erzählen und zeigen, welche Veränderungen großartiges Personal möglich gemacht hat und wie, durch Verbesserungen in Arbeitsbedingungen, die Pflegesituation einer gesamten Station gewandelt werden konnte.
2011 noch in desolatem Zustand
Meine Schwiegermutter kam Anfang 2012 in desolatem Zustand von einem Pflegeheim in Münster in ein Pflegeheim hier in Wuppertal. Unsere Erfahrungen mit dem ersten Pflegeheim waren wirklich erschreckend, weshalb unsere Ansprüche an die neue Unterkunft sehr gering waren.
Und dann plötzlich…
Was wir am Tag der Ankunft meiner Schwiegermutter und in den Wochen & Monaten danach erlebten, übertraf alles, was wir zu träumen wagten. Wenige Stunden nach ihrer Ankunft in Wuppertal kam uns meine Schwiegermutter lächelnd (statt schreiend!) auf dem Gang im Heim entgegen. Zu Fuß!
Sie hatte zuvor Monate im Bett gelegen. Das vorherige Heim erklärte, dies sei eine Folge ihrer Demenz. Sie nun vor uns stehen zu sehen, war das schönste Geschenk dieses Tages. Das neue Pflegepersonal sagte uns, dass sie sämtliche Medikamente abgesetzt hätten und sie nun erst mal neu einstellen würden. Wir waren so glücklich!
Sprechenden wird geholfen
Im „neuen Heim“ gab es zu Beginn ein Problem. Damals war es so, dass meine Schwiegermutter oft Stunden in ihren eigenen Fäkalien lag, weil einfach nicht genügend Personen für die Station da waren. Wir sollten, nach einem langen und sehr offenen Gespräch mit den Pflegekräften, einen Beschwerdebogen ausfüllen mit Verbesserungsvorschlägen und der Bitte nach mehr Personal für die Station. Dieser Bitte kam man nur wenige Wochen später nach. Seitdem hat sich viel verändert und ich habe noch keine Einrichtung gesehen, die besser aufgestellt ist, als diese.
Heute kommt spätestens jede Stunde jemand rein und sieht nach ihr, es gibt spezielle Aktivitäten, auch für Schwerstpflegefälle wie sie einer ist und die gesamte Stimmung auf der Station hat sich verbessert, so dass auch wir Angehörigen ein viel besseres Gefühl haben.
Wenn es Probleme, Fragen oder Nöte gibt, werden wir als Angehörige informiert. Es finden regelmäßige Gespräche statt, in denen wir auch dazu angehalten werden, Kritik zu äußern – die seit dem Vorfall vor acht Jahren aber nie wieder nötig war.
Die Unterschiede mit mehr Pflege-Kraft sind eklatant
Was für einen Unterschied mehr Pflege-Kraft macht wird uns seitdem regelmäßig vor Augen geführt. In der Einrichtung meiner Schwiegermutter gibt es seit den Veränderungen Zeit für „Extras. Sie wird z.B. zum Essen sanft geweckt, wenn sie schläft, zum „Snoezlen“ (Entspannungstechnik) abgeholt, man spielt ihre Lieblingsmusik ab, liest aus Büchern vor, flechtet ihr die Haare und trägt Parfum auf. Zum Geburtstag gibt es besondere Geschenke, die zu den Bewohnern passen.
Unendlich dankbar
Wir sind den Pflegekräften unendlich dankbar. Insbesondere weil sie meine Schwiegermutter ernst nehmen & mit absolutem Respekt behandeln, obwohl sie ein Schwerstpflegefall ist, der außer Schlucken nichts mehr alleine kann (auch nicht sprechen, sich frei bewegen, gehen, umdrehen, aufrichten o.ä.). Es ist nicht mal sicher, was genau sie mitbekommt und doch wird sie so behandelt, wie man es sich als Angehöriger wünscht. Immer liebevoll, mit dem notwendigen Respekt.
Viele Einrichtungen in Deutschland sind noch nicht so weit. Der Mangel an Personal macht es ihnen unmöglich, eine adäquate und menschenwürdige Unterbringung & Pflege zu gewährleisten.. Oft wird aber auch gar nicht kommuniziert, was es braucht, damit mehr Pflege-Kraft geleistet werden kann. Aber das kann sofort geändert werden.
Pflege in Deutschland hat Potenzial
Die Pflege in Deutschland hat Potenzial, gerade wenn alle Seiten die Chance zur Kommunikation nutzen. Pflegekräfte sind oft am Limit und ohne sie würde gar nichts mehr gehen, deshalb sollten die Arbeitsbedingungen und dadurch auch die Lebensbedingungen der Patienten revolutioniert werden.
Eine Antwort auf „Deutschland braucht mehr Pflege-Kraft“
Danke schön für mal einen positiven Artikel, leider stoßen wir immer noch auf soviel Panik und Ablehnung, wenn es um eine stationäre Pflegeeinrichtung geht. Leider passiert es so oft das man den Angehörigen dann irgendwo da wo was frei ist unterbringen muss, ohne eine Möglichkeit zu haben eine Wahl zu haben. Meistens weil man sich mit dem thema garnicht beschäftigen will. 80% der Anfragen die ich bekomme sind „mein Angehöriger ist im Krankenhaus und wir brauchen gestern einen Pflegeplatz“. Wie oft hatte ich verzweifelt weinende Angehörige am Telefon die 30 und mehr Einrichtungen angerufen haben und keinen Platz finden konnten. Oder die ganz schnell umziehen wollen, weil sie bis zu 50km fahren müssen, weil dort das nächste freie Bett war und man so kaum Besuche bewältigen kann.
Dann die andere Kehrseite, wir müssen immer teurer werden, weil das Personal zu recht mehr verdienen will. Wo Mangel ist kann man fast jeden Preis aufrufen.
Da freue ich mich das ab 1.01.2020 sich das Sozialhilfe gesetzt deutlich zum Vorteil für Angehörige ändert.
Sonst sind dir Sachen vom Herrn Spahn nett gemeint, aber bringen nichts. Die 13.000 Stellen machen nur aus 25.000 offenen Stellen 38.000…. die generalisierte Ausbilung wird wahrscheinlich auch ein Desaster für den altenpflegebereich.
Alleine bei uns im Haus müssen die Bewohner nun 1;30€ pro Tag mehr zahlen für die generalisierte Ausbildung, dazu kommt noch unsere notwendige Erhöhung der pflegbedingten Kosten. Das macht wahrscheinlich 150€ Mehrbelastung für die Bewohner aus.
Die nächste Mähr, eine Pflegeeinrichtung darf seine Preise nichtmal selbst bestimmen, da kürzt mir die Krankenkasse das weg was nicht zum Durchschnitt passt, wir sind aber nicht der Durchschnitt.
Wenn wir weg können von dieser furchtbaren Dokumentation und den andauernden Kontrollen (gibt es ja auch nette neue ab nächstem Jahr die meine Pflegekräften wieder wertvolle Zeit rauben) wäre einiges schöner. Oder die Fachkraft endlich lockern und das gesetzt anpassen. Altenpflege ist keine Intensiv Medizin. Da reicht zu bestimmten Zeiten anwesende Fachkraft vollkommen aus, dazu die pflegehelfer in den anderen Zeiten, fertig. Würde kosten und Personal sparen, das wir jedenfalls dann wieder mehr in anderes Personal investieren könnten, zum Beispiel in Springer die rein nur für krank und Urlaub auf Abruf da sind, sodass da weniger Belastung stattfindet.