Der aktuelle Höhepunkt unserer Stresszeit war definitiv diese Woche. Ich bin eigentlich von morgens bis abends unterwegs und unter Strom gewesen. Insgesamt sollte es ab jetzt wieder etwas ruhiger werden, weil wir die meisten Sachen abgearbeitet haben. Das Schöne an der Sache ist halt weiterhin: wir haben den Stress nicht für irgendeinen Blödmann, sondern für uns.
Diesen Luxus wissen wir von der ersten Sekunde an zu schätzen. Und so sind Zeiten wie jetzt zwar kräftezehrend, wir können uns aber immer mal wieder Zeit frei schaufeln und innehalten.
Dienstag mussten wir mit Bongo zum Tierarzt. Seine Werte haben sich insgesamt verbessert, aber ein Wert, der nachträglich geprüft wurde, spricht für eine beginnende Nierenproblematik. Also wird Bongos Alltag ab sofort mit Medikamenten begleitet werden müssen. Trockenfutter bekommt er eh nicht, insofern steht für ihn glücklicherweise keine zusätzliche, speziellere Diät an.
Für ihn ist das Schlimmste eigentlich, dass er zum Tierarzt muss. Das ist sein absoluter Horror und jeder Besuch wirft ihn echt total aus der Bahn. Armer Kerl. Aber für 6 Monate hat er jetzt vorerst Ruhe. Ich hoffe, dass die Medikamente anschlagen und er keine Probleme bekommt.
Mittwoch gab es mal wieder eine neue Erfahrung. Ich habe nämlich zum ersten Mal Personen, die ich einigermaßen kenne, Social Media Nachhilfe gegeben. Bisher sind meine Kunden mir immer fremd gewesen (und eigentlich mag ich das auch lieber, weil dann ein gewisser Abstand herrscht). Am Mittwoch gab es aber gleich zwei Frauen, die ich bei den Workshops kennen gelernt habe, die Hilfe benötigten. Für beide war das Thema absolutes Neuland und irgendwie fühlte ich mich zurückversetzt zu meinen Anfängen 1998, als ich (damals noch mit meinen Eltern) das erste Mal in einem Chat war. Ich weiß noch wie aufgeregt wir waren, als uns jemand schrieb. Eine völlig verrückte Situation. Ungefähr so war es am Mittwoch auch erst mal für die beiden. Nur ohne piependes Modem :-) Ich hab echt mitgefühlt und war gleichermaßen aufgeregt, obwohl es für mich ja alltäglich ist. Eine schöne, neue Facette in diesem Bereich.
Interessant war auch zu sehen, wie schnell man in diesem Social Media Sog ist. „Was ist denn, wenn ich die Freundschaftsanfrage von xyz nicht annehme, aber die von abc schon? Dann ist die nachher sauer“. Herzlich Willkommen in den „sozialen Medien“ :-)
Mittwoch habe ich mich außerdem dazu entschieden, künftig keine Privatnachrichten mehr auf den Social Media Kanälen zu beantworten. Gerade auf Instagram neigen die Menschen dazu, einem unentwegt Privatnachrichten zu schicken. Für einfach ALLES. Nach einer Story habe ich dann gerne mal bis zu zweihundert Nachrichten im Postfach.
Einige davon enthalten nur sinnlose Smileys. Ein Herz hier, klatschende Hände da, ein lachender Smiley dort. Hier scheiden sich die Geister. Viele lieben die Schnell-Reaktionssmileys und sagen, so wüssten sie, dass die Leute ihr Kram interessiert. Ich hingegen möchte auf Feedback in dieser Form gerne verzichten. Für ehrliche Anregungen und Kritik oder tieferen Austausch bedarf es einfach mehr als einem Smiley. Das ist aber gar nicht der springende Punkt.
Viel mehr geht es um Nachrichten mit sehr privaten Inhalten, die man für gewöhnlich eher mit Freunden oder einem Therapeuten bespricht oder um solche, die sehr private Fragen an mich beinhalten. Und so sehr ich mich auch geehrt fühle, dass man sich für mich interessiert, sich mit mir identifiziert oder in mir eine Art „Freundin“ sieht: das kann ich verständlicherweise nicht leisten! Weder zeitlich noch persönlich.
Es werden sehr oft Grenzen überschritten und ich bin umgekehrt nur schwer in der Lage Grenzen richtig zu setzen. Wenn mir jemand von seiner gerade verstorbenen Mutter erzählt und mich fragt, wie ich das damals mit meinem Vater überlebt habe. Wenn mir jemand schreibt, dass er sich am liebsten umbringen würde/gerade eine Panikattacke hat/sich völlig ungeliebt und einsam fühlt/in einer zugemüllten Wohnung lebt und nächste Woche den Vermieter rein lassen soll, dann kann ich das nicht ignorieren. Das kann ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren.
Menschen erzählen mir von ihren kaputten Beziehungen, von eingeschlafenen Freundschaften, Sexproblemen, blöden Vermietern oder Familienmitgliedern oder Freunden, von ihren Sehnsüchten, Ängsten, Wünschen (…) und fragen um Rat.
Dazu dann fragen wie: „Du Sandra, wo finde ich nochmal dein Rezept/den Artikel/das Foto“ oder „Wie kann ich auf meinem Blog das und das machen?“ „Was muss ich bei der DSGVO beachten?“ „Brauche ich ein Impressum?“ „Ist das Plugin rechtssicher?“. Wenn ich dann antworte, dass man selber mal auf dem Blog suchen oder googlen soll, bekomme ich ein: „Hab ich ja schon, aber ich finde nix.“ als Antwort. Ich könnte also einfach dabei bleiben und jedem Antworten, dass ich keine Zeit habe.
Wenn ich online wöchentlich zwischen 20 und 300 Personen schreiben muss, dass sie das bitte mit ihrer Familie/ihrem Therapeuten besprechen sollen, dass sie eine Antwort auf ihre Frage auch bei Google finden, dass sie das Rezept, das Produkt, den Artikel (…) auf meinem Blog finden, in dem sie das und das machen, dann frisst das beinah genauso viel Zeit, wie allen ausführlich zu antworten. Davon abgesehen ist es auch nicht meine Aufgabe, fremde Menschen darüber aufzuklären, dass ich weder ihre Freundin/Ärztin/Therapeutin, noch persönliche Suchmaschine bin.
Die Grenzen verschwimmen für viele. Sie sehen die Sandra, die viel von sich erzählt. Die so ist, wie sie. Die sie versteht. Die ganz oft dieselben Probleme und Sorgen hat. Viele verfolgen mich seit meinen Anfängen im Internet und „kennen“ mich entsprechend seit vielen Jahren. Genau da passiert oft der Denkfehler. Niemand hier, der mich nur über das Internet verfolgt, kennt mich. Denn auch ich teile nur das, zudem ich bereit bin und was für mich, in Bezug auf meine Arbeit, passend ist. Das mag für den ein oder anderen sehr privat und offen sein, ist aber letzten Endes eben doch nur ein Bruchteil meines Lebens, meiner Persönlichkeit. Meine Blogs, mein Internetauftritt sind kein persönliches Hobby, mit dem ich versuche neue Freunde zu finden, sondern ein Teil meines Berufs. Ich verstehe, wenn das schwer nachvollziehbar ist, aber es ist halt so :-)
Ich bin nicht Eure Freundin. Nicht mal eine gute Bekannte. Ich bin eine Fremde. Und eigentlich sollte man sich entsprechend verhalten. Das haben wir in den sozialen Medien aber gänzlich verlernt bzw. oft gar nicht erst erlernt.
Offline würden wir NIEMALS auf die Idee kommen, einen Fremden anzusprechen und zu sagen: „Meine Mutter ist gestorben, können Sie mir weiterhelfen?“. Offline würden wir NIEMALS einen Fremden fragen: „Haben Sie ihren Job gekündigt? Warum? Und können Sie von ihrer selbstständigen Arbeit leben?“. Niemand würde auf einer Buchmesse irgendeinen Autoren fragen, wie viele Bücher er verkauft hat. Niemand würde seinem Arzt ungefragt ein Foto vom Intimbereich zuschicken und um Ferndiagnose bitten.
Bezogen auf das Grenzen setzen gibt es einen weiteren Grund, weshalb für mich letzten Endes nur die radikale Variante in Frage kam: viele fühlen sich SOFORT persönlich angegriffen. Ich kann gar nicht sagen, wie oft ich mir vor Entsetzen an den Kopf packe. Wenn ich sage: „Hey, such doch mal auf meinem Blog danach / Google doch bitte, ich hab da leider grad keine Zeit.“ und ich als Antwort ein „Na toll, vielen Dank auch. Das wusste ich selber, ich dachte Du würdest mir helfen“ bekomme. Wenn ich nicht (SOFORT!) antworte und mir automatisch vorgeworfen wird, dass ich jetzt plötzlich arrogant geworden bin und mir mein Erfolg zu Kopf gestiegen ist.
Die Leute halten mich für berühmt und werfen mir genau das vor. „Jaja, du bist ja so fame, sorry. So fame bin ich ja nicht.“. Dabei mache ich mir selbst absolut NULL aus Followerzahlen (es ändert weder etwas an mir als Person noch an meinem Beruf ob ich 500, 5000 oder 50.000 Follower habe) und es hat ganz davon abgesehen auch gar nichts mit der Nachrichten-Thematik zu tun. Auch 10 private Nachrichten dieser Art würden mich zu viel meiner Lebenszeit kosten.
Gestern habe ich zur gesamten Thematik ein interessantes Gespräch mit einer Followerin geführt. Sie schrieb mir nämlich eine Nachricht mit dem folgenden Inhalt: „Sandra…geht mich nix an…weiß ich, aber: warum haste gekündigt und kannst du von deiner Selbstständigkeit leben?“ Ich schrieb ihr unter anderem, dass ihre Nachricht ein Paradebeispiel für das ist, was ich meine. Sie schrieb daraufhin, dass sie sich jetzt blöd fühlt, weil sie laut eigener Aussage doch einfach nur meinen Weg bewundern und sich inspirieren lassen wollte und sonst gar nichts Negatives.
Es geht aber nicht darum, ob die Intention der Nachrichten positiv/negativ ist. Ich schätze es sehr, dass ich die Menschen inspiriere, das ist ja meine Intention. Aber: diese private Nachricht ist EINE von 28 gewesen, die ich in 20 Minuten auf meine Story bekam. Und sie selbst schrieb es schon: „Es geht mich nix an, ABER“. Wenn man sich selbst die Frage stellt, ob man das a) einen Fremden auf der Straße fragen würde oder b) an meiner Stelle einem Fremden darauf antworten würde, hat man die Lösung. Denn die Antwort ist zu 99,99%: Nein.
Sie schrieb dazu: „Wer über Menstruationstassen spricht und seine Erfahrungen teilt, erweckt beim Gegenüber vielleicht das Gefühl einer vertrauten Person.“. Genau DAS ist es und genau das bin ich eben nicht. Das hat sie letzten Endes auch verstanden. Nur habe ich natürlich auch nicht die Zeit, jedem einzelnen zu erklären, worum es eigentlich geht.
Heute morgen, als mich ein „Schmeckt der Kaffee echt so gut? Überlege gerade ihn zu bestellen“ erreichte, hab ich kurz darüber nachgedacht, künftig einfach Euch die Fragen beantworten zu lassen. Mal schauen :-)
Donnerstag hatte ich das letzte 1:1 Coaching mit Jennifer Witte. Das war, wie immer, aufschlussreich und schön. Ich werde das „Nourish Body & Mind“ Programm, das übrigens ganz offiziell im Januar startet, in ein bis zwei Wochen nochmal durchlaufen, weil es mir so gut getan hat. Jennifer habe ich als ausgesprochen empathisch, kompetent und erfahren erlebt. Ihr Programm hat mir in vielen Bereichen die Augen geöffnet und lässt mich in meinem Alltag bewusster leben und öfter als vorher gesündere Entscheidungen treffen.
Nach dem Coaching bin ich noch mit meiner Lieblings kratzekissen-Martha in Wuppertal essen und quatschen gewesen. Die einzige Person, die mich freiwillig in die Wuppertaler Innenstadt bekommt und (neben Marius) auch die Einzige, mit der ich richtig gut über Wuppertal ablästern kann.
Freitag Abend sind Marius und ich spontan zu Lexa (am 22. findet übrigens auf dem Begegnungshof ein Räucherabend statt! Schaut mal auf Facebook HIER), Markus und ihrem Sohn gefahren. Das war, wie immer, ein richtig schöner Abend. Wir haben viel gequatscht, gelacht und sogar gemeinsam geräuchert. Hat mal wieder gezeigt, wie wichtig es ist, sich aufzuraffen. Ursprünglich waren wir alle nämlich total müde und ich hatte angekündigt, dass wir nur so für ein Stündchen auf maaaximaaaal zwei vorbei kommen und sind dann doch noch was länger versackt :-) Tat richtig gut und man ist Abends beschwingt und friedlich ins Bett gefallen. Bei den Dreien ist es einfach immer so gemütlich, lustig und unkompliziert.
Wenn ich darüber nachdenke, dass ich Lexa und Markus mittlerweile seit 11 Jahren kenne. Süße 22 Jahre war ich, als ich bei Lexa mit dem Gesangsunterricht angefangen habe. Dass das schon so lange her ist! Ich finde es wirklich lustig, dass ich die beiden früher für ihren anderen Lebensstil bewundert habe, mir aber nie vorstellen konnte „so zu leben“. Während wir heute öfter zusammen sitzen und darüber quatschen, wie ähnlich wir uns in vielen Bereichen sind und wie gut es ist, Menschen zu haben, mit denen man die selben Ansichten teilt. <3
Wenn ich mir die Fotos angucke dann merke ich übrigens, dass mir das Singen furchtbar fehlt. Momentan kommt das Thema ganz oft bei mir auf. Ich habe kürzlich z.B. Opas und meinen Gesangsordner aussortiert und in Erinnerungen geschwelgt. Dieses Jahr habe ich kein einziges mal so RICHTIG gesungen. Ich glaub für das nächste Jahr muss ich mir doch nochmal was einfallen lassen. Der Gesang war immerhin ein riesen Teil meines Lebens und ist es eigentlich immer noch. Hab ich eigentlich schon eine „to be Liste“ für 2019 ? Ich sollte „wieder Sängerin sein“ drauf schreiben.
Ansonsten war diese Woche wirklich einfach nur voller Arbeit. Wir haben uns immerhin die Zeit eingeräumt, abends noch ne Stunde raus zu gehen. Der tägliche Spaziergang gehört seit April ja zu unserem Alltag, die letzten Wochen hat er sich aber oft von mittags auf nachmittags oder abends verschoben. Abends ist es hier im Park erstaunlicherweise deutlich lauter. Plötzlich hört man die Autobahn, die Stadt und alle Vögel sind verstummt. Ich hatte es mir deutlich romantischer vorgestellt.
|Gesehen| endlich mal wieder was Regen!
|Gelesen| „Der Himmel gehört uns*“ wobei ich mich durch die erste Hälfte echt durchgeschummelt habe. Die Zweite find ich bisher ganz gut. Außerdem seit gestern das erste Türchen bei „Wunder sind wie Sterne am Wegesrand*“
|Gehört| Hinter klugen Sätzen
|Getan| gearbeitet, gekocht, geredet, getroffen, gefuttert, gelacht, geliebt, genossen, gelernt, geschrieben
|Gegessen| siehe Was essen wir heute
|Gedacht| Ach, Leute ey.
|Gefreut| über die ersten inspirierenden Zitate in dem selbstgemachten Dezember-Kalender und im Achtsamkeit Adventskalender, über mein neues Objektiv* und leckeren Kaffee
|Geärgert| über Doofheit
|Gewünscht| ein Haus in den Bergen
|Gekauft| eine wunderschöne Tasse* für Martha
|Geliebt| unsere Auszeiten und Freundezeit
|Geschrieben| Was essen wir heute
|Geplant| Donnerstag steht der letzte Gefährtinnen Abend an, außerdem muss ich zum Ordnungsamt
2 Antworten auf „Immer wieder Sonntags 142“
Ich finde, dass sich deine Entscheidung absolut vernünftig anhört. Ich stelle es mir sehhhhhr anstrengend vor jedem antworten zu müssen, und ich finds toll wie du dich reflektierst UND Konsequenzen ziehst und Sachen änderst, auch wenn es heißt, damit gegen den Strom zu schwimmen. Dafür bewundere ich dich ?
Hey Beate,
danke für dein Feedback <3 Es ist nicht mal das "jedem antworten müssen", sondern viel mehr erst mal ein "jedem antworten wollen" - wahrscheinlich aber gleichermaßen anstrengend :-D
In Deutschland schwimme ich mit der Entscheidung echt gegen den Strom, in Amerika hingegen ist es total üblich. Da haben ganz viele, insbesondere Profile mit über 100 k Followern, in ihren Profilen stehen: no DMs.
DAS war meine Inspiration <3 :-)