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Kolumne

Immer wieder Sonntags 207

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|Gesehen| „Was ist dran am Ayahuasca Hype?
|Gehört| Verlier dich“ und „Nur Freunde“ von Provinz, meine Playlists*
|Getan| geredet, gelacht, gearbeitet, geschwommen, getanzt, gekocht, geschrieben, gelernt, gewundert, geärgert
|Gefreut| über mein gutes Immunsystem und die Vögelchen auf unserem Balkon
|Gelesen| Aromatherapie für Dummies*
|Gekauft| außer dem normalen (!) Wocheneinkauf nix
|Geliebt| das Schwimmen
|Geschrieben| „Wie verwendet man ätherische Öle?“ und „Warum du dich mehr mit deinem Zyklus beschäftigen solltest
|Geplant| drei Tage „Im Tempel der Venus*“
|Geklickt| weiß ich nicht mehr


Corona oder die Psychologie der Massen

Eines meiner liebsten Fächer in der Schule war Soziologie. Eines der wenigen Fächer, dass mich bis zum Abi begleitet hat und von dem ich bis heute noch vieles weiß. Die Massenpsychologie war mein Lieblingsthema, nicht zuletzt wegen des sehr konkreten Bezugs zur Realität. Ich habe ganz besonders die Thesen Psychologie der Massen von Le Bon geliebt (übrigens ein großartiges Buch*, das es auch noch zu kaufen gibt). Und genau daran fühle ich mich in den letzten Tagen und Wochen erinnert.

Le Bon behauptet u.a.:

  • Eine Masse ist grundsätzlich impulsiv, beweglich, irritierbar, suggestibel, leichtgläubig, besessen von schlichten Ideen, intolerant und diktatorisch. „
  • Sie erliegt leicht Suggestionen, deren Wirkung der Hypnose vergleichbar ist und wird unter bestimmten Umständen hysterisch.
  • Gehorcht sie einer gemeinsamen Führung, ist die Masse leicht lenkbar.
  • Die Meinungsbildung in der Masse erfolgt durch geistige Übertragung und Nachahmung.
  • Die Masse ist nur wenig kreativ und vermindert intelligent.
  • Sie denkt einseitig grob und undifferenziert im Guten wie im Bösen.
  • Die Masse ist leicht erregbar, leichtgläubig und sprunghaft. Ihre Emotionalität ist schlicht.
  • Die Masse kann nicht durch logische Argumente überzeugt werden, sondern nur emotional.

Ich merke immer wieder: da ist auf jeden Fall einiges dran. Auch wenn seine Ansichten insgesamt subjektiv und teilweise veraltet sind, sind seine Thesen gerade in Bezug von typischen (auch politischen) Massenphänomenen sehr zutreffend.

Montag saß ich am Abend noch hier und hörte, wie Jens Spahn davon sprach, dass einzelne Idioten Fotos von leeren Supermärkten teilen, aber es sich hier um Einzelfälle handle, die man nicht ernst nehmen kann.

Dienstag stand ich dann bei Akzenta, Aldi und dm vor leeren Regalen. Alle billigen und konventionellen Ausführungen von Nudeln, Konserven, Fertiggerichten, Mehl, Hefe, Hafermilch, Klopapier, Seife, Desinfektionsmittel (…) waren ausverkauft.

Beim Einkauf mussten wir uns selbst zwingen, diesem „Hamster-Drang“ nicht zu verfallen. Es ist ein Teufelskreis. Man steht da und denkt: „Oh. Klopapier ist überall ausverkauft. Was ist, wenn ich keines mehr bekomme?“ und möchte im nächsten Geschäft einfach ALLES an Klopapier mitnehmen.

Bei (noch) nicht mal 1000 Infektionen von rund 83 Millionen Einwohnern in Deutschland flippt die Masse also aus. In solchen Zeiten ist sich offenbar jeder selbst der Nächste. Das Gefühl, etwas tun zu müssen kommt auf. Was liegt da nahe?

Natürlich Desinfektionsmittel und Mundschutz aus medizinischen Einrichtungen wie Arztpraxen, Krankenhäusern oder Pflegeheimen klauen oder völlig ohne Gewissensbisse eben diese Produkte zu völlig überhöhten Preisen im Internet verkaufen, um schnell viel Geld zu machen. Ich habe weniger Angst vor „Corona“, als viel mehr davor, zu was panische Menschen in der Lage sind.

Auf der anderen Seite freue ich mich aber auch darüber, dass die Panik dazu führt, dass sich ein paar meiner Mitmenschen zumindest kurzfristig etwas besser sauber machen, als bisher.


Rudelsingen oder Irrungen und Wirrungen

Ich werde das Gefühl nicht los, dass das Rudelsingen für mich verflucht ist. Bei meinem ersten Mal war ich mit einer großen Gruppe dort und stand ganz links Außen ohne Kontakt zum Rest der Truppe, wodurch es recht langweilig für mich war. Zwischen dem ersten und zweiten, sowie zweiten und dritten Mal lagen viele Male, in denen ich verabredet war, aber man mir absagte. Das dritte Mal war bisher der enttäuschendste Abend

Ursprünglich war ich mit einer Bekannten verabredet, die dann überraschend eine Freundin im Schlepptau hatte. Beide hatten sich vom Rudelsingen etwas anderes erhofft, kannten die Lieder nicht und waren entsprechend deprimiert. Während ich eigentlich guter Dinge war, blieben aber auch meine Vorstellungen von einem lustigen Abend unerfüllt. Nicht zuletzt auch, weil der „Rudelsingen-Veranstalter“ so gar nicht mein Fall war. Seine Art des Humors passte nicht zu meinem, die Stimmung war eher „geht so“ und leider hat er teilweise so schief und krumm gesungen, dass man ständig raus kam und beim Singen völlig verwirrt war.

Ich habe dann anderthalb Stunden vor dem offiziellen Ende die Veranstaltung verlassen. Meine simple Vorstellung von einem Abend mit Luftgitarre, einer Flasche als Mikrofonersatz, einer albernen Performance, Gejohle und Tanz scheint utopisch zu sein. Deshalb lasse ich das mit dem Rudelsingen vorerst.


Pflegemonster

Zum ersten Mal war ich morgens in der Pflegeeinrichtung bei meiner Oma, konnte live an der Überforderung teilhaben und mich von dem schon lang vermuteten Mangel an Professionalität und Seriosität überzeugen.

Ich ging in Omas Zimmer und sah, wie zwei Pflegerinnen mit ihr auf der Bettkante saßen. Ich sagte: „Oh, üben Sie gemeinsam das Sitzen?“ Eine der Pflegerinnen sagte: „Nein, nein. Die muss mal in den Rollstuhl. Sie wehrt sich ja immer und macht sich absichtlich steif, das geht so nicht.“ Und ich sage: „Naja, sie ist krank und dement…????“. Schweigen.

Im nächsten Moment wird die ausländische Pflegekraft vor meinen Augen angeschrien und fertig gemacht für ihr „dummes Verhalten“. So würde das alles nicht gehen, sie müsse auch mal selbst nachdenken, dass man ihr jetzt keine offenen Schuhe anziehen könne und sie solle mal schneller die geschlossenen Schuhe suchen . Da gäbe es ja noch sehr viel zu lernen. Die beiden fetzten sich über unsere Köpfe hinweg. Ich war kurz davor richtig fies auszuflippen und verließ den Raum.

Man erklärte mir, dass der gelähmte Arm jetzt „Ella“ heißen würde, sie aber immer wieder vergessen würde, dass es ihr Arm ist und sie ihn absichtlich fallen lassen würde. Man wendet sich zu meiner Oma: „Du musst die Ella auch festhalten! Das ist jetzt wie dein Kind. Deine Kinder hast du doch früher auch nicht einfach fallen lassen.“

ABSICHTLICH. Genauso wie sie (natürlich!) absichtlich Messer hortet (aus Boshaftigkeit, wie das Personal sagt) oder absichtlich aus den Zimmern anderer Bewohner Dinge klaut. Eine Demenzpatientin mit schwerem Schlaganfall, halbseitiger Lähmung und Sprachverlust heckt heimliche Pläne aus, wie sie das Personal am besten malträtieren kann.

Da ich persönlich an der Situation nichts ändern kann, versuchte ich mich nicht aufzuregen und es mit einem gemeinsamen Frühstück am Tisch. Sie lauschte beim Essen zeitweise aufmerksam, lachte oder reagierte auf andere Art, während ich ihr von meiner Woche erzählte. Die Tipps einer Bekannten in Bezug auf heilende Berührungen und anregende Aktivitäten nach einem Schlaganfall setzte ich um und ich hatte das Gefühl, dass es ihr gut tat.


Weltfrauentag

Ich muss zugeben, dass mich feministische Bewegungen oft nicht weniger abschrecken oder abstoßen, wie anti-feministische Bewegungen. Beides ist etwas, mit dem ich persönlich mich nicht identifizieren kann und irgendwo in der Mitte all dieser Ansichten schwimme.

Egal was ich nun aber wovon auch immer halte: ich finde es wichtig, dass wir Menschen (egal welcher Herkunft und welchen Geschlechts) uns füreinander stark machen. Dass wir uns akzeptieren, respektieren, tolerieren. Dass wir voneinander lernen, neue Wege gehen, uns inspirieren, unterstützen. Dass wir aufhören, uns gegenseitig zu bekämpfen, zu haten oder neiden und statt dessen GEMEINSAM dafür sorgen, dass ALLE dieselben Möglichkeiten und Rechte haben. Nicht nur heute, sondern 365 Tage im Jahr.

Ich habe die letzten Jahre gelernt, dass das Leben leichter wird, wenn ich Gemeinsamkeiten suche und Verbundenheit zulasse, statt mich auf den Mangel zu konzentrieren. Wenn ich verstehen lerne, aus dem Ego raus gehe und mitfühle. Wenn ich Vorurteile überdenke und abbaue, wenn ich andere Menschen für das schätze, was sie (besser/anders/…) können und sind, statt sie genau dafür zu verurteilen. Wenn ich anfange, mich selbst zu lieben und Liebe zu leben, statt zu hassen. Und ich freue mich, dass ich dadurch hin und wieder Vorbild und Inspiration sein kann.


Ausblick

Genug für heute! In der nächsten Woche freue ich mich ganz, ganz, ganz außerordentlich besonders auf den Frauenworkshop von Freitag bis Sonntag. Ich hoffe inständig, dass mein Immunsystem standhaft bleibt, da Marius derzeit erkältet ist und ich nicht noch vor dem Wochenende krank werden möchte.

Euch wünsche ich einen schönen Sonntag und eine wunderschöne neue Woche!

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