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|Gesehen| „Charité Intensiv: Station 43„, „Wie steht’s um die Meinungsfreiheit in Deutschland?„, „Tabuthema Gewalt gegen Männer„, „Die Wahrheit über Annalena Baerbock“ und „Hartz IV: Wer profitiert wirklich davon?„
|Gehört| meine Playlists
|Getan| gewerkelt, geweint, gefreut, gegangen
|Gefreut| über zwei Überraschungs-Care-Pakete von Freunden, Zeit mit Bongo, Wildblumen-Grüße an meiner Windschutzscheibe von Mama
|Gelesen| nichts
|Gekauft| endlich zwei Siebdruckplatten* für den neuen Rattenkäfigausbau
|Geschrieben| nichts
|Geplant| Abschied nehmen
Abschied von Bongo
Die meisten von euch haben es sicherlich schon mitbekommen: Sonntag Abend mussten wir Abschied von Bongo nehmen. Deshalb habe ich „Immer wieder Sonntags“ dann auch nicht veröffentlicht, obwohl eigentlich alles soweit „fertig“ war.
Bongo ging es die letzten Monate ja, durch verschiedene chronische Erkrankungen, immer mal wieder etwas schlechter, so dass wir schon lange wussten, dass unsere gemeinsame Zeit „bedroht“ wird und begrenzt ist. Sein Zustand hat sich in der letzten Woche dann aber recht plötzlich massiv verschlechtert. Er hatte nochmal deutlich (500 g) an Gewicht verloren, wurde immer wackeliger auf den Beinen und hatte zudem Probleme beim Essen (mit den Zähnen).
Freitag bin ich dann nochmal mit ihm zum Tierarzt, weil wir vermuteten, dass ein Zahn abgebrochen und lose ist. Der Verdacht bestätigte sich nicht. Dafür gab es die zusätzliche Diagnose „FORL“ und gleichzeitig auch die Klarheit, dass Bongo nicht mehr operiert werden kann. Bongos Zustand war zu diesem Zeitpunkt, durch den Gewichtsverlust und diverse geriatrische Probleme, bereits kritisch. Die Tierärztin gab mir Schmerzmittel mit und sagte, dass seine Nieren das vermutlich nicht mitmachen und ich sie nach dem Wochenende anrufen sollte, sofern sich was verschlechtert.
Die letzten Monate, aber ganz besonders das letzte Wochenende mit Bongo waren sehr Kuschel-intensiv. Wir haben die Zeit so gut wie möglich genutzt und Bongo war, wenn er nicht gerade in der Küche auf der Spüle lag, beinah 24/7 bei uns
Die letzten zwei Wochen war dieser Ort in der Küche einer seiner Lieblingsplätze. Es gab regelmäßig Leber-/Teewurst, sowie sein Lieblings-Fast-Food. Das verschlang er leidenschaftlich. Das Bild zeigt allerdings leider deutlich, wie dünn er Samstag war.
Als wir Sonntag aufwachten konnte Bongo nicht mehr aufstehen und sich auch nicht mehr alleine aufrecht halten. Essen und Trinken wollte er ebenfalls nicht mehr. Zu diesem Zeitpunkt war er allerdings noch ganz ruhig, augenscheinlich ohne Schmerzen. Er lag den Tag über neben uns auf einer großen Decke auf dem Tisch und wurde bekuschelt.
Zum Nachmittag hin verschlechterte sich sein Zustand weiter. Es kamen augenscheinliche Nierenkrämpfe hinzu, die zwar nur wenige Sekunden andauerten, aber Bongo mit hoher Wahrscheinlichkeit Schmerzen bereiteten, die wir nicht lindern konnten. Am schlimmsten waren für mich seine kläglichen Versuche zu miauen und gleichzeitig sein stetiger Wille, uns nah zu sein.
Wenn Marius den Raum verließ, wurde Bongo sofort nervös, versuchte aufzustehen und nach ihm zu sehen. Bei seinen Versuchen zu stehen, schob er uns immer seinen Kopf entgegen, um zu kuscheln und sein typisches „Hey, alles gut“ da zu lassen 😢
Für uns war klar, sobald wir sehen, dass Bongo leidet, möchten wir sein Leid möglichst lindern oder beenden. Da das Lindern mit dem niedrig dosierten Schmerzmittel keine Option war, blieb uns letzten Endes nur die Tierärztin. Da, wie nahezu jedes Wochenende, nur ein fürchterlicher Nottierarzt in Wuppertal Dienst hatte und unsere Haustierärztin am Wochenende nicht erreichbar war, kam uns die „mobile“ Tierarztpraxis in den Sinn, die ich letztes Jahr bereits raus gesucht und für solche Fälle abgespeichert hatte.
40 Minuten später kam die Tierärztin aus Leverkusen zu uns nach Hause, um Bongo einzuschläfern. Unsere Sorge, dass Bongo zu dolle Angst oder Schmerzen haben konnte, bestätigte sich zum Glück nicht. So konnte er, umkuschelt von Marius und mir, einigermaßen friedlich auf unserer Couch entschlafen.
Den gesamten Abend über haben wir noch, gemeinsam mit Kimba, neben ihm gesessen. Am nächsten Tag haben wir noch Pfotenabdrücke für ein Bild und einen meiner Herzsteine genommen und ihn im Anschluss zu einem Tierbestatter gebracht, um ihn einäschern zu lassen.
Beim Bestatter wurde er nochmal für uns aufgebahrt. Das wäre zwar nicht nötig gewesen und wir hatten auch keine wirkliche Chance uns dagegen zu entscheiden, aber letzten Endes war es dennoch schön, sich auf diesem Weg nochmal von ihm verabschieden zu können.
Für Bongo 🌈
Ach, Bongoleinchen, du kleiner Stoffel. Dich gehen lassen zu müssen, hat uns das Herz gebrochen. Wie soll das Aufstehen noch Spaß machen, wenn du morgens nicht mehr auf uns rum trampelst oder liegst? Wir vermissen dich unendlich.
Dein planloses umher streifen und rum tippeln und miauen, wenn du Hunger hattest oder deinen Durst U-N-B-E-D-I-N-G-T und A-U-S-S-C-H-L-I-E-ß-L-I-C-H mit köstlichstem Klowasser oder fließendem Wasser aus der Badewanne stillen wolltest, dein verrücktes durch die Wohnung rennen, wenn du dringend kacken musstest, dein Gemaue wenn du Aufmerksamkeit wolltest oder dir was nicht passte, deine Krallen und Schnurrhaare, die uns besonders häufig mitten in der Nacht irgendwo in den Körper pieksten, dass du dich während wir arbeiten, auf die Tastatur setzt, weil du JETZT kuscheln willst, dass du mit deinen Pfoten das gesamte Wasser aus den Schalen wurschtelst und die Wohnung unter Wasser setzt, die Haufen und Pipi-Lachen die du feinsäuberlich in der Wohnung drapierst, als Protest dafür, dass die Ratten zu viel Aufmerksamkeit bekommen, dein an den Kopf stoßen, dein Schnurren, deinen kuscheligen Bauch, deine weichen Öhrchen, deine wunderschönen Augen, dein Mäulchen zu kraulen und so, so viel mehr.
Du warst und bist und bleibst der weltbeste und wunderschönste Kater.
Zum Thema Trauer & Tod
Auf mein letztes „Immer wieder Sonntags“ gab es sehr viele Reaktionen von euch. Darüber habe ich mich sehr gefreut. Denn auch wenn solche Texte vorwiegend für mich als eine Strategie zur Verarbeitung dienen, so freue ich mich auch darüber, etwas in euch bewegen zu können.
Zwei Dinge möchte ich hier noch ansprechen:
1. Trauer ist individuell oder „die deutsche Abschiedskultur & Ich“
In meinem Text von letzter Woche konnte fälschlicherweise der Eindruck entstehen, dass ich das Pflegepersonal bzgl. des Abschiedrituals kritisieren wollen würde. Das war absolut nicht mein Ansinnen. Das durchgeführte Ritual war vorwiegend für das Pflegepersonal gedacht und an die (zumeist auch gesellschaftlich geprägten) Ansprüche eines evangelischen (also vorwiegend christlich geprägten) Pflegeheims angepasst.
Ich hatte meine Gefühle und Gedanken dazu nicht erwähnt, um das Pflegepersonal zu kritisieren oder ihre Art des Trauerns zu hinterfragen, sondern um meine Gefühle und Gedanken, zu diesem gesellschaftlich/christlich geprägten „Vorgang“, zum Ausdruck zu bringen 🙂
Ich wage zu behaupten, dass jeder Mensch anders trauert und Abschied nimmt. Das Pflegepersonal hat Marius Mutter über neun Jahre 24/7 erlebt und damit zumindest mehr Zeit mit ihr verbracht, als ich. Viele der Pfleger*innen waren traurig und betroffen, weshalb ich es wichtig finde, dass jeder Mensch so Abschied nehmen darf, wie es sich für ihn gut anfühlt.
Für mich persönlich ist die gesamte „deutsche“ (westliche?) Abschieds-/Sterbe-/Trauerkultur nicht passend, weshalb ich bisher bei jedem Todesfall (egal ob Mensch oder Tier) in ähnliche Situationen kam, wie am Tag des Abschiedsrituals. In solchen Situationen bin ich zwischen Anstand, Respekt und meinem „Amüsement“ hin und her gerissen, weil ich auf der einen Seite die Art des Trauerns und Abschiednehmens anderer respektieren möchte, mich selbst aber ein Stück weit „amüsiert“ fühle darüber, z.B. umgeben von betenden, gerührten Menschen zu sein, für die dieser Moment eine enorme Bedeutung zu haben scheint, während sie für mich völlig gezwungen und bedeutungslos ist.
Offensichtlich ticke ich so dermaßen anders, als der Großteil der Menschheit, so dass ich regelmäßig, auch außerhalb dieser Thematik, in (für mich) seltsame Situationen gerate, die für andere völlig normal und teilweise wunderschön/bedeutungsvoll (…) sind.
Nur weil es für mich nicht passt und ich meine Gefühle dazu äußere, spreche ich anderen ihre Gefühle deshalb aber nicht ab. Ich finde es wichtig, ganz besonders beim Thema Trauer, die Individualität jedes Menschen zu respektieren. In meinem Video „Wie man zu trauern hat“ bin ich im letzten Jahr darauf eingegangen, was ich zum Thema „Trauer“ denke und erlebt habe.
Was den Umgang mit dieser gesamten Thematik anbelangt, habe ich für mich andere Vorstellungen, Bedürfnisse und Ansprüche an den Abschied von einem Menschen oder einem Tier. Ich kann für mich persönlich mit den klassischen Sachen (z.B. eben Gebete, Kondolenzen, klassische Beerdigungen etc) nichts anfangen. Sie bringen und bedeuten mir nichts. Auch das „gebuddelte Loch“ auf dem Friedhof hat für mich keine Bedeutung, weil Mensch & Tier nicht dort sind, sondern bei mir (in Form meiner Erinnerungen).
Da in Deutschland gewisse Dinge aber nun mal so ablaufen, wie sie ablaufen und ich manche Entscheidungen zudem nicht in meinem Sinne treffe bzw. es manchmal eben nicht darum geht, was ICH will, bin ich Teil dieser Kultur und das ist für den Moment dann auch ok, aber halt dennoch (für mich) weird. Das ist alles 😅
2. Tod ist individuell
Ein weiterer Punkt der mir wichtig ist, ist nochmal darauf hinzuweisen, dass jedes Lebewesen seinen individuellen Tod stirbt. Viele schrieben in ihren Kommentaren und/oder Nachrichten, dass ich ihnen die Angst vor dem Tod genommen habe. Einerseits habe ich mich gefreut, gleichzeitig habe ich mich damit aber auch unwohl gefühlt.
Der Gedanke daran, dass möglicherweise jemand von euch mit meiner Sterbebegleitungs-Erfahrung in eine solche Situation geht und erwartet, dass dasselbe erlebt wird, macht mich „nervös“. Kein Mensch stirbt wie der andere. Es gibt schöne Tode, qualvolle Tode, dramatische Tode, kämpferische Tode und viele mehr.
Dass jemand so friedlich entschläft, ist sehr selten und mir ist es wichtig, das nochmal zu betonen, ohne euch damit Angst machen zu wollen. Ich glaube, dass wir alle gut beraten sind, uns mit dem Tod intensiver zu beschäftigen.
Hier* habe ich vor einigen Jahren angefangen Bücher zum Thema Tod, Trauer & Abschied zu sammeln, die ich zu einem Großteil (von den „Ausfüllbüchern“ und zwei oder drei thematisch spezielleren Büchern abgesehen) gelesen habe und die für mich, auf unterschiedliche Art und Weise, hilfreich und/oder informativ waren.
Facebook Kettenbrief
Auf Facebook macht seit Anfang 2020 immer mal wieder ein Kettenbrief die Runde. Gerade gab es wieder einen Schwall an Menschen aus meiner „Boomer Freundesliste“, der diesen wahnsinnig tiefsinnigen Text geteilt hat.
[… hier fügen die Teiler jeweils ihr Geburtsdatum und ihren Geburtsort ein] Das Leben war damals magisch, wir lebten in Leichtsinn. Wir hatten ein schönes Leben! Mit all meinen Freunden und Freundinnen und jeder wurde wie ein Teil der Familie behandelt. Wir gingen raus, um zu spielen, wir waren immer glücklich 😀 und haben ALLES gegessen, was unsere Mutter vorbereitet hat. Aus Respekt. Und weil keiner auch nur irgendeine dieser neumodischen Allergien oder Unverträglichkeiten hatte. Das lag wohl auch mitunter daran, dass wir den Sand aus dem Sandkasten gegessen haben, Äpfel und Kirschen von den Bäumen, OHNE unser Hände 30x zu desinfizieren.
Wir haben unsere Kuchen und Süßigkeiten miteinander geteilt, es hat uns 50 Pfennig gekostet. So wie der Tages-Eintritt ins Freibad. Oder ein Eis. Nach der Schule haben wir unsere Hausaufgaben gemacht und dann so schnell wie möglich mit dem Spielen begonnen.
Man konnte einen ganzen Tag auf dem Spielplatz bleiben mit1 Mark 🤑 und mal weniger, wenn jemand nichts hatte. Es wurde alles brüderlich geteilt.
Wir spielten die ganze Zeit Fußball oder fuhren die Tour de France durch den Ort ⚽️, Autos 🚘, spielten mit Murmeln, Gummitwist, Rollschuhe, Hüpfen, Verstecken spielen, wir sind auf die Bäume geklettert 🌳, haben Baumhäuser gebaut, ohne dass jemand die Behörden rief und uns wegen Sachbeschädigung belangt hat. und schwammen in Baggerlöchern, im Kanal.
Wir haben einen Berg mit den Herbstblättern gemacht 🍂 zum reinspringen ohne an die Mikroben zu denken. Wir konnten unbesorgt durch die Nachbarschaft laufen. Auch spät Abends im Dunkeln. Wir mussten nicht mit Smartwatch oder Smartphone überprüft und be-helicoptert werden. Wir konnten die Uhr lesen. Sowohl digital, als auch analog. Wenn es hieß, sei um 7 zu Hause, waren wir das, mit einem Puffer von wenigen Minuten. Wir aßen Früchte von den Bäumen und den Sträuchern in den Gartenanlagen, ohne sie zu waschen, radeln auf dem Gehweg ohne Helm oder Knieschoner, aber mit einem Stück Karton, das im Rad steckt, um Motorradgeräusche zu machen 😆.
Wir bauten uns Sprungschanzen aus Erde und Brettern, fielen hin, standen auf, fuhren weiter. Kein Pflaster oder Desinfektionsmittel musste auf die aufgeschürften Knie oder Ellenbogen. Um uns mit unseren Freunden zum Spielen zu treffen, gingen wir vor ihr Haus und riefen lautstark ihre Vornamen oder klingelten an der Tür.
Abends nach unserem Bad 🛀 haben wir unseren Schlafanzug und unsere Hausschuhe angezogen und spätestens 20.00 Uhr waren wir im Bett 😴 ohne zu reden. Ohne Handy. Ohne Fernseher. Wir haben uns gefreut, wenn die Wettervorhersage schönes Wetter für den Tag danach vorhersagte 🌤️ denn das war alles, was uns wichtig war, wissend, dass wir morgen draußen spielen konnten. Keine sozialen Medien, keine 📱 und wir wussten nicht, was wir hätten damit anfangen sollen, weil wir Freunde, Freundinnen und einen 🏐 hatten.
Wir hatten vor nichts Angst und unsere älteren Menschen mussten uns keine Sorgen machen. Jeder kannte die Kinder des anderen und konnte sagen: ′′ Warte, bis ich deine Eltern sehe, wenn du nicht lieb bist!“, Niemand war böse, weil wir uns aufeinander verlassen konnten 🤝.
Uns wurde dieser Respekt gegenüber anderen beigebracht. Als Kind musste man einen sprechenden Erwachsenen nicht unterbrechen! Bei Sonnenuntergang wussten wir, dass es Zeit ist, nach Hause zu gehen 🏡.
Wir gingen gerne zur Schule 💼, weil uns beigebracht wurde, die Lehrer zu respektieren 🎓 und es war eine Freude, unsere Klassenkameraden und Freunde jeden Tag zu sehen 🧒👧.
Wir haben unseren Mund für unsere Eltern geschlossen, weil wir wussten, dass wir Stubenarrest bekommen, wenn wir dagegen sprechen, und es war so: ′′Du darfst morgen nicht draußen spielen gehen, sondern bleibst zu Hause’′ 🌤.
Wir sollten öfter über all diese glücklichen Momente nachdenken 💭, denn wir sind verloren in einer Gesellschaft, in der es keinen Respekt, Autorität, Mitgefühl oder Wohlwollen für andere gibt 😔. Der gesunde Menschenverstand verliert auch, genau wie das Verständnis von Gut oder Böse. Der gesunde Menschenverstand verliert haushoch, genau wie das Verständnis von Gut oder Böse, von richtig oder falsch. Wir vegetieren in einer Gesellschaft, in der jeder nur noch an sich denkt. An andere denken, geht nur noch mit Groll. Oder mit Anwalt.
„Das Leben war damals magisch, wir lebten in Leichtsinn (…), wir waren immer glücklich…niemand war böse, weil wir uns aufeinander verlassen konnten“. Mensch ja, was war z.B. die Sache mit dem Mauerbau damals magisch schön und wie glücklich waren die Menschen immer alle 😏 Und wie glücklich waren all die Kinder, die körperlich und seelisch, von „Erwachsenen“ missbraucht wurden, weil „eine harte Hand“ normal war. #soblessed 🙏🏼
„Wir haben unseren Mund für unsere Eltern geschlossen.“
„Als Kind musste man einen sprechenden Erwachsenen nicht unterbrechen.“
„Wir gingen gerne zur Schule, weil uns beigebracht wurde, die Lehrer zu respektieren.“ Stimmt. Unterdrückung und das Kleinhalten von Kindern sind wunderschön. Bitte alle gehorchen und bloß nicht den Mund aufmachen, wenn was nicht passt! 🤢
„Kein Pflaster oder Desinfektionsmittel musste auf die aufgeschürften Knie oder Ellenbogen“ Ja, mensch! Was sind die Kinder von heute doch für Weicheier. Und wie fürchterlich sind bitte diese fürsorglichen Eltern? Ist ja zum kotzen. Früher war wirklich alles besser! Fehlt nur noch, dass das herrschende Frauenbild von damals gefeiert wird. Das war doch fast genauso schön 💜
„Und weil keiner auch nur irgendeine dieser neumodischen Allergien oder Unverträglichkeiten hatte. Das lag wohl auch mitunter daran, dass wir den Sand aus dem Sandkasten gegessen haben, Äpfel und Kirschen von den Bäumen, OHNE unser Hände 30x zu desinfizieren.“ JEDES KIND mit Allergien und Intoleranzen weiß, dass das natürlich (11elf!!) alles nur daher kommt, weil die Mama immer so oft die kleinen Händchen desinfiziert hat. Und die Preissteigerungen haben natürlich auch auf gar keinen Fall was mit der Inflation zu tun oder so. Bullshit!
Mich machen solche idealisierten Erinnerungstexte sprachlos und wütend zugleich. Irgendein „Boomer“ schreibt von seinem digitalen Endgerät aus via Facebook (#neuland #digitalisierung2021), wie wunderwunderschön es früher doch war und wie fürchterlich die heutige Gesellschaft und Zeit ist. Derselbe Mensch, der damals wie heute mitentscheidet/n kann und mitentschieden hat, wie es läuft.
Wie heuchlerisch, ignorant und verhöhnend.
Verhöhnung Part II
Ähnlich ignorant und verhöhnend empfinde ich die leider ziemlich undurchdachte #allesdichtmachen Aktion einiger Schauspieler*innen, sowie die ewige Aufforderung, „endlich die Wahrheit“ zu sehen.
Selbstverständlich ist nicht jede Kritik an der aktuellen Situation und den Maßnahmen zu negieren oder in die Querdenkerszene/rechte Ecke zu drängen. Selbstverständlich geht es nicht darum, alles schweigend hinzunehmen und zu feiern, welche Maßnahmen gerade umgesetzt werden oder wie das Ganze realisiert wird. Das was, insbesondere seitens der Politik, kommuniziert (oder eben nicht) und umgesetzt (oder eben nicht) wird, ist in vielen Teilen absoluter Murks, der kritisiert werden darf und muss.
Bei all der Kritik sollte aber nicht die andere Seite vergessen werden. Wer fordert, sich lieber auf das Gute und die Gesunden zu konzentrieren, um endlich wieder frei mit den Lieblingsmenschen im Café sitzen und klönen zu können, der verhöhnt nicht nur die Hinterbliebenen der (bisher) über 82.000 Toten alleine in Deutschland, sondern auch all die Menschen, die gerade um das Leben anderer Menschen bangen und/oder kämpfen.
Die wenigstens von uns haben irgendein wissenschaftliches, virologisches oder medizinisches Fachwissen, dass uns dazu befähigen würde, eingehendere Einschätzungen vorzunehmen. Das gilt für mich natürlich genauso, wie für alle anderen. Und genau deshalb sollte man sich, meiner Meinung nach, möglichst an den Fakten orientieren, statt an Emotionalitäten.
Fakten in Form von Gesprächen und Informationen mit und von den Menschen, die täglich aktiv mit dem Virus und seinen Folgen zu tun haben. Medizinisches Fachpersonal in Form von Ärzt*innen, Pfleger*innen, Helfer*innen & Co. die auf überlasteten Intensivstationen an ihre Grenzen kommen und häufig vergeblich um das Leben Erkrankter kämpfen.
Der dreiteilige Bericht „Charité intensiv“ bietet vielleicht einen Anfang.
Am schlimmsten finde ich allerdings die teils süffisanten Hinweise darauf, dass nur ein kleiner, quasi „erleuchteter“ Teil der Bevölkerung die Wahrheit / Wirklichkeit / das Offensichtliche sieht, während alle anderen („Schafe“) leider zu dumm und Obrigkeiten-hörig sind, um zu erkennen, was doch so offensichtlich ist. 😏 Manchmal noch gefolgt von einem „Ihr werdet schon sehen.“ oder „Wartet mal ab.“.
Ich weiß woher das kommt und dass es den Menschen hilft, sich als eine Art „erlesenen Kreis“ anzusehen, der nur laut genug sein und hart genug kämpfen muss (quasi wie damals, als es so wunderschön war… … … 😏), damit alle anderen endlich Erwachen und eine neue Welt entstehen kann 🙏🏼✨🌟💫
Der Wunsch ist toll und ich würde mir genauso ein „Erwachen der Menschheit“ wünschen, wenn auch in anderen Bereichen. Allerdings weiß ich, dass dieser Wunsch eine Utopie ist. Weil jeder Mensch eine andere Wirklichkeit, andere Werte, Normen und Vorstellungen hat. Meine Wirklichkeit ist nicht die der anderen.
Ich kann mir wünschen, dass andere etwas genauso sehen wie ich, ich kann mein Unverständnis und meinen Unmut gegenüber anderen Ansichten / Lebensweisen äußern, aber ich kann sie nicht als dumme Schafe (oder Covidioten) darstellen oder sogar aktiv so bezeichnen, nur weil sie MEINE Ansichten nicht teilen und ich der Meinung bin, dass nur ich den Überblick und die Erleuchtung habe. Gerade wenn ich das von mir behaupte, habe ich es mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit eben GENAU NICHT 😅
Vanilla & Sky
Freitag sollten eigentlich die zwei Flauschis von den Notfallratten Rhein Ruhr zu uns kommen. Momentan sind sie in einer Pflegestelle in Bochum. Der Termin wurde Freitag dann auf Sonntag verschoben, musste dann aber erneut abgesagt werden.
Wann die beiden jetzt letzten Endes genau zu uns ziehen, weiß ich noch nicht. In der kommenden Woche ist es mit der Beerdigung von Marius Mama, Abschied nehmen von Bongo & Co. etwas unpassend, gleichzeitig ist hier aber auch alles vorbereitet und sowohl für die beiden, als auch für Bella & Tilly wird es Zeit, wieder in einem richtigen Rudel leben zu können. 💜
(Nachtrag 28.04.2021: ich hole die beiden heute Abend ab)
Insofern freuen wir uns, wenn sie endlich bei uns einziehen. Habe immerhin auch die Pipisteine neu bemalt, dein späteren „Gemeinschaftskäfig“ ausgebaut UND von Hand zwei schiefe Hängematten aus nem alten Punktekleid von mir genäht (obwohl ich das „eigentlich überhaupt nicht kann“ ;-) ).
Und sonst so?
Bleibt das Gefühl von „2021 kann weg“. Gleichzeitig haben wir uns diese Woche sehr über liebe Hilfs-Angebote, offene Ohren, gute Gespräche, zwei Care-Pakete mit ganz viel Schoki und Keksen, wunderschöne Briefe/Karten und einen „Blümchengruß“ nach unserem Spaziergang auf der Windschutzscheibe gefreut 💜
Außerdem war ich mit meiner Mama spazieren, mit Marius zusammen im „Zauberwald“ und ich habe ein paar Wildkräuter gesammelt.
Mit der naiven Hoffnung, dass 2021 ab jetzt vielleicht doch irgendwie besser oder zumindest ok wird, verabschiede ich mich von euch und wünsche euch eine schöne Woche.