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Kolumne

Immer wieder Sonntags 215

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|Gesehen| „6 Gründe gegen eine vegane Ernährung
|Gehört| meine Playlists, Tom Rosenthal „Hope“ , Wilhelmine „Komm wie du bist
|Getan| gearbeitet, getanzt, gekocht, geschrieben, gegangen, gelesen, gefreut, gepäppelt, geweint
|Gefreut| über Stare, Regen und Mäuse-Retter
|Gelesen|How not to diet*“ von Dr. Michael Greger
|Gekauft| Aquarellpapier*, Kopfhörer* für Marius
|Geliebt| Regen!, Spaziergänge, Mäusebabys retten
|Geschrieben| Stell dich nicht so an! – Warum Menschen die Gefühle anderer klein reden„, einen neuen Essensplan, einen neuen #mindfulmonday zum Thema Bedingungslos l(i)eben, sowie „Beltane Zuhause feiern – 5 einfache Ideen“ und neue Buchinspiration für Mai
|Geplant| das Auto muss zum TÜV, ansonsten ist neben der Arbeit nichts weiter geplant


Mäuserettung

Vor wenigen Wochen haben Marius & Ich uns dazu entschieden, uns als „Päppler“ in einer Wildtier Notfälle Gruppe listen zu lassen. Denn im direkten Umkreis von ungefähr 35 Kilometern rund um Wuppertal gibt es niemanden, der verwaiste Wildmäuschen aufnimmt, um sie zu päppeln und wieder auszuwildern.

Ich bin seit etwas über einem Jahr in dieser Gruppe und habe immer wieder mitbekommen, dass es Schwierigkeiten bei der Vermittlung gab, weil sich nicht sofort eine Pflegestelle finden ließ und das hat ewig in mir gearbeitet. Jetzt also haben wir es, bezogen auf die Gruppe, „offiziell“ gemacht.

Donnerstag früh gab es dann den ersten Hilferuf aus Schalksmühle. Dort waren fünf Nackedeis in einer Badewanne in einem nicht genutzten Badezimmer gefunden worden.

So kleine Minis durch zu kriegen, gleicht einem Glücksspiel. Aber wir waren uns einig, es zumindest zu versuchen. Die Finderin hat sich von Schalksmühle aus auf den Weg nach Wuppertal gemacht und mir die Minis gegen Mittag gebracht.

Hier kamen sie dann direkt in ein gewärmtes Handtuch-Nest, um sich erst mal aufwärmen zu können. Nach wenigen Stunden starb bereits das schwächste Baby.

Während die verbliebenen eingekuschelt im Nest, spätestens alle zwei Stunden Milch mit dem Pinsel gereicht bekamen, zogen am Abend acht weitere Welpen aus Schwerte ein. Die aller Kleinsten waren genauso groß wie die Nackedeis, einige andere aus dem Wurf schienen schon etwas älter zu sein.

Kurz nach der Ankunft der etwas größeren Mäuschen starben innerhalb weniger Sekunden zwei weitere Nackedeis :-( . Die Nacht hinweg versuchten wir alles, um die übrigen beiden Minis nicht zu verlieren. Aber leider war alle Mühe vergebens. Gegen zwei und halb vier starben auch die anderen beiden.

Bei den acht Pupsis hatten wir zwei weitere Sorgenkinder. Das eine seht ihr oben auf dem Foto in der blauen Socke. Es ist so groß wie eine große Hummel. Zwar aß es die ganze Zeit relativ gut, aber es war insgesamt dennoch sehr schwach. Wir holten es aus der Gruppe, weil es immer wieder überrannt wurde und aus dem Hauptnest fiel, so dass es unterkühlte. Im Extra-Nest bekam es mehr Wärme und wir versuchen immer wieder, es zu füttern. Zum Abend des zweiten Tages hin wurde es allerdings immer schwächer, stellte später das Essen ein und verstarb dann.

Die anderen sieben haben wir nun aber den vierten Tag bei uns und es scheint, als seien alle über den Berg. Das zweite Sorgenkind scheint soweit fit zu sein und hat mittlerweile als letztes Baby im Wurf die Augen geöffnet.

Seit gestern haben sie sich ein eigenes unterirdisches Gehege gebaut und wir sehen die Großen nur noch mit etwas Glück, wenn sie sich was zu essen suchen oder gerade oberirdisch unterwegs sind. Wenn alles gut läuft, können wir sie in ca. 10 Tagen alle gemeinsam auswildern.

Mitgefühl gegenüber allen Lebewesen – lächerlich?

Dieses Thema hat gleich zwei Ebenen. Zum einen die „So viel Aufwand für so ein Tier“ und die „Wie willst du dann erst trauern, wenn mal ein Mensch stirbt“ Ebene.

So viel Aufwand für so ein Tier
Mich hat es beeindruckt, mit Glück und Verbundenheit erfüllt, , dass sich die Finderinnen der Mäuschen bzw. im Fall der acht Welpen aus Schwerte sogar eine Unbeteiligte Frau, so sehr für die Mäuse eingesetzt haben und sie 30 – 60 Minuten Fahrt auf sich nahmen, um die Mäuse zu retten. Das hat mich richtig zu Tränen gerührt.

Andere sehen das anders. Ich hatte das Thema ja schon mal bei Mathilda und später auch bei Bella. Uns wurde nicht selten gesagt, dass man sowas besser die Natur regeln lässt oder dass sich der Aufwand gar nicht lohnt. Wozu wolle und solle man so viel Energie in Schädlinge stecken.

Tatsächlich werden Mäuse und Ratten (noch viel mehr) mit allen Mitteln bekämpft. Besonders gerne mit Mäusefallen und Rattengift. Letzteres sorgt dafür, dass die Tiere innerlich verbluten und einem qualvollen Tod erliegen. Aber wie immer alles normal.

SO normal, dass man sich lieber wundert, warum wir so viel Aufwand betreiben, anstatt sich zu wundern, dass es völlig anerkannt ist, Tiere wissentlich zu quälen und zu töten. Weil „Was soll man auch anderes gegen die machen, die wird man ja nicht mehr los!“.

Dass Mäuse und Ratten für unser Ökosystem eine wichtige Rolle spielen (vgl. dazu hier oder hier) wissen viele nicht. Es interessiert sie aber auch gar nicht.

Wie willst du dann erst trauern, wenn mal ein Mensch stirbt?
Ein weiterer Punkt, der in unserer Gesellschaft ganz generell immer wieder für Irritation sorgt, sind Mitgefühl und Trauer anderen Lebewesen gegenüber. Insbesondere, wenn es über den Hund und die Katze hinaus geht. Man hat immer wieder das Gefühl, es gibt festgelegte Regeln, wann man wie zu trauern hat.

In unserer Familie war es zum Glück schon immer „erlaubt“, jedes Lebewesen zu betrauern und gebührend zu verabschieden. Und obwohl ich mit anderen Prägungen aufgewachsen bin, habe ich über die Jahre das Gefühl entwickelt, dass es eher seltsam ist, über den Tod gewisser Tierarten zu weinen. Wie kann man den Tod eines Wellensittichs, eines Mäuschens, eines Meerschweinchens, einer Taube oder gar einer Vogelspinne betrauern? Wie will man dann erst trauern, wenn wirklich mal ein wichtiger Teil des Lebens stirbt? Ich finde diese Gedanken und die Kategorisierung in wichtig/unwichtig oder wertvoll/wertlos widerlich.

Gesellschaftliche Normen hinterlassen auch bei mir Spuren
Und doch habe ich mich vorgestern komisch dabei gefühlt, so dermaßen traurig zu sein, dass die Würmchen gestorben sind. Den Tag über habe ich die Traurigkeit verdrängt und als ich abends über die sozialen Medien erzählen wollte, dass wir insgesamt sechs Schützlinge verloren hatten, kamen mir die Tränen.

Erst da bemerkte ich, wie unglaublich sehr es mich mitnahm, den Kampf für die Pupsis verloren zu haben. Gleichzeitig hatte ich das Gefühl, obwohl ich wusste und weiß, dass wir alles getan haben, dass wir vielleicht irgendwas übersehen oder falsch gemacht haben. Es tut mir so leid, dass diese kleinen Wesen gleich nach ihrerer Geburt ihre Mama verloren haben und vermutlich mit einem Angstgefühl sterben mussten.

Ich habe mich mit meiner Traurigkeit dann bei Instagram / Facebook in der Story gezeigt, obwohl ich Schiss hatte, wieder als Freak abgestempelt zu werden. Denn auch wenn sich viele positiv dazu äußern, merke ich auch, wie einige das belächeln.

Um mir selbst treu zu bleiben und auch, um diese elendige Grenze endlich zu überschreiten, nahm ich doch Videos dazu auf und zeigte mich. Das tat mir sehr gut. Letzten Endes passierte aber noch etwas: In den nächsten 24 Stunden erreichten mich unglaublich viele Nachrichten darüber, was andere in ähnlichen Situationen erlebten.

Sie wurden ausgelacht, teilweise sogar verbal angegangen, weil sie sich nicht nur für Tiere in Not, die außerhalb der deutschen liebsten Haustiere waren, einsetzten, sondern auch deren Leid & Tod betrauerten. „Ist doch nur eine Maus/ein Marder/eine Ratte/eine Hummel/eine Taube/ein…“.

Mir ist bewusst geworden, dass es wie immer viel mehr über die anderen aussagt, als über mich. Dass ich stolz sein kann, kein gefühlskalter Idiot zu sein. Mitgefühl zu haben, zu trauern über jedes Lebewesen und überhaupt Gefühle äußern zu können, das ist für mich nicht freakig, sondern eine Bereicherung.

Ich habe mir fest vorgenommen, mich für diese Bereicherung in Zukunft nie wieder zu schämen. Vor niemandem.

Zwischen Authentizität und „Bin ich richtig?“

Überhaupt habe ich mich entschlossen, mich noch mehr zu zeigen. MICH mit dem, was mich WIRKLICH beschäftigt, interessiert und ausmacht. Es gibt Teile, die ich von der Öffentlichkeit immer fern gehalten habe, aus Angst abgestempelt zu werden. Denn selbst das bisschen „nicht gesellschaftlich anerkannte“, das ich bisher von mir gezeigt habe, sorgte bereits auf allen Ebenen und in sämtlichen Bereichen für kritische Blicke, hochgezogene Augenbrauen und Lästereien. Als jemand, der immer allen gefallen wollte, hat mich das maximal verunsichert.

2018 wurde mir in einem Workshop, in dem es um Schattengefühle ging, in einer der Übungen gesagt, dass ich nicht authentisch bin. Erst war ich total schockiert, fast schon wütend. Ich wurde von Außenstehenden immer als jemand bezeichnet, der besonders authentisch ist. Und verglichen mit der angepassten Masse mag das sogar stimmen. Ich selbst habe mich immer als authentisch wahr genommen. Aber wenige Sekunden später bemerkte ich, dass mein Gegenüber einen wunden (und wahren!) Punkt getroffen hatte.

Denn in diesem Moment und in vielen anderen Momenten meines Lebens versteck(t)e ich mich. Meine Ansichten, meine Werte und Normen, meine Gefühle, meine Gedanken, meine Sehnsüchte und nicht selten mich im Gesamten. Aus Angst davor, abgelehnt, belächelt und abgestempelt zu werden.

In meinem Umfeld war es normal, sich über zu viel Esoterik, zu viel anders sein und alles, was sonst nicht „der Norm entsprach“ lustig zu machen. Selbst dann, wenn man es im Kern interessant oder vielleicht sogar gut fand.

Ich habe in den letzten Jahren häufig damit zu kämpfen gehabt, dass mich Menschen aus meinem Umfeld, als seltsam, völlig abgedreht, zu vegan, zu esoterisch oder sonst irgendwie „falsch“ bezeichneten.

Und auch über meine Blogs und die sozialen Medien wurde mir von wildfremden Menschen, die mir aber schon lange folgten, immer wieder mitgeteilt, wie seltsam ich „geworden“ bin und dass ihnen das zu viel ist und sie hoffen, dass ich wieder normal werde. Meine Internetpräsenz hat darunter gelitten, dass ich ich bin und mich verändere.

Ich lasse zu, dass ich mich nicht richtig fühle, wenn ich mich zeige. Mein Bedürfnis, allen zu gefallen (und damit „der Norm zu entsprechen“) kollidiert mit der Sandra, die ich wirklich bin.

Die Sandra, die Tiere rettet und schätzt, seien sie auch noch so klein. Die sich für Spiritualität und Esoterik, für Wildkräuter, keltische Feste, Ausdruckstänze, Rituale, Tarot, Zeichen des Himmels, die Natur im Gesamten, Frauenworkshps, das Räuchern und Tierschutz interessiert. Der es nicht egal ist, wie Tiere gehalten werden und wie sich der Konsum auf unsere gesamte Umwelt auswirkt. Die Sandra, die ihren Beruf selbst kreiert, die vielseitig und eingeschränkt, tiefsinnig und oberflächlich, albern und ernst, interessiert und desinteressiert, naiv und realistisch, bodenständig und abgehoben, spirituell und atheistisch, fröhlich und traurig, engagiert und faul, beflügelt und leidenschaftslos, achtsam und unachtsam, empathisch und gefühlskalt, aggressiv und friedlich, kreativ und ideenlos ist.

Ich möchte nicht mehr meine Meinung und mein Sein verstecken, nur um möglichst wenig anzuecken. Entsprechend habe ich mich in den letzten Wochen und Monaten an Themen heran getraut, die sonst für mich tabu waren. Dazu gehört z.B. auch mein Posting auf Facebook bzw. Instagram zum Thema Fische und die Qualen, die sie erleiden müssen.

Angst vor dem Mob

Wenn solche Beiträge online gehen, habe ich ein Stück weit Angst vor den Reaktionen. Denn das Internet reagiert SOFORT und im Schutze der Anonymität nicht selten widerlich. Die befürchteten Reaktionen blieben allerdings aus.

Und doch bemerke ich, dass weniger Menschen kommentieren, liken und etliche entfolgen – das „Ich bin nicht richtig“ ploppt auf. Der Druck in dieser virtuellen Welt, der durch solche Techniken auf den Einzelnen ausgeübt wird, ist hoch. Auch für Menschen wie mich, die sich schon immer gegen den Like- und Follower-Wahnsinn gewehrt bzw. sogar aktiv dagegen gehandelt haben.

Mein Verhalten, mein Sein, meine Fotos und mein Content sind nicht massenkompatibel. Langsam schaffe ich es, mich dem Druck des Stroms zu entziehen und stolz darauf zu sein, dass ich eben nicht so bin, wie alle anderen und gerade deshalb viele Menschen inspiriere und mit dem, was ich liebe, erfolgreich bin.

Regen, Stare und was sonst so los war

Gefreut habe ich mich in dieser Woche ganz besonders über den Regen. Die Dürre der letzten Jahre und die Auswirkungen auf die Natur bedrücken mich. Die letzten Wochen hat es in Wuppertal gar nicht mehr geregnet, entsprechend wichtig ist die aktuelle Regenfront.

Marius und ich waren am ersten Regentag passend zum Platzregen draußen und es war großartig. Nass geregnet bis auf die Haut. Herrlich!

Völlig aus dem Häuschen war ich in dieser Woche, als ich bemerkt habe, dass wir hier in unserer Gegend ca. vier Stare haben. Ich habe bisher noch nie einen Star „live“ gesehen und dachte bei der ersten Begegnung noch, dass er sch vielleicht einfach verflogen hat. Als wir auf dem Balkon saßen, flogen aber weitere Stare direkt vor unserer Nase von Baum zu Baum. Seit dem sehe ich sie fast täglich. So toll :-)

Ansonsten war in dieser Woche nix mehr los, das was hier steht, reicht aber ja auch aus, um euch für eine Weile mit dem Lesen zu beschäftigen.

Ich wünsche euch einen schönen Sonntag und einen guten Start in die neue Woche.

3 Antworten auf „Immer wieder Sonntags 215“

Hallo Sandra,
seit 2 Tagen habe ich hier im Browser deinen Artikel offen und endlich Zeit gefunden, ihn zu lesen.

Dazu eine Frage, die mir in den Sinn kam. Was machst du mit den Mäusebabys, die es nicht geschafft haben? Kriegen sie eine Art Bestattung?

Ich habe übrigens Respekt davor, denn es bedeutet echt viel Arbeit und Einschränkung (ständig füttern, auch nachts), die Kleinen zu päppeln. Klappt das Auswildern eigentlich immer oder kann das problematisch werden?

Liebe Grüße

Huhu Hasi ;-)

wir haben die sechs, die es nicht geschafft haben, im Wald gemeinsam vergraben und Blümchen drauf gelegt :-) Also ja, es gab eine Bestattung.
Wegen der Auswilderung ist das Wichtigste, dass die Mäuse nicht zahm werden und fit sind. Ersteres versuchen wir zu verhindern, in dem wir keinen direkten Kontakt zu ihnen haben (das klappt gut) und zweiteres wird sich noch herausstellen in Bezug auf das kleinste Sorgenkind. Dem Mäuschen geht es deutlich besser, aber es ist immer noch deutlich „unterentwickelt“ im Vergleich zu allen anderen Mäusen. Aktuell gehen wir aber davon aus, dass es in 10 Tagen aber so weit ist.

Liebe Grüße
Sanni

Aha… Das klingt gut. Ich hoffe, ihr kriegt das Sorgenkind auch gut durch ?ich habe das schon bei eurer ersten Aktion verfolgt und fand das echt spannend.
Die Versuchung ist bestimmt gross, die süßen Kleinen streicheln zu wollen.

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