Inhalte
|Gesehen| Helge Schneider bei „Inas Nacht“ , sowie „Arbeitslos durch Corona – Von der Politik im Stich gelassen?“ und „Wie ein Pflegeheim zur Corona-Falle wurde„
|Gehört| meine Playlists, sowie „Nein, meine Söhne geb‘ ich nicht„, „I’m never getting over you“ und „No time to die„
|Getan| gearbeitet, gelesen, gekocht, geredet, gewandert, geräuchert, Seelenworte gemalt, geschwommen
|Gefreut| über Produktivität, Fortschritte, Familien-Wanderung
|Gelesen| „Mamas letzte Umarmung: Die Emotionen der Tiere und was sie über uns aussagen*“ (bisher sehr interessant) und „In der Stille findet das Glück dich leichter*“
|Gekauft| nichts
|Geschrieben| „Achtsam und kreativ durch den Advent„, meine „gesunde“ Schnitzel Alternative, sowie Aktualisierungen in der ausgefallene Adventskalender Liste
|Gestreamt| heute zu „Immer wieder Sonntags„
|Geplant| tatsächlich schon wieder: hoffentlich endlich mal wieder ein Ticket zum Schwimmen ergattern. Sowie: Eine neue Frauenärztin ausprobieren. Außerdem werde ich für einen Podcast interviewt. Darauf freue ich mich.
Prioritäten, Grenzen & Produktivität
Produktiv zu sein war in letzter Zeit nicht leicht für mich. Alles war bzw. ist für mich aufwühlend. Nicht zuletzt in Bezug auf meine eigene, seelische und körperliche Gesundheit und auch auf die meiner Familie. Oft hatte ich vor lauter Sorgen keinen Kopf, um überhaupt irgendwas zu tun. Ich habe geradeso meine Grundbedürfnisse stillen können.
Viele der weiteren Aufgaben hat Marius notgedrungen übernommen. Mir ist klar geworden, dass das so nicht weiter gehen kann und darf. Ich möchte nicht, dass Marius doppelt und dreifach belastet ist. So habe ich die letzten Wochen, sicher auch dank des ADHS Medikaments, langsam versucht und begonnen etwas zu verändern.
Mir fiel das wahnsinnig schwer. Früher waren mir diese „schwarzen Löcher“, in die Menschen fallen, regelrecht fremd. Aber ich habe gemerkt, dass ich selbst in so einem drin steckte und kann mittlerweile verstehen, was diese Löcher für eine Macht haben. Ich habe zwar nie das Bedürfnis, den ganzen Tag im Bett zu liegen, aber vor dem PC sitzen und „nichts mitzubekommen“ geht letzten Endes in eine ähnliche Richtung.
Jedenfalls haben meine Bemühungen in dieser Woche in nahezu allen Bereichen Mini-Früchte getragen. Ich war so produktiv und aktiv, wie schon lange nicht mehr. Und es hat richtig gut getan! Wieder aus dieser gruseligen „Ich kann eh nix“ Haltung raus zu krabbeln und anzufangen. Aber vor allem auch zu sehen, dass es dadurch Marius besser geht.
Am Ende des Tages ist das Gefühl, nicht nur sinnlos vor dem PC gesessen und meiner Zeit beim Verstreichen zugesehen zu haben, viel erfüllender. Und es scheint auch eng mit meinem Selbstwertgefühl verknüpft zu sein. Gerade in der letzten Woche habe ich vieles nicht geschafft und mir ging es nicht gut. Entsprechend miserabel habe ich mich gefühlt und stark an mir und meinem Wert gezweifelt.
Mir ist bewusst, dass es immer Höhen & Tiefen im Leben gibt und geben wird, dass die Produktivität dieser Woche nur ein Mini-Schritt war und ich noch einen riesen Weg vor mir habe. Aber es ist eben immerhin ein kleiner Anfang.
Fortschritte sichtbar machen & anerkennen
Ich neige dazu, meine Fortschritte weder zu sehen, noch zu würdigen. Die meisten Dinge, die ich geschafft habe, haben im Rückblick keine Bedeutung mehr für mich. Meine Erfolge tue ich dann gedanklich ab mit „Naja, das schafft ja jeder.“, „Du musstest dich ja auch nicht sonderlich anstrengen.“, „Das hast du nur mit Hilfe geschafft.“, „Du hast das ja gar nicht gelernt.“, „Andere können das besser.“ und so weiter und so fort.
Erst kürzlich gab es eine Situation, in der Marius sagte: „Cool, hast du heute morgen wieder so früh Sport gemacht?“ woraufhin durch meinen Kopf ein „Naja, war ja nur Yoga“ huschte. Ich achte momentan wieder verstärkt auf diese Form meiner „inneren Stimme“ und bin oft entsetzt, was ich mir da so alles erzähle (und auch noch glaube!).
Wenn wir beim Thema Sport bleiben, bin ich innerlich fest davon überzeugt, eine Loserin zu sein, nichts zu können und sowieso viel zu wenig zu machen. Eine Lachnummer. Zufällig habe ich vor ein paar Tagen die Tracking-Daten meines Xiaomi Mi Fit Band 4* gechecked und dabei mit „Erschrecken“ festgestellt, was für Fortschritte ich gemacht habe.
Ich sehe schwarz auf weiß, dass ich in derselben Zeit heute mehr als 3 x so viel Strecke zurück lege und meine Geschwindigkeit insgesamt 5 x so schnell ist, als noch vor einem Jahr.
Aber mein Gehirn sagt automatisch: „Äh, naja. Ok. Aber es fühlt sich nicht danach an. Und es macht dir ja auch Spaß. Du musst dich dafür ja gar nicht anstrengen. Vielleicht hat die Uhr auch falsch getracked…“ Dabei weiß ich GANZ GENAU, dass die Uhr richtig tracked. Weil ich fast immer die Bahnen mitzähle
Und ich weiß eigentlich auch ganz genau, welche krassen Fortschritte ich in Bezug auf meine Sportlichkeit gemacht habe. In den letzten fünf Jahren habe ich überhaupt erst angefangen, Sport zu machen. Davor war mir Sport mein Leben lang peinlich.
Seit meiner frühen Jugend habe ich nie wieder Sport gemacht, nachdem mich Lehrer und Schüler bei den Bundesjugendspielen auslachten, als ich bei meinem ersten Stab-Hochsprung-Versuch hinfiel (wohlgemerkt übrigens als dünnes Kind – Dicke auszulachen war und ist ja leider sowieso relativ gesellschaftsfähig).
Mein größter Glaubenssatz in diesem Bereich ist: „Du bist lächerlich wenn du Sport machst. Als Dicke noch viel mehr.“ und das scheine ich mir immer noch manchmal zu glauben, obwohl ich mir täglich das Gegenteil beweise.
Die letzten Jahre bin ich in Sachen Sport nämlich über mich hinaus gewachsen. Es gab so viele Situationen, in denen ich bemerkte: „Wow, krass. Ich kann das ja?!“. wo ich vorher fest davon überzeugt war, dass das nicht geht. 2017 bin ich beispielsweise das erste Mal gejoggt. Ich bin nicht mal gelaufen, um den Bus noch zu erwischen oder wenn es irgendwie sonst nötig gewesen wäre, weil ich davon ausging, dass dann alle in schallendes Gelächter ausbrechen.
Ich weiß noch genau wie erstaunt ich war, dass ich rennen kann. Wirklich. Es war ein so krass seltsames Gefühl, weil ich felsenfest glaubte, dass ich nicht mal ein paar Schritte rennen kann. Und dann schaffte ich gleich mehrere 400 Meter Runden und joggte später mehrmals pro Woche mit Marius auf einem Trimm dich Pfad.
Erstaunt war ich auch, als ich bemerkte, dass ich: Billard & Badminton spielen (und gewinnen!) kann, Tischtennis spielen kann, ohne Probleme 15 Kilometer wandern kann, in einer Gruppe Sport machen kann (…). Es ist verrückt, wie sehr meine Gedanken mich limitiert haben und in einigen Bereichen weiterhin limitieren.
Worauf ich hinaus will: schwarz auf weiß zu sehen bzw. mir auch so nochmal vor Augen zu halten, wie krass ich mich verbessert habe und meiner inneren Stimme, zumindest kurzfristig, einen Maulkorb zu verpassen, tat mir sehr gut.
Ich bin nicht mehr die unsportliche Sandra, die ich früher war. Ganz im Gegenteil.
Naturliebe
Es gab diese Woche also viel Arbeit, aber auch viieeeel Natur. Erst gestern waren wir noch mit meiner Familie 11 Kilometer wandern und am Donnerstag war ich mit meiner Mama für ne größere Runde in unserem „Zauberwald“ (hier und hier und hier habe ich ein bisschen mehr über den Wald geschrieben).
Das Wetter gerade genieße ich total. Es ist nicht mehr so heiß und überall wachsen verrückte Dinge aus dem Untergrund :-)
Die Wälder sind jetzt besonders leer. Gerade wenn es regnet, trifft man kaum eine Menschenseele. Das ist so wunderherrlich. Alles sieht jetzt so geheimnisvoll mystisch aus und niemals ist es schöner, über den weichen Moosboden zu gehen.
Ich habe gestern noch einige herbstliche Pflanzen gesammelt und ein Herbst-Räucherbündel gebunden, um auszuprobieren wie die gesammelten Sachen sich so zum Räuchern machen. Auf meiner nächsten Waldrunde möchte ich dann nochmal was mehr Material sammeln, um euch ein paar Ideen für eigene Räucherbündel mitzugeben.
Emmi und die Moral ?
Diese beiden Kommentare sind der Auslöser dafür, warum ich heute doch über Emmis Schicksal schreibe:
„Ich weiß sowieso nicht, was an Moral so schlimm sein soll, dass die einem neuerdings dauernd vorgeworfen wird. Ist unmoralisch irgendwie der neueste heiße shice, bei dem ich unbedingt mitmachen muss, um hip und trendy zu sein oder was?“ (siehe hier)
„(…)Der Verweis auf „Ideologie“ und „Moral“ fügt einer Diskussion absolut nichts hinzu. Außer vielleicht, dass er offenbart, dass der Kommentator offenbar denkt, alle etablierten Normen und Werte seien im Vakuum entstanden. Oder von einem 100% objektiven, 100% repräsentativen Gremium beschlossen worden, statt auf (teilweise jahrhundertealten) Moralvorstellungen zu gründen.“ (siehe hier)
Ich habe wirklich lange überlegt, ob ich das Thema hier ansprechen möchte. Schon vor einigen Monaten gab es ein ähnliches Schicksal, das mich sehr beschäftigte und über das ich eigentlich schreiben wollte. Ich entschied mich bisher aber immer dagegen. Aus Angst, als „Moralapostel“ abgestempelt zu werden. Es ist ein schwieriges und „sensibles“ Thema, weil es Millionen, wenn nicht sogar Milliarden Menschen da draußen gibt, die völlig anders darüber denken, oder mindestens entgegen ihrer Gefühle handeln.
Letzten Endes ist es aber GERADE DESHALB so wichtig, es anzusprechen.
Die Hühner Emmi, Thea, Dörte und Luzie sind letzte Woche Samstag gerettet worden. Emmi war so voller Angst, dass sie während der Rettung um ihr Leben gekämpft hat. Ihr Gefieder, das blasse Gesicht und der blasse Kamm lassen schwach erahnen, was sie in ihrem bisherigen Leben in „artgerechter Bodenhaltung“ erlebt hat.
Nur die wenigstens haben so viel Glück wie Emmi, Thea, Dörte und Luzie, sowie die anderen über 600 Hennen, die letzten Samstag von Hühnerrettung NRW e.V. gerettet wurden. Jedes Jahr werden über 630 Millionen Hühner „ausgestallt“ (a.k.a. ausrangiert, weil zu wenig Leistung erbracht wird oder sie zu krank sind) und geschlachtet.
Die vier geretteten Mädels sind noch so schwach auf der Brust und ihre Federkleider so strapaziert, dass sie selbst genähte „Pullis“ tragen und Rotlicht in ihrem neuen tierleidfreien „Für-Immer-Zuhause“ haben, damit sie nicht (er)frieren.
Wenn ich erzählt bekomme, wie schwer es insbesondere Emmi hat und in welchem schlechten Zustand sie ist. Wenn ich den Schmerz ihrer Retterin über das Leid der geretteten Hühner am letzten Samstag höre und damit trotzdem nicht mal im Ansatz erahnen kann, welche Qualen sie bisher erlebt und erlitten haben.
Wenn ich mir vor Augen führe, dass es Emmi, im Vergleich zu anderen Hühnern, leider trotzdem noch „sehr gut“ ergangen ist, weil viele gar nicht erst überleben oder in so schlechtem Zustand sind, dass sie nur noch erlöst werden können. Das macht mich alles so hilflos und traurig und fassungslos. Emmi und die anderen sind nur die Spitze eines riesigen Eisberges.
Ein Eisberg, den wir als Menschen zu verantworten haben. Die Tragweite der Problematik ist mir selbst manchmal gar nicht so bewusst. Wie sehr normal all das für uns ist. Vielleicht schreibe ich darüber nochmal an anderer Stelle.
Zum Glück gibt es aber ja auch die andere Seite der Gesellschaft. Menschen, die nicht weggucken und versuchen, Hühnern bzw. generell Tieren ein besseres, artgerechteres Leben zu ermöglichen.
In diesem Zusammenhang bin ich auch auf Nic Koray und ihr „Gedicht“ gestoßen, das ich an dieser Stelle freundlicherweise mit euch teilen darf und möchte. Nic ist Illustratorin & Gründerin des Begegnungshofes „Herzberg Herdecke“. Die Arbeit mit den Tieren auf dem Hof inspirierte sie zu diesem Text.
WAS IHR UNS GEBT
Was Ihr uns gebt, kann keiner sagen Ihr füllt unsere Kissen und unseren Magen. Und kommen wir streicheln, seid Ihr offen und nah, doch im nächsten Augenblick ist von unserer Liebe nichts mehr da
Während wir unseren Hunden schöne Augen machen Hört man am Grill die Schwarte krachen Wir trainieren mit exklusiv intelligenten Tieren Während die schlauen Schweine in Massenhaltung dahinvegetieren
Was Ihr für uns tragt Kann keiner ermessen Weil Ihr ja nichts sagt Kann man Euch leicht vergessen Versteckt und verborgen vom Blick der Massen, kann man Euch getrost einfach leiden lassen
Und dann ein Bissen, ein Gabelstich ein ganzes Leben nur für mich auf meinen Teller, in meinen Bauch …wieso, das machen andere Säugetiere doch auch! …ich muss meine Eisenreserven auftanken und möchte jetzt nicht mit Dir um dieses Thema zanken …ohne Fleisch- ach, das ist total ungesund, und außerdem : Chinesen essen auch Hund!
Was Ihr für uns tut, kann keiner beschreiben, Ihr liebt uns und folgt uns und füllt unsere Weiden, seid klug und zutraulich, viel mehr als man denkt, weil man euch ja kaum Beachtung schenkt.
Die Tierrechtler und Vegetarier wirken fast peinlich, die ganzen Phrasen abgedroschen und kleinlich, ja ist schon doof, aber ohne Fleisch geht´s doch auch nicht… dem ganzen Tofu, ne, dem trauichnicht.schwerverdaulich.umweltuntauglich.
Was Ihr uns gebt kann keiner sagen, Ihr füllt unsere Regale, bis sie kaum mehr tragen ihr werdet kleingehackt und handlich abgepackt und wie Euer Weg dahin war will keiner fragen.
Wie Ihr für uns lebt, kann keiner sagen Unser Nichtwissen, Wegducken, ist totales Versagen Komm wir gehen Euch streicheln und danach was essen Wir fressen uns dumpf, in das totale Vergessen Eure blanken schwarzen Augen Leuchten, so lange wir es erlauben Uns entgegen, in gutem Glauben Doch der, der Euch isst, greift mit des Schlachters Hand Die Hand seiner Kinder, unerkannt. Und geht in Liebe, geht im besten Gewissen, aber Wegschauen befreit nicht Vom Hinschauenmüssen.
© Nic Koray 2020
Und sonst so?
Sonst war nix. Ciao. ? Freue mich, dass ihr vorbei gelesen habt und wünsche euch einen schönen Sonntag!