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Kolumne

Immer wieder Sonntags 217

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|Gesehen| „Männerwelten“ mit Sophie Passmann
|Gehört| Grace of silence“ von Yatao und gerade „Bloodline“ von The Slow Show
|Getan| gearbeitet, gekocht, geschrieben, gegangen, gemalt, gelesen, gepäppelt, geweint, geärgert, gewundert
|Gefreut| war diese Woche etwas schwierig mit der Freude
|Gelesen|How not to diet*“ von Dr. Michael Greger, Moonology – Die Magie des Mondes*“ (finde ich sehr gut) und „Ästhetisches Sterben*“ (das habe ich 2018 zum Geburtstag geschenkt bekommen und erst jetzt gelesen, es ist leider gar nicht das, was ich erwartet habe – finde es schlecht)
|Gekauft| nichts
|Geliebt| gute Gespräche
|Geschrieben| darüber warum Vorsorge keine Frage des Alters ist und mit der Hilfe zweier Bekannter den Artikel: „Steuererklärung schnell & easy? Das ist doch alles viel zu kompliziert!“
|Geplant| Auto in der Werkstatt vorstellen in der Hoffnung, dass Hopfen und Malz doch noch nicht verloren sind, außerdem endlich mal wieder mit meiner Mama spazieren


Deprimierend

Die Woche stand im Zeichen der Wildmäuse. Unsere Neuzugänge der letzten Woche wurden vorgestern auf die Namen Hedda & Hilda getauft. Ihnen ging es gut. Sie aßen viel, waren quirlig, liefen durch ihr Nest, kuschelten und schienen soweit gesund.

Die einzige echte Auffälligkeit waren die jeweils sieben Zecken, die ich den beiden am Montag entfernte. Sonst war alles gut. Entsprechend schockiert waren wir, als es Hilda Freitag Nacht gegen 1 Uhr immer schlechter ging und sie kurz darauf verstarb.

Und noch mehr getroffen hat uns dann gestern Heddas Tod. Während ich das obere Bild malte (das eigentlich allen Mäuschen gewidmet sein sollte und das ich vorwiegend malte, weil ich es so schön treffend fand- das Original ist von Alvia Alcedo), wollte ich zwischendrin Hedda füttern. Als ich sie raus nehmen wollte, war auch sie gestorben. Eine Stunde vorher saß sie noch auf meiner Hand, hat gefuttert und gekuschelt. Wir wissen überhaupt nicht was los war und dachten eigentlich, die Kleinen wären über den Berg.

Der nächste Hammer hat uns dann heute morgen erwartet und war am aller, aller, aller unerwartetsten. Denn eins der bereits ausgewachsenen großen siebener Hausmaus-Crew, die nächste Woche ausgewildert werden sollen, lag tot vor dem Mäuseloch. Augenscheinlich völlig gesund, gut genährt und fit. Es reicht jetzt echt :-(

Wir hätten die Mäuschen so gerne gerettet. Unsere gesamten letzten drei Wochen waren zu einem Großteil auf die Mäuse ausgerichtet. Dass jetzt von 15 Mäusen gleich neun verstorben sind, hat uns echt zugesetzt. Auch wenn man immer weiß, dass es schwer für sie wird, von Menschenhand groß gezogen zu werden. Auch wenn man weiß, dass die Statistik oft gegen einen arbeitet. Auch wenn man weiß, dass insbesondere Rötelmäuse, wie Hedda & Hilda, zu mehr als 60% nicht über 6 Wochen kommen.

Auch wenn wir uns darüber freuen, dass das kleine Mäuschen aus der Hausmaus-Crew es, gemeinsam mit fünf weiteren Geschwisterchen geschafft hat. Hier nochmal der direkte Vergleich vom 30.04. zu vor ein paar Tagen. Es ist immerhin ein schwacher Trost, weil das Leben des Mäuschens echt am seidenen Faden hing. Es ist das Rechte auf dem zweier Foto, das andere hat es ja leider auch nicht geschafft.


Zermürbend

Vor ein paar Tagen habe ich auf Facebook und Instagram darüber geschrieben, wie ich zu unserem damaligen Essverhalten stehe. Konkret ging es um eine Erinnerung, die Facebook mir vor die Füße warf. 2015 sah unser Grillabend nämlich noch so aus:

Ich schrieb dazu u.a. das, was Marius zu dem Thema sagte, als ich mit ihm darüber sprach: „Wie primitiv und anspruchslos man gewesen ist, dass man mit so nem Haufen Schlachtabfällen glücklich geworden ist und sich dem eigentlichen geilen Scheiß so verschlossen hat. Es ist einfach primitiv. Ein Teller voller Scheiße. Nichts anregendes, leckeres, interessantes für das Augen zu sehen.“

Und obwohl es da nur um unseren Teller und unser Essen ging, hat es einige sehr erbost. Ich hab wütende Nachrichten und Kommentare erhalten, aber auch die ein oder andere niveauvolle Diskussion geführt.

Du solltest die Entscheidung anderer respektieren!

Zentrales Thema war jedes Mal „Respekt“ und zwar überraschenderweise nicht den Tieren gegenüber, sondern der persönlichen, freien Entscheidung eines jeden Menschens und/oder des „Lebensmittels“ a.k.a. des toten Tieres gegenüber. Man müsse ja wohl außerdem das Stück Essen respektieren und dürfe nicht sagen, dass das ein Teller voller Scheiße ist. Aha.

Earthling Ed hat dazu gestern was GROßARTIGES in seiner Instagram-Story gesagt, das ich hier gerne aufgreife:

Was ist denn eigentlich mit der persönlichen, freien Entscheidung der Trillionen Tiere, die jedes Jahr völlig unnötig getötet werden? Was ist mit ihrem Wunsch nach Leben? Wir können als Veganer gesund und glücklich leben, aber wenn wir diese Produkte kaufen, verurteilen wir diese Tiere zu einem Leben mit Schmerz, Leid und Tod.

Ich finde es zermürbend, dass es immer und immer und immer wieder zu solchen Diskussionen kommen muss. Dass unter jedem verfluchten Beitrag, bei dem es darum geht, Tiere zu schützen und ggf. das eigene Essverhalten zumindest mal zu überdenken, als erstes solche Pseudo-Argumente auftauchen.

Denk doch mal lieber an die Menschen, als an die Tiere. Ja, gerne!

Das ist respektlos!

Die Leute finden es respektloser, dass ich mich gegen den Konsum von Fleisch entschieden habe und den Teller mit billigem Fleisch, das von gequälten Lebewesen stammt, als primitiv und scheiße bezeichne, als wissentlich Lebewesen töten zu lassen und ihre Qualen in der Massentierhaltung damit nicht nur zu akzeptieren sondern auch zu fördern. Ich finde die Verhältnismäßigkeit spannend.

Wovor eigentlich Respekt haben? Vor einem Teller voll mit geschlachtetem Tier, welches unfreiwillig „gestorben“ ist und ein scheiß Leben hatte? Wenn ich Respekt gegenüber dem Tier hätte, würde ich es weder töten (lassen), noch essen.

Wir leben ja schließlich (zumindest in Deutschland) nicht mehr in einer Zeit, in der wir auf das Jagen und Töten von Tieren zur Ernährung unserer Familien angewiesen sind. Die damalige Jagd wilder Tiere, ist zudem nicht mit dem vergleichbar, was sogenannte Nutztiere heute erleben müssen.

Du bist total missionierend

Und ich finde es auch spannend, dass immer wieder zu hören ist, wie fanatisch, fies, missionierend usw. ich bin, obwohl ich noch NIE auf die Idee gekommen bin, bei jemand anderem unter den Fleischteller zu schreiben, wie respektlos ich das finde und was eigentlich mit den Tieren ist, die für dieses Essen ihr Leben gelassen haben. Ich spreche immer ausschließlich von meiner persönlichen Erfahrung, meiner Veränderung und meinen Ansichten, aber habe niemals jemand anderen aktiv dafür verurteilt.

Nicht zuletzt, weil ich aus eigener Erfahrung weiß, dass Veränderung in diesem Bereich schwer ist. Es ist nur möglich, wenn man bereit ist, sich selbst nicht mehr an die Spitze der Nahrungskette zu setzen. Wenn man seine Gefühle und die Realität nicht mehr verdrängt und Veränderung zu lassen möchte.

Umgekehrt postet aber immer mindestens eine Person unter meine Beiträge ein Steak, einen dummen Spruch oder faselt eben irgendwas von Respekt gegenüber den Menschen (wobei sie immer sich selbst und ihre Freiheiten meinen und nicht etwa die Menschen, die unter den Machenschaften der Industrie leiden).

Ich finde das echt unfassbar. Diese furchtbare Angst davor, dass ich den Menschen irgendwas wegnehmen wollen würde. Und der aktive Kampf dagegen, bloß nicht mit der eigenen Unzulänglichkeit konfrontiert zu werden.

Meine Selbstreflexion und die Darstellung meiner alten Überzeugungen im Vergleich zu heute hält vielen den Spiegel vor. Das tut natürlich weh, weil man sich so nicht sehen will. Ich kenne dieses Gefühl und habe auf diese Themen früher genauso aggressiv reagiert, wie viele andere.

Für mich schließt sich das Töten (lassen) in Kombination mit Respekt und Tierliebe jedenfalls aus.

Für meine Überzeugung kann ich nicht auf der einen Seite sagen, dass ich Tiere liebe und respektiere, wenn ich auf der anderen Seite einen Teil von ihnen töte(n lasse) und verspeise. Das ist zumindest nicht meine Definition von Tierliebe. Auch dann nicht, wenn ich nur den Teil, den ich als Nutztiere klassifiziere, töte. Das ist Speziesismus. Umgekehrt empfinde ich auch jeden Menschen hasserfüllt und respektlos, der andere Menschen quält oder tötet. Punkt.


Schockierend

Möglicherweise ist an dieser Stelle eine Triggerwarnung sinnvoll. Für Menschen mit Ängsten, posttraumatischen Belastungsstörungen, Missbrauchserfahrungen o.ä. können die Ausführungen ggf. problematisch sein.

Schockiert hat mich „Männerwelten„. Es hat mich so sehr an meine eigenen Erfahrungen erinnert. Gleichzeitig haben mich die Erfahrungen der anderen Frauen sehr bewegt.

Mir ist dabei selbst nochmal aufgefallen, wie normal für mich z.B. „Dick Pics“ sind oder die Tatsache, dass mir in der Stadt immer auf die Brüste gestarrt wird und hier und da ein Mann sowas wie „Boooah“ oder „Ohlala“ sagt. Und es hat mich echt schockiert, dass ich das so normal finde, dass ich kaum noch bemerke, wie unangebracht und grenzüberschreitend sowas ist.

Ich erinnere mich an vier furchtbare Situationen besonders gut (diese Sache mit der „Wichsvorlage“ war leider auch nicht schön, aber schon damals so normal für mich :-( ). Bei der ersten war ich ca. 14 Jahre alt und saß hinten im Bus, als sich ein älterer Herr ganz nah neben mich setzte. Mir war das bereits unangenehm, aber soweit erst mal nichts „neues“. Er schob dann aber seine Hand unter meinen Po. Ich hab solche Panik bekommen und wusste gar nicht, wie ich reagieren sollte. Nicht zuletzt, weil während der Fahrt keine Flucht möglich war. Ich saß wie angewurzelt da. Hatte dann aber zum Glück den Mut, an der nächsten Station unvermittelt auszusteigen.

Bei der zweiten Situation stand ich vor dem Schwebebahnhof in Wuppertal Elberfeld und wartete auf eine Freundin. Ich war ca. 16 Jahre alt und ein alter Mann kam zu mir und flüsterte mir ins Ohr: „Willst du mir für fünf Mark einen blasen?“, ich dachte mich verhört zu haben und fragte nochmal nach. Er wiederholte seinen Satz und fasste sich in den Schritt. Ich sagte zu ihm „Fick dich und verpiss dich“ woraufhin er mich anschrie und ich weg rannte.

Die dritte Situation ereignete sich in einer Disco, auf einem Konzert von Bushido (das Konzert war ein Versehen ;-) ). Auf der Tanzfläche grabbelte mir jemand an den Po, den ich dann ebenfalls mit einem „Verpiss dich!“ wegschubste. Daraufhin packte mich der Kerl und warf mich gegen die Heizung an der Wand. Er drohte mir, ich erinnere mich daran allerdings nicht mehr richtig. Zum Glück kamen sehr schnell Security, die den Typen raus warfen.

Die vierte Situation ist noch gar nicht so lange her. Ich fuhr von der Arbeit mit dem Bus nach Hause. Ein alter Opa saß einige Sitze weiter und starrte mich die ganze Zeit an. Es war unangenehm und mir kam es seltsam vor, weil er aber so dermaßen alt war, dachte ich an nichts Schlimmes. Ich stieg dennoch zwei Stationen früher aus, weil er mir Angst machte.

Ich bemerkte dabei nicht, dass er ebenfalls ausstieg. Weil ich etwas schneller zu Fuß war, kam er nicht sofort hinterher. Als ich aber in unsere Straße einbog und an der Straßenseite eine Hummel entdeckte, die ich fotografierte, holte er auf.

Er sprach mich an, ob ich ihm wohl helfen könnte. Ich fragte, was ich für ihn tun kann, woraufhin er mir erst mal recht sachlich davon berichtete, dass seine Frau schwer krank sei und ihn das furchtbar belasten würde. Dann aber fing er unvermittelt an davon zu sprechen, dass ihr die Brüste abgenommen wurden und er so große Sehnsucht hätte nach meinen Brüsten. Die Drogenabhängige zu der er gehen würde, die hätte ihn manchmal an ihre Brüste gelassen und seinen Penis massiert, ob ich das nicht auch machen könnte, wenn wir um die Ecke gehen.

Die Kombination aus „altem bedürftigen Mann“ und dieser Geschichte hat mich völlig irritiert, so dass ich gar nicht „richtig“ reagiert habe und erst mal einfach nur „Nein.“ sagte. Er tappelte mir dann hinterher und sagte „Bitte, nur einmal anfassen für zwanzig Euro!“, woraufhin ich ihn anschrie. Andere Passanten wurden darauf aufmerksam und er drehte sich dann um. Alles Situationen, die ich regelrecht verdrängt habe, aber vor allem nie so RICHTIG ernst genommen habe, obwohl sie es so dermaßen sind.

Ganz besonders eingeschlagen ist der letzte Part zum Thema „Wenn du dich so anziehst, bist du es selber schuld oder brauchst du dich nicht wundern.“. Denn genau das wurde mir früher als Jugendliche auch oft gesagt, wenn ich z.B. Trägertops, wie das auf dem Foto, trug und mich darüber beschwerte, dass ständig alle auf meine Brüste starren und was dazu sagen.

Erst mit dem Beitrag ist mir nochmal bewusst geworden, wie krass solche und andere Situationen sind, aber auch wie häufig man selbst und andere davon betroffen sind. Dass einem Penisse per Nachricht geschickt werden, gehört quasi zum „Daily business“ – das kann doch echt nicht sein!

Ich tue das immer so ab, nach dem Motto „Hat es halt nötig“, aber dass all solche Sachen seelische Spuren hinterlassen, dass ist mir wirklich erst mit „Männerwelten“ bewusst geworden. Aufmerksamkeit dafür zu schaffen, ist wirklich mehr als notwendig.


Solala

Die letzten anderthalb Wochen waren irgendwie gefühlstechnisch eher „solala“. Ich bin eigentlich ein Mensch, der maximal ein oder zwei Tage“mies drauf“ ist. Aber die letzte Woche fiel es mir irgendwie schwer, meine Gefühle zu verarbeiten und auch einzuordnen. Ich bin ganz offensichtlich traurig und unzufrieden, aber so richtig habe ich noch nicht verstanden, was dahinter steckt. Ich kann diese Gefühle zum Großteil nicht einordnen.

Mir fällt aber auf, dass ich sehr nah am Wasser gebaut bin. Ich mein, ernsthaft! Helge Schneider hat mich zum weinen gebracht. H.e.l.g.e. S.c.h.n.e.i.d.e.r!

Heute fühle ich mich zum ersten Mal ein klein wenig besser. Vielleicht liegt es auch einfach am Schlafmangel der letzten Wochen. Da bin ich durchaus sehr empfindsam. Und die letzte Woche habe ich, laut Schlaftracker, insgesamt statt der üblichen 8 Stunden pro Tag maximal sechs, eher vier bis fünf Stunden pro Tag geschlafen und die dann nicht mal sehr gut oder fest. Das wirkt sich definitiv auch auf mein Gemüt aus.

Heute hab ich deshalb auch direkt mal 11 Stunden gepennt. Ich glaube, das gab es das letzte Mal bei irgendeinem Hangover :-D Es tat auf jeden Fall gut!

Ansonsten war in dieser Woche auch nichts dolles los. Ich hab ein bisschen gemalt und gearbeitet, Futter für Mäuse und Ratten selbst gemacht, endlich Hefe gefunden und mich ansonsten vorwiegend um unsere „Mäusekinder“ gekümmert.

Ich wünsche euch einen schönen Sonntag und euch und mir eine schöne neue Woche.

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