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Kolumne

Immer wieder Sonntags 275

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|Gesehen| Mutterkorn: Hexenwahn, Ergotismus und LSD – Standort, Inhaltsstoffe, Wirkung, Geschichte (ich finde die Videos von Buschfunkistan großartig! So viel interessantes Wissen, das da vermittelt wird), „Wie ist das Zoophil zu sein?“ (schwer zu ertragen und anwidernd. Den Missbrauch von Tieren so darzustellen, als wäre das eine einvernehmliche Sache und puh. Die Neigung ist das eine, sie auszuleben und als gut darzustellen etwas ganz anderes.), „Tierschützer reagiert auf den PRIVAT ZOO von Prinz Marcus“ (ich zitiere den Kommentar von Chuck Norris unter dem Video: „So ein kaputter Mensch der Marcus. So reich und doch so arm.“), „Wie deine Stimmung beeinflusst wird – State-Dependent Memory“ (auch die Videos von Dami Charf finde ich immer wieder interessant und lehrreich) und „Lidls Veganes Kochstudio“ (unfassbarer Fremdschäm-Cringe-Modus in Bezug auf Ralf Möller, finde ihn ganz schlimm aufgesetzt, freue mich aber gleichzeitig über das Format, das die breite Masse erreicht)
|Gehört| Antony & The Johnsons „Hope There’s Someone„, Madeleine Juno „Sommer, Sonne, Depression„, das Cover zu „Visions of Gideon“ von Malte Marten und Josephine Pia Wild, Brandi Carlile „Right on Time„, sowie meine Playlists
|Getan| gehofft, Abschied genommen, geweint, gegangen, gelesen, gearbeitet, geredet
|Gefreut| über Geschenke für die Ratten & uns, Besuch von Marius Cousin und Zeit mit Bella
|Gelesen|Chaosqueen und Traumtänzer*“ – ein Ratgeber für Erwachsene mit ADHS (das Buch habe ich bisher gekonnt ignoriert, weil ich den Titel so fürchterlich finde, bin vom Inhalt aber positiv überrascht)
|Gekauft| Glasbehälter mit Deckel* (waren bzw. SIND im Angebot stark reduziert – echtes Schnäppchen. Zum Vergleich: bei Lidl gab es gerade drei solcher Behälter für 9,99€. Hier sind es 10 für knapp 15€), neue Ohrpolster* für meine Bose-Kopfhörer, das neue Multinährstoffpräparat „ProVeg Essentials„, das von Niko Rittenau konzipiert wurde und „Federleicht – Die kreative Schreibwerkstatt*“
|Geschrieben| Nix
|Geplant| morgen wird Torvi operiert, außerdem sind wir zum Kegeln verabredet und ich habe Ergotherapie 

Abschied von Bella

Bella ging es seit letztem Samstag nicht gut und ihre Atmung wurde immer schlechter. Nachdem wir Montag mit ihr bei unserer Tierärztin waren, hatten wir noch etwas Hoffnung, dass es ein schwerer Atemwegsinfekt oder etwas mit dem Herzen ist. Das wäre beides etwas gewesen, das man möglicherweise hätte behandeln können.  Wir bekamen ein Antibiotikum, Schleimlöser, sowie ein Mittel zur Stärkung der Atemwege mit. Außerdem bekam sie von uns Schmerzmittel. Montag und Dienstag verbrachten wir fast den gesamten Tag mit ihr. Sie schlief meist bei einem von uns im Arm, wurde viel gekuschelt und durfte bis spät abends, sowie gleich nach dem Aufstehen mit ins Bett. Das hat sie sichtlich genossen und beruhigt. Die Medikamente verbesserten zwar Bellas Allgemeinzustand, hatten auf ihre Atmung allerdings keinen Effekt.

Selbst Torvi und Wiesel, die insgesamt eher etwas ruppiger und unbedarft im Umgang mit Bella waren, haben sich am letzten Tag zu ihr auf den Boden gelegt. Im kuscheligen Häuschen bekam sie vermutlich zu wenig Luft, wenn Torvi und Wiesel um sie herum oder gar auf ihr lagen.

Mittwoch hatten wir für 09:00 Uhr einen weiteren Termin bei der Tierärztin. Wir hatten vereinbart, dass Bella. für ein Röntgenbild der Lunge. in Narkose gelegt wird. Nur so lässt sich abklären, ob in der Lunge mehr los ist. 

Wir waren weiterhin einigermaßen hoffnungsvoll, weil ein Lungentumor bei Wildratten verhältnismäßig selten ist und es  viele andere Möglichkeiten gibt. Leider war das Bild, das ich von Bella im Wartezimmer machte, das letzte Foto.

Das Röntgenbild war leider mehr als eindeutig. Bella hatte einen großen Tumor in der Lunge. Ihre Lunge zeigte sich auf dem Bild auch nicht schwarz, sondern fast weiß, es war also kaum noch ein Freiraum für Luft vorhanden. 

Mit diesem Wissen war unmissverständlich klar, dass wir Bella nur helfen, indem wir sie von ihrem Leid erlösen.

Für Bella 🐀

„Wenn durch ein Wesen mehr Liebe und Güte, ein wenig mehr Licht und Wahrheit in der Welt war, hat das Leben einen Sinn gehabt.“

Alfred Delp

Ach Bella, was waren das wunderherrlich-wunderwertvolle 2 Jahre mit dir. Als du am 24.07.2019 als Mini-Baby bei uns einzogst, ahnten wir weder, dass du meine Liebe zu Ratten entfachen würdest (Marius musstest du gar nicht erst überzeugen), noch wie sehr du unser Leben bereichern würdest. Wir sind von da an unzertrennlich gewesen. Selbst zur Hausbesichtigung nach Bayern und zum Wandern nahmen wir dich mit 😅

Video von Bella als Welpe anzeigen

Ich habe so unendlich viel von dir gelernt. Welch wundertollen, intelligenten, liebevollen, sensiblen, witzigen & großartigen Wesen ihr Ratten seid! Ich habe gelernt, was Speziesismus WIRKLICH bedeutet, wie wir Menschen uns über euch Tiere stellen, euch als Ungeziefer, Schädlinge oder Plage klassifizieren. Dabei sind wir die größte Plage.“Die kriegst du nicht durch!“, „So ne Wildratte kriegst du nie zahm!“, „Man sollte der Natur besser ihren Lauf lassen!“ sagten die Leute. Uns wäre vieles verwehrt geblieben 💜

Hier geht es zum Video „Wie eine Wildratte mein Leben verändert hat“

Dein grenzenloses Vertrauen in uns hat mir oft Tränen in die Augen getrieben. Diese (nicht mal!) Handvoll Leben. Du hast dich so sicher gefühlt, dass du mitten in der Wohnung unvermittelt einschlafen konntest. Selbst wenn die Katzen dich beobachteten. Oft schliefst du so tief, dass du nichts mehr um dich herum mitbekamst (z.B. als Tilly direkt neben dir eingeschläfert wurde und die Tierärztin sich fast mehr um dich und deine Regungslosigkeit sorgte 🙈). Unzählige Male bist du im Schlaf aus dem Häuschen oder der Hängematte gepurzelt.

Selbst Kimba und Bongo ließen dich gewähren, so dass das Schlafen (unter Aufsicht) in ihrem Fell kein Problem war. Es gibt so viele lustige und schöne Erinnerungen mit dir.

Die letzten Tage warst du fast rund um die Uhr bei uns. Etwas, dass dir früher auch gefallen hätte. In unserer Nähe und frei laufend in der Wohnung hast du dich besonders wohl gefühlt. 

Dienstagabend, als wir gemeinsam auf der Couch saßen, wurde ich traurig. Nicht nur der Gedanke daran, dich möglicherweise gehen zu lassen, trieb mir die Tränen in die Augen. Zu sehen, wie wir Menschen euch Tieren euer Leid oft kaum ansehen können, hat mich zutiefst berührt. Plötzlich rappeltest du dich auf und lecktest minutenlang meine Hand. Deine Stärke und deine Liebe haben mir in diesem Moment fast das Herz zerrissen.

Video anzeigen

Dein Wesen bereichert unser Leben über deinen Tod hinaus. Für all diese Erfahrungen & Erinnerungen sind wir sehr dankbar. Dich gehen zu lassen ist grauenvoll und schmerzhaft. Danke, für zwei witzige, wuselige, spannende, kuschelige, lehrreiche, faszinierende, liebevolle Jahre. Danke, dass du bei uns warst. Wir lieben dich, du Verrückte!

Lustiges Video von Bella anzeigen

Loslassen

In den sozialen Medien schrieb ich vor ein paar Tagen einen Text zum Thema „Loslassen“, dessen Inhalt ich ein Stück korrigieren möchte.

Hier klicken um Text zu lesen
In den letzten Monaten mussten wir viele Liebgewonnene loslassen.
Mir ist dabei etwas aufgefallen, das mich beschäftigt:
Als Bella vorgestern zur Tierärztin musste, hat Marius sich zuvor intensiv von Bella verabschiedet. Er knuddelte, streichelte und knutschte sie und sagte „Mach es gut Mäuselchen, ich liebe dich.“.
Ich blickte angestrengt aus dem Autofenster und zählte Bäume.
Als Bella zum Röntgen abgeholt wurde, sagte ich nicht mal Tschüss. Ich war einerseits fest davon überzeugt, sie lebend wieder zu sehen. Andererseits hatte ich vor allem Angst davor, beim Abschied die Fassung zu verlieren. Das bereue ich. Denn Bella wurde nach der Röntgen-Vollnarkose nicht mehr zurück geholt und ich sah sie nicht mehr lebend.
Erlebnisse wie dieses verfolgen mich, weil ich immer denselben Fehler mache. Ich entscheide mich für Kontrolle und gegen das Loslassen.
Ich weine zwar oft ungewollt, wenn ich wütend bin (der Zusammenhang in Bezug auf meine unterdrückten Gefühle und der Wut ist mir dabei sehr bewusst 💜). Aber nahezu nie, wenn ich abgrundtief-traurig bin. Zumindest oder besonders nicht in Gesellschaft.
Ich habe Angst davor, die Kontrolle zu verlieren. Vor lauter Trauer nicht mehr reden, handeln oder gar leben zu können. Mitleid zu erregen. Andere mit meiner Trauer traurig zu machen. Zur Last zu fallen.
Und am Ende eines jeden Abschieds sitze ich hier und bin gefühlt trauriger als notwendig (auch der Zusammenhang dieser Wortwahl ist mir bewusst 🙈), weil ich den Prozess des Abschieds ab einem gewissen Punkt für mich cancle, um mich nicht zu verlieren. Und verliere dennoch diesen einen intimen, schmerzhaft-besonderen Moment des letzten „Lebewohls“.
Rational betrachtet bin ich absolut überzeugt davon, dass ich nur gewinnen kann, wenn ich meine Trauer GERADE in solchen Momenten zulasse und mein vermeintlich (?) sicheres Gewässer verlasse, in dem ich mich bewege, seit ich lerne, Abschied zu nehmen.
Ich wünsche mir, irgendwann so präsent Abschied nehmen zu können, wie Marius. Seine Art, in den Moment einzutauchen und darin aufzugehen, bewundere und schätze ich sehr 💜
Lerne und übe gerne irgendwann weiter, habe von Abschieden dennoch vorerst genug 😏

Ich schrieb davon, dass ich meine Entscheidung bereue und „immer denselben Fehler mache“. Das stimmt nicht. Es hört sich an, als würde ich meine Art zu trauern nicht gut heißen. Das ist nicht so. Es ging mir um etwas anderes. An diesem Abend konnte ich das nur offenbar nicht so richtig in Worte fassen. 

Meine Gedanken dazu nun noch mal etwas differenzierter:

Bei den Besuchen in der Tierarztpraxis darf nur eine Person das Tier ins Behandlungszimmer begleiten. Marius und ich führten dazu häufiger Gespräche. Da ich, auch dank medizinischer Ausbildung, keine Berührungsängste habe und dort ablaufende Prozesse gut verkrafte, schlug ich schon letztes Jahr vor, diesen Part zu übernehmen.

In der oben beschriebenen Situation saßen wir mit Bella im Auto vor der Praxis der Tierärztin. Mein Ziel war, in diesem Moment, Bella zu begleiten und dabei möglichst „zurechnungsfähig“ zu bleiben, um rationale Entscheidungen treffen und wichtige Informationen verarbeiten zu können. Für Marius war klar, dass er im Auto bleibt und Bella möglicherweise zum letzten Mal lebend sieht. So entschied er sich, sich intensiv von ihr zu verabschieden. Ich hingegen wusste ja, dass ich Bella begleite.

Mich tiefer mit meinen Gefühlen zu verbinden kam zu dieser Zeit nicht infrage für mich. Ich wollte meine Fähigkeit, Informationen zu verarbeiten und rational zu entscheiden, aufrechterhalten. Entsprechend war die Entscheidung, die Kontrolle über meine Gefühle zu behalten, absolut bewusst gewählt. Und auch die Situation als solche wählte ich bewusst.

Mir ist es sogar lieber, solche Situationen alleine „durchzuziehen“, weil ich mit Marius an meiner Seite sofort in Kontakt mit meinen Gefühlen komme und ich genau das dann ja vermeiden möchte. Entsprechend bereue ich meine Entscheidung nicht und würde es jederzeit wieder tun.

Ich wollte mit meinen geteilten Gedanken nicht meine Trauer infrage stellen. Trauer hat unendlich viele Facetten und meine Art zu trauern ist für mich genau die Richtige. Der Moment, in dem ich Bella für die Narkose an die Tierärztin übergab, ohne sie nochmal abzuknutschen, war bewusst gewählt. Ansonsten hätte ich riskiert, den Überblick über die Situation zu verlieren. Das wäre im schlimmsten Fall auf Kosten von Bella gegangen. 

Im vergleichenden Rückblick sehe ich den intimen, intensiven und wunderschönen Moment mit Marius und Bella. Ein Teil in mir wünscht sich ebenfalls auf diese Art ein endgültig letztes Mal „Lebewohl“ gesagt zu haben. Das ist okay so. Der weitaus größere Teil in mir wollte die Sicherheit, dass Bella gut und richtig behandelt wird und keine falschen Entscheidungen getroffen werden. Ich sehe es entgegen meinen Aussagen in dem obigen Zitat nicht als Fehler an, mich für die Kontrolle entschieden zu haben.

Wir beide haben unsere Zeit mit Bella sehr intensiv genutzt, uns verabschiedet und unserer Trauer Raum gegeben. Selbst wenn nicht, hätte es allerdings nichts zu bereuen gegeben. Darauf komme ich im nächsten Abschnitt nochmal zurück.

Warum es nicht fair ist, vergangene Entscheidungen zu bereuen

Dieser Kommentar unter einem Posting bei Instagram hat mich an ein Thema erinnert, zu dem ich schon oft meine Gedanken teilen wollte: Unsere Neigung, vergangene Entscheidungen zu bereuen und warum ich es uns gegenüber unfair finde. Wie so oft möchte ich meine eigene Geschichte nutzen, um zu verdeutlichen, was ich meine.

Als mein Opa 2013, nur wenige Wochen nach seinem 66. Geburtstag (an dem Einbrecher das Haus meiner Großeltern verwüsteten), an einem Gehirntumor erkrankte, waren wir alle schockiert. Besonders schwierig war die Situation für meine Oma.

Es fiel ihr schwer, meinen Opa im Krankenhaus oder Hospiz zu besuchen und ihm die Unterstützung zukommen zu lassen, die wir alle uns von ihr wünschten. Auch den Wunsch, zu Hause zu sterben, konnte sie ihm nicht erfüllen. Sie war überfordert und voller Ängste. 

Damals machte ich ihr Vorwürfe, war enttäuscht und sauer. Ihr Verhalten kam mir egoistisch vor. So, als würde sie den Mann ihres Lebens aus nichtigen Gründen im Stich lassen. Sie weinte fast ununterbrochen. Immer wieder dachte ich, dass sie sich nicht so anstellen soll. Uns ging es schließlich allen schlecht, aber Opa ja wohl am meisten! 

Erst mit meiner jetzigen Erfahrung, neuem Wissen und erweitertem Blickwinkel kann ich ihr Verhalten anders wahrnehmen und Mitgefühl haben. Aus heutiger Sicht schmerzt mich mein Umgang mit ihr. Dass ich so sauer und enttäuscht war und Abstand von ihr nahm.

In einer Zeit, in der meine Oma mindestens genauso viel Halt gebraucht hätte wie mein Opa, war sie alleine mit ihren Gefühlen. Ich könnte mir Vorwürfe machen und mein Verhalten bereuen. Damit würde ich denselben Fehler begehen wie damals.

Mit meinen (gedanklichen) Vorwürfen und Verurteilungen ihres Verhaltens erreichte ich nichts. Weder für meinen Opa, noch vor sie oder mich. Nun dasselbe mit mir zu tun, hätte denselben Effekt. 

Ich konnte damals nicht sehen, warum oder vielmehr wozu meine Oma sich so verhielt. Ihre unbändigen Ängste, ihre Überforderung, ihre Depression und die beginnende Demenz nahm ich nicht wahr. Sie tat alles, wozu sie zu dieser Zeit in der Lage war. Davon bin ich fest überzeugt. Ihr wozu war schließlich nicht, meinem Opa oder mir zu schaden, sondern Sicherheit für sich zu schaffen.

Für sie war die Lage meines Opas und die Gewissheit, hilflos dabei zusehen zu müssen, wie er stirbt, schlicht unerträglich. Im wahrsten Sinne des Wortes. Sie konnte das nicht tragen. Meine Oma hat für ihre Sandkastenliebe über 50 Jahre das getan, was ihr möglich war. Auch am Sterbebett hat sie damit nicht aufgehört.

Ich war damals nicht in der Lage, meiner Oma Empathie entgegenzubringen. Ihre ausweglose Situation nachzuempfinden und ihr Verhalten anders zu deuten, war mir nicht möglich.

Natürlich wären meine Oma und ich kognitiv / physisch in der Lage gewesen, anders zu handeln. Unsere Handlungen sind aber nicht das Ergebnis der Fähigkeiten, die uns in der Theorie zur Verfügung stehen. Sie entstehen in und aus dem Jetzt und dessen, was wir zu dieser Zeit wissen, denken, fühlen, erleben.

Das ist der springende Punkt: meine damaligen Entscheidungen aus heutiger Sicht zu verurteilen und zu bereuen, ist nicht fair. Es ist nicht fair, weil ich in jeder Sekunde, die auf eine ausgeführte Handlung folgt, eine völlig andere Realität vorfinde. Wir vergessen / missachten bei der Bewertung im Nachhinein die individuellen Umstände, Erfahrungen und Möglichkeiten.

Heute habe ich ein Bewusstsein und Verständnis für menschliche Bedürfnisse entwickelt. Habe gelernt, dass die meisten Menschen darauf verzichten würden, anderen Menschen zu schaden, wenn sie einen Weg kennen würden, ihr Bedürfnis anders zu erfüllen. Ich weiß, wie und warum man versucht, die eigene Komfortzone und Sicherheit aufrecht zu erhalten und wie schmerzhaft und beängstigend es sein kann, sie zu verlieren.

Auch mein Wissen über den Gesundheitszustand meiner Oma oder darüber, wie Menschen trauern, stand mir damals nicht zur Verfügung. Ich erkenne heute, dass wir getan haben, was in jeder dieser Sekunden in unserer Macht stand. 

Genauso ist es mit der Geschichte der Person im obigen Kommentar. Es gab in der damaligen Realität plausible Gründe, so zu handeln. Sie hat sich so verhalten, wie es ihr den Umständen entsprechend möglich war. Alle Optionen, die sich möglicherweise nach der Entscheidung zeigten, sind das Ergebnis einer anderen Realität / anderer Begebenheiten. Damit sind sie für die Möglichkeiten im vergangenen Moment der Entscheidung unrealistisch.

Für dieses und unendlich viele andere Lebensthemen lege ich euch noch mal die Bücher des verstorbenen Psychologen und Autors Marshall B. Rosenberg* ans Herz. Viele seiner Bücher könnt ihr auch kostenfrei über Spotify hören. Ich lerne durch seine Bücher, die ich regelmäßig wieder lese/höre, unwahrscheinlich viel über und für mich und das Leben.

Sorgenkind Torvi & Ratten-Rettung

Als wir, am Abend, nachdem Bella eingeschläfert wurde, Torvi und Wiesel bekuschelten, fiel uns bei Torvi ein „Knubbel“ am Rücken auf 😐 Ich bekam gleich für Freitag früh einen Termin bei der Tierärztin. Wie schon vermutet, ist es leider kein Abszess sondern ein Tumor. Ich bringe Torvi morgen früh in die Praxis. Wiesel kommt als seelische Unterstützung mit. Dort wird der Tumor in einer kleinen OP entfernt. Wir hoffen, dass keine weiteren Probleme auf uns warten.

Gleichzeitig haben wir uns nach meinem Besuch in der Pflegestelle letzten Sonntag, dazu entschieden, vier Farbratten aus der Revier-Ratten-Rettung ein neues Zuhause zu geben. In den letzten vier Monaten seit Pipps Tod versuchen wir irgendwie vergeblich, ein beständiges Rudel aufzubauen. Uns ist wichtig, dass es den Ratten bei uns gut geht. Das tut es unserer Überzeugung nach aber nur in einem größeren Rudel. 

Wiesel & Torvi abzugeben käme für uns nicht in Frage. Die beiden sind schon durch so viele Hände gegangen und sollen hier endlich ankommen dürfen. Der Verantwortung, die die Aufnahme weiterer Ratten mit sich bringt, sind wir uns sehr bewusst. Es werden weitere schmerzhafte Abschiede auf uns warten, das ist absolut sicher. So oder so.

In Not geratenen Tieren für den Rest ihres Lebens (und sei es auch noch so kurz) ein sicheres, schönes Zuhause zu bieten, ist es wert. Insbesondere in Hinblick auf das überwiegende Glück, das diese Tiere in unser Leben bringen.

Und sonst so?

Hier in Wuppertal sagt man „Et muss“. Es liegt eine intensive, traurige und gleichzeitig schöne Woche hinter uns. Wir haben uns zum Glück hin und wieder zum Spaziergang gezwungen. Am Dienstag fand ich dabei, auf einem Weg von knapp fünf Kilometern, all diese unterschiedlichen Federn. Darüber habe ich mich sehr gefreut.

Gestern kam noch Marius Cousin spontan zu Besuch, darüber haben wir uns sehr gefreut. Wir sehen uns insgesamt alle sehr selten.

Gefreut habe ich mich außerdem z.B. über einen Probemonat der Vegan Masterclass. Ich wollte sie schon lange buchen, war mir aber letzten Endes doch zu unsicher. Auch wenn ich noch nicht in alle Kurse reingeschnuppert habe, finde ich sie bisher äußerst bereichernd.

Mein Gehirn ist jetzt leer geschrieben, obwohl in der Tiefe noch irgendeine Idee klingelt. Es ist aber ja auch genug zum Lesen.

Habt einen schönen Sonntag!

Eine Antwort auf „Immer wieder Sonntags 275“

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