Inhalte
|Gesehen| „Trans* Mann und schwanger: Kai hat sein Kind selbst bekommen“ (wichtige Doku, die leider sehr deutlich macht, unter welchem Druck Trans*Männer mit Kinderwunsch stehen -> ergänzt auch gut meinen Artikel „Die Sache mit den Geschlechtern„), „Hörsaal satt Behindertenwerkstatt“ (großartige, informative und berührende Doku – die Fortsetzung in der ARD Mediathetk ist unter dem Video verlinkt), „Pflegestation Wohnzimmer – Wenn der Partner krank wird“ (ebenfalls beeindruckend und berührend) und „Mirjam wird sterben – Wenn das Leben schon mit 14 endet“ (traurig und zum Nachdenken anregend)
|Gehört| „Ich trage dich nach Haus*“ von Sarah Lesch, „Ende der Einsamkeit*“ von Bosse, „Boomerang*“ von Yebba, „Biblical*“ von Calum Scott und meine Playlists
|Getan| gearbeitet, geschwommen, geredet, gesucht, gelacht, geärgert, gewollt und nicht gekonnt
|Gefreut| über einen schönen Abend mit meiner Familie beim Outdoor Escape Game, schöne Stunden mit den Ratten-Mädels und über das Schwimmen
|Gelesen| weiter „Das Ende der Evolution*“ (interessant, lehrreich, zum Nachdenken anregend und für mich lesenswert)
|Gekauft| endlich wieder eine Rabattkarte fürs Schwimmbad (das Schwimmen ist ohne Karte 40% teurer, die Karten waren bisher aber wegen der Corona-Auflagen nicht nutzbar)
|Geschrieben| weiter an den ausgefallene Adventskalender Listen, dazu kam eine Liste für spirituelle Adventskalender, sowie die Aktualisierung für mein Rauhnächte-Journal (bin fertig, es wurde aber leider noch nicht veröffentlicht)
|Geplant| meinen Wahlschein für die Bundestagswahl abschicken, die Produktverpackung für unser neues Produkt fertig designen, schwimmen, organisieren
Gut genug? Gut. Genug!
Vor einigen Tagen sah ich auf Instagram eine Story, in der eine Person beklagte, dass es Social Media Profile mit 300 K Follower*innen gibt, auf denen die Personen nur singen oder tanzen. Während sie mit ihrem Profil zum Thema Tierrettung um jede*n Follower*in kämpfen müsse. Es schien sie enorm zu belasten, dass sie mit etwas, das in ihren Augen besonders wert- und sinnvoll ist, kaum Aufmerksamkeit generieren kann.
Mich machte der Beitrag wütend, ich ergründete aber nicht weshalb. Beim Schwimmen am nächsten Tag kam mir aber die Idee, meine Gedanken zu der Aussage in „Immer wieder Sonntags“ zu teilen:
Wozu werten wir das Verhalten anderer Menschen ab, in dem wir beispielsweise sagen, dass andere „nur singen“ oder „nur tanzen“ und mit „sowas“ die Masse erreichen? Welches Bedürfnis steckt dahinter? Es ist das Bedürfnis danach, gesehen und wertgeschätzt zu werden. Bewusst oder unbewusst wollen wir sagen: „Das ist gar nicht so viel wert, wie das was ich mache! Wieso sieht das niemand? Wieso schätzt das niemand wert?“.
Wir sagen damit manchmal auch: „Mit dem was ich mache, erreicht man die Menschen nicht. Niemand will das sehen. Ich bin nicht gut genug.“ und begeben uns ein Stück weit in die Rolle des Opfers, dass den niederen Interessen der „Spaß-Gesellschaft“ schutzlos ausgeliefert ist.
Bei näherer Betrachtung stimmt auch der Grundgedanke nicht, dass man die Menschen nur mit vermeintlichem „Blödsinn“ erreicht. Profile wie die von Greta Thunberg (12 Millionen) beweisen das Gegenteil. Aber fernab dessen:
Haben Menschen, die ihre Leidenschaft im Singen oder Tanzen gefunden haben, weniger Recht darauf, andere Menschen zu erreichen als solche, die beispielsweise Lebewesen in Not retten? Hat etwas nur dann Aufmerksamkeit verdient, wenn es einer sozialen Motivation entspringt? Gibt es eine (moralische) Verpflichtung, die eigene Reichweite für gesellschaftskritische Themen zu nutzen? Was ist, wenn der Social Media Tanz-Kanal ein Versuch ist, einer sonst unerträglichen Realität zu entfliehen?
Woher nimmt man die Sicherheit, dass diese Menschen sich nicht engagieren? Ist es nicht schon eine Form des sozialen Engagements, Millionen Menschen täglich ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern? Und ist es außerdem nicht legitim, wenn Menschen, gerade in ihrer Freizeit, etwas suchen, dass sie nicht mit der Realität konfrontiert?
Was genau mich nun wütend gemacht hat, habe ich erst heute beim Schreiben verstanden:
- Die Erinnerung daran, wie ich selbst häufig mit einem „Du machst nur xyz“, den dahinter stehenden Konventionen und unerfüllten Bedürfnissen sowie meinem eigenen „nicht genug sein“ Gefühl konfrontiert werde.
- Einen Teil von mir in genau diesen abwertenden „Die macht ja nur xyz.“ Gedanken wieder zu entdecken.
Auch ich kenne vergleichende/abwertende Gedanken und erwische mich dabei, wie ich mich (besseren Wissens!) mit anderen Menschen vergleiche und mich dadurch nicht nur schlecht fühle, sondern auch selbst blockiere.
Mich auf diese Art mit der Thematik auseinanderzusetzen hat mir geholfen, den Zusammenhang zwischen beiden Punkten klarer zu sehen. All dem liegt derselbe Glaubenssatz zugrunde. Ein Glaubenssatz, den ich in einigen Teilen auflösen konnte (und den ich rational betrachtet auch nicht glaube), der sich in anderen Teilen aber weiterhin findet: Ich bin nicht gut genug.
Nur: Gut genug für was? Welches Bedürfnis steckt dahinter? Welche Maßstäbe setze ich? Kann ich diese überhaupt realistisch erreichen? Wozu glaube ich noch daran, nicht gut genug zu sein? Welche Sicherheit gibt mir dieser Glaube? Welche Bedeutung hat es für mich, gut genug zu sein? Wann fühle ich mich gut genug? Was sind meine 100% und was erwarte ich von mir? Sind 100% nicht schon gut genug? Müssen meine 100% die der anderen sein? Geht das überhaupt? Muss „gut genug“ zwingend gleich 100% sein? Und wie würde ich all das beurteilen, wenn es hier nicht um mich, sondern um meine Freundin ginge?
Hans Dampf in allen Gassen, utopischer Perfektionismus & Organisation
Was ich in „Immer wieder Sonntags“ bespreche, weiß ich erst, wenn ich sonntags hier sitze und schreibe. Über die Woche beschäftigt mich meist irgendwas, zu dem ich meine Gedanken und Gefühle dann spontan schriftlich reflektiere. Einzelne Zusammenhänge zwischen den Themen werden mir erst beim Schreiben bewusst. So ist es auch mit dem folgenden Thema, das nahtlos an das Obige anschließt.
Gerade befinde ich mich wieder in einer meiner „Ich will alles gleichzeitig, sofort und perfekt!“ Phasen. Hans Dampf in allen Gassen zu sein ist das eine. Ich habe viele Begabungen und Interessen und gelernt, dass das völlig okay ist (Passend dazu mein Artikel „Ich bin ein UND-Mensch“ aus 2017 und das großartige Buch „Du musst dich nicht entscheiden, wenn du tausend Träume hast*“).
Das andere ist, so viel gleichzeitig zu wollen und zu tun, dass nichts richtig (a.k.a. 100% a.k.a. gut genug) wird. In meinem Gehirn sind hunderte Tabs und Themen offen.
Ich will noch ein Buch schreiben. Ich will mein neues Produkt online bringen. Ich will die Adventskalenderlisten anders organisieren. Ich will meine Blogs mobile optimieren. Ich will ein neues Design für DieCheckerin. Ich will regelmäßiger und mehr auf den Blogs und Social Media schreiben. Ich will einen Content Plan für die Blogs erstellen. Ich will ein Video über ADHS drehen. Ich will über so viele Themen sprechen. Ich will die Natur genießen. Ich will täglich acht Stunden schlafen. Ich will täglich ne Stunde spazieren gehen. Ich will dreimal pro Woche schwimmen. Ich will mit Marius wandern und mehr Zeit mit ihm außerhalb vom PC verbringen. Ich will meine Familie öfter sehen. Ich will meine Freundin öfter sehen. Ich will meine Schränke neu ordnen. Ich will meinen Schreibtisch anders gestalten. Ich will meinen Arbeitsalltag organisieren. Ich will eine Vorratsliste für alle Produkte führen und sie aktuell halten. Ich will die Blumenampeln für Etsy fotografieren. Ich will mein Brot wieder selber backen. Ich will Aufstriche fürs Brot selber machen. Ich will Sachen einkochen. Ich will neue DIY-Kosmetik Rezepte ausprobieren und online stellen. Ich will vegane Rezepte online stellen. Ich will mal wieder auf Instagram live gehen. Ich will mich ehrenamtlich im Tierschutz engagieren. Ich will HTML und CSS besser können. Ich will Adobe InDesign, Illustrator und Photoshop perfekt beherrschen. Ich will gut designen können. Ich will mehr malen. Ich will gute Fotos machen können. Ich will Makrofotografie ausprobieren. Ich will ein Stille-Retreat ausprobieren. Ich will endlich wieder singen. Ich will einen Tanz einüben und tanzen. Ich will überhaupt täglich tanzen. Ich will alte Artikel auf den Blogs aktualisieren. Ich will, dass Kimba nicht mehr alleine ist und Katzen-Gesellschaft bekommt. Ich will mehr Zeit mit den Ratten und Kimba verbringen. Ich will das Putzen in meine Morgenroutine einbauen. Ich will großartig toll Wäsche aufhängen können. Ich will Hühner kuscheln. Ich will Spieleabende. Ich will Adventskalender selber basteln. Ich will mehr über Veganismus schreiben und sprechen. Ich will Kraul-Schwimmen lernen. Ich will schneller schwimmen können. Ich will nicht mehr so viel vor dem PC sitzen. Ich will effektiver meine Aufgaben erledigen. Ich will noch ausgewogener kochen. Ich will wieder regelmäßige Essenspläne schreiben. Ich will ALLE Dinge genauso schnell und gut erledigen können wie andere. Ich will mich weniger ablenken (lassen). Ich will mehr lesen. Ich will meinen Kopf freier bekommen. Ich will einen Capsule Wardrobe haben. Ich will unsere Essensausgaben reduzieren. Ich will in die Natur ziehen. Ich will ein eigenes Haus kaufen. Ich will die Welt bereisen.
Vermutlich ist das nicht mal die Hälfte dessen, was gerade insgesamt durch meinen Kopf schwirrt. Mir ist in der Theorie klar, dass meine Vorstellungen und insbesondere auch meine Erwartungen an mich selbst nicht realistisch sind. Ein Tag hat nur 24 Stunden und ich kann eben nur das, was ich kann. Es fällt mir allerdings schwer, das zu akzeptieren. Und es fällt mir noch schwerer, seit ich durch die ADHS-Medikation Dinge, die vorher im Verborgenen lagen, zwar klar sehen, aber noch nicht verändern kann.
Ich will alles ändern und können. SOFORT und ohne Fehler zu machen. Gefühlt werde ich so täglich mit meiner Unzulänglichkeit konfrontiert und sabotiere mich selbst. Wann immer etwas nicht so gut funktioniert, wie ich es mir vorgestellt und erhofft habe, bricht für mich gerade gefühlt eine Welt zusammen. Und das passiert täglich.
Der Frust ist vorprogrammiert. Ich sehe das sogar ;-) Aber mein Wunsch danach, normal zu sein und normal zu funktionieren (Hey, Sandra. Erinnerst du dich an deinen Artikel „Was ist eigentlich normal?“ und willst du den vielleicht noch mal selbst lesen? 🙄😅), dass meine 100% identisch mit den 100% der anderen sind, ist manchmal enorm groß.
Prioritäten zu setzen, zu organisieren, Dinge, die ich noch nicht kann oder die noch nicht dran sind, beiseitezulassen und „einfach mal Fünfe gerade sein zu lassen“, fällt mir schwer. Obwohl ich in der rationalen Theorie und außerhalb der aktuellen Phase sehr gut sehen und wertschätzen kann, was ich bereits geschafft habe und wie weit ich gekommen bin. Ein ziemlich großer Teil in mir weiß, dass ich gut genug bin so wie ich bin. Der scheint nur in dieser Woche Urlaub zu machen.
Und sonst so?
Der Fokus lag in dieser Woche auf dem Verpackungsdesign für unser neues Produkt. Da kommen wir voran und ich bin wahnsinnig gespannt, wie es am Ende aussehen wird.
In dieser Woche war ich wieder schwimmen und habe es sehr genossen. Es gibt für mich (zumindest für die Bedingungen hier in Wuppertal) nichts Schöneres, als meinen Arbeitstag so zu starten.
Darüber hinaus waren wir am Freitag mit meiner Familie bei einem Outdoor Escape Game in Dortmund. Im Grunde ein Mix aus Geocaching und Escape Game. Eine schöne Abwechslung die uns Spaß gemacht hat.
Heute Abend wollte ich ausnahmsweise mal freiwillig RTL einschalten, um das Triell zur Bundestagswahl anzusehen.
Glaube die Wahl erschien mir noch nie so wichtig und gleichzeitig ist es mir noch nie so schwer gefallen, überhaupt eine Wahl zu treffen. Die Entscheidung fällt mir besonders schwer, weil die Wahl einer Protestpartei (wie „Die PARTEI“) dieses Mal keine gute Option für mich ist. Es besteht der Hauch einer Chance, das sich bei dieser Wahl etwas verändert. Mit einer Protestwahl droht das Gewicht meiner Stimme bei dieser Wahl jedoch zu verpuffen.
Das war es von mir und meiner Woche. Für euch einen schönen Sonntag und einen guten Start in die neue Woche!