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Seit Ende 2017 trinke ich keinen Alkohol mehr (Hier meinen Artikel „Tschüss, Alkohol! Warum ich mich getrennt habe“ lesen). Seitdem hat sich viel in meinem Leben verändert. Zeit für einen Erfahrungsbericht, oder?
In meinem früheren Artikel zum Thema habe ich mein Leben mit und mein damaliges Verhältnis zu Alkohol bereits thematisiert. Alkohol war, neben einem „normalen Getränk“, auch mein Seelentröster, mein Lockermacher, mein Spaßbringer, mein Verdrängungsmechanismus und mein Feierabend.
Als ich mich Ende 2017, nach einem üblen Saufgelage samt totalem Blackout, dazu entschied, künftig auf Alkohol zu verzichten, hätte ich nicht geglaubt, wie sehr diese Entscheidung mein Leben beeinflussen würde.
Freunde und Gesellschaftliches
Dass Alkohol in unserer Gesellschaft so normal ist, dass man schief angeschaut wird, wenn man sich dagegen entscheidet, war mir anfänglich nicht bewusst. Aber genau das war eine der ersten Erfahrungen, die ich gemacht habe.
Während ich meine Entscheidung als Gewinn begreife und stolz darauf bin, Alkohol einfach so aus meinem Leben streichen zu können, war und ist es für viele andere regelrecht seltsam. In beinah drei Jahren ohne Alkohol wunderten sich mehr Menschen darüber, dass ich keinen Alkohol trinke, als dass sich in den bald 20 Jahren zuvor jemand gewundert hätte, dass ich so massenhaft Alkohol trinke.
Ich bin sehr selten auf meinen exzessiven Alkoholkonsum angesprochen worden. Ich war diejenige, die alle unter den Tisch saufen konnte und dafür gefeiert wurde.
Als ich aufhörte erkannte ich: das einzige, das mich und die meisten Freundschaften / Bekanntschaften verband, war der Alkohol. Nachdem klar war, dass meine Entscheidung nicht nur so ne „Phase“ ist, zerfielen zum Teil langjährige Freundschaften beinah über Nacht.
Wenn ich die damaligen „Party-Fotos“ heute anschaue, bin ich oft sprachlos. Das, was ich früher mal gefeiert habe und cool fand, verursacht heute tiefes Mitgefühl. Ich sehe eine junge Sandra, die alles tut, um sich nicht mit sich und ihren Problemen auseinander setzen zu müssen. Eine ehemalige Freundin sagte mal: „Mit Alkohol warst du immer so glücklich.“. Ein Stück weit war es auf die damalige Zeit bezogen sogar zutreffend, denn besoffen vergaß ich beispielsweise meine, mittlerweile der Vergangenheit angehörende, Messie-Bude für einen Abend und war lockerer.
Partys
Früher habe ich Partys gefeiert, um dazu zugehören und getrunken, um mich während einer solchen Party nicht unwohl zu fühlen. Eine Party bei vollem Bewusstsein mitzuerleben ist, im wahrsten Sinne des Wortes, erstmal ernüchternd. Um einen herum sind für gewöhnlich alle besoffen. Sie nehmen die Welt mit völlig anderen Augen wahr, lachen über Sachen, die nicht witzig sind. Ich finde das furchtbar und meide Discotheken und ähnliche Veranstaltungen deshalb. Das ist nicht meine Welt und war es (nüchtern betrachtet) auch nie.
Ich stoße damit zwar regelmäßig andere vor den Kopf, weil sie nicht verstehen können, dass ich daran keinen Spaß habe und mich unwohl fühle und da auch keine Ausnahme mache, nicht mal um ihnen einen Gefallen zu tun. Aber mittlerweile bleibe ich mir treu.
Es gibt aber ja auch Partys, auf denen nicht alle wie verrückt saufen müssen. Und auf einer dieser Partys habe ich zum ersten Mal in meinem Leben (seit meiner Jugendzeit) nüchtern getanzt. Das war für mich ein unglaublich befreiendes und irgendwie auch ermächtigendes Erlebnis. Für mich war es früher nämlich undenkbar, nüchtern zu tanzen.
Gefühle & Stress
Alkohol war für mich eine Art Belohnung/Trost für Situationen, in denen ich gestresst war (z.B. nach der Arbeit) oder mich schlecht fühlte. Viele meiner Sorgen, Ängste und Probleme, aber auch viele Gefühle und Emotionen verdrängte ich durch Alkohol. Das berühmt berüchtigte „Feierabend-Bierchen“ ist so normal in unserer Gesellschaft, dass es nicht mal jemanden wunderte, wenn ich unter der Woche oder Nachmittags nach der Arbeit etwas trank. Es wurde eigentlich immer nur mit einem „Läuft bei dir!“ oder „Kein Bier vor vier“ begleitet.
Für mich war es durchaus eine Umstellung, abends anders runter zu fahren und meine Probleme neu anzugehen. Gefühle nicht mehr wegzusaufen, sondern auszuhalten und sich damit zu beschäftigen ist harte Arbeit. Dafür hat sich mir, in Bezug auf die neu gewonnene Zeit, eine neue Welt eröffnet.
Nicht nur am Wochenende morgens, wenn man endlich mal keinen Kater hat und man noch so viel vom Tag hat, sondern ganz speziell auch abends. Neue Zeit, die ich aktiv und bei vollem Bewusstsein miterlebe und gestalte. Ich kann mir gar nicht vorstellen, jemals wieder freiwillig einen Kater riskieren zu wollen oder meine Zeit überhaupt damit zu verbringen, nur rum zu sitzen und Alkohol zu trinken.
Manchmal denke ich: „Es war leichter, sich die Probleme und Situationen schön zu saufen!“. Und es stimmt: leichter war es. Allerdings nur für diesen einen Moment. Das Ankommen in der Realität am nächsten Morgen war dafür umso härter. Ich vermisse es definitiv nicht und würde mich jederzeit wieder dazu entschließen, meine Probleme/Gefühle ehrlich zu leben, statt sie zu verdrängen.
Buchempfehlungen*
Rund um das Thema „Leben ohne Alkohol“ gibt es zahlreiche Bücher. Die Bücher, die ich persönlich gelesen habe und in irgendeiner Art und Weise hilfreich finde, empfehle ich euch im Folgenden.
Wochenenden
Was macht man am Wochenende, wenn man nicht feiern geht? Für gewöhnlich gilt man als Spielverderber, Spaßbremse und Couchpotato, wenn man nicht mehr jedes Wochenende besoffen in der Disco abhängt.
Ich fühle mich hingegen frei und sehr bereichert. Denn meine Treffen mit Freunden sind ohne Alkohol viel schöner, aktiver und intensiver. Wir treffen uns zum Spieleabend mit Freunden, zum kegeln, wandern, Badminton spielen, geocachen, Billard spielen, Escape Rooms lösen, zum gemeinsamen kochen oder einfach zum Quatschen. Eine enorme Bereicherung.
Meine Einstellung zu Alkohol
Ich stehe Alkohol mittlerweile sehr kritisch gegenüber. Der „gute Wein“ zum Essen, das Feierabend Bier – bei nahezu jedem gesellschaftlichen Anlass wird Alkohol als legale Droge konsumiert. Alleine Alkohol mit dem Begriff „Droge“ in Verbindung zu setzen führt zu Aufruhr. In den Köpfen der meisten Menschen ist Alkohol nämlich keine Droge, sondern ein Genussmittel. Kein Wunder, wenn man sich mal anschaut, welche Stellung Alkohol in unserer Gesellschaft hat und wie Werbung zu diesem Thema aussieht.
Man schaue sich nur mal Werbung wie die von „Underberg“ („Täglich Underberg und du fühlst dich wohl!„) oder Homepages wie die von „Klosterfrau Melissengeist“ an. 76% Alkohol sind enthalten und das Produkt soll ein- bis dreimal täglich für eine „bessere Gesundheit“ eingenommen werden. Nicht nur in Altenheimen ist der Anteil der Menschen, die täglich alkoholische Produkte für ihre „Gesundheit“ einnehmen, enorm hoch.
Es ist nicht so, dass ich jemandem absprechen möchte, Alkohol zu trinken. Wie bei allem, ist das natürlich eine private Entscheidung. Was aber nicht unter die „private Entscheidung“ fällt ist das, was die meisten nach Außen tragen und auch Kindern vorleben: Dass Alkohol dazu gehört, ungefährlich oder sogar ausgesprochen gesund ist.
Das Bild, das in Bezug auf den Konsum von Alkohol vermittelt wird, ist aus meiner Sicht nicht nur falsch, sondern fahrlässig. Uns wird vermittelt, dass WIR das Problem sind, wenn uns Alkohol schadet („Kenn dein Limit!“).
Fakt ist aber: Es ist nicht langweilig oder komisch, auf Alkohol zu verzichten. Es ist nicht notwendig, auf einer Party Alkohol zu trinken. Ein „gutes Glas Wein“ gehört nicht zum Abendessen dazu und auch der Feierabend ist ohne Bier gut zu genießen. Es muss nicht auf jeden Erfolg und jede positive Nachricht mit einem alkoholischen Getränk angestoßen werden.
In Bezug auf mein Umfeld sehe ich den Alkoholkonsum mittlerweile auch mit anderen Augen. Wir haben völlig unterschiedliche Ansichten, die sich spätestens auf Feiern jeglicher Art bemerkbar machen.
Für meinen Bruder gehört Alkohol z.B. dazu. Er findet, dass Alkohol alles leichter und lustiger macht und möchte, dass die Gäste sich auf seiner Hochzeit möglichst schon vor der Feier mit ein paar „Kurzen warm trinken“, damit nachher alle locker sind – für mich, aus heutiger Sicht, nicht nachvollziehbar. Für ihn hingegen ist es unbehaglich, dass ich keinen Alkohol trinken möchte und er hat schon im Vorfeld angekündigt, dass er mich mehrfach fragen „muss“, ob ich WIRKLICH nichts trinken möchte.
Es zeigt sich oft: Die anderen haben das Problem, wenn ich keinen Alkohol trinken möchte. Für mich ist und bleibt es eine Bereicherung, keinen Alkohol zu trinken.
Im Podcast „ex&hopp“ spreche ich 30 Minuten über mein Leben mit und ohne Alkohol:
Alkoholfreie Alternativen
WICHTIG! Die folgenden Alternativen enthalten eine geringe Menge an Alkohol (meist um die 0,5%) und sind für trockene Alkoholiker*innen nicht geeignet.
Hin und wieder trinke ich gern entalkoholisierte Getränke wie z.B. ein alkoholfreies Weißbier oder einen Wein. Nicht als „Ersatz“ für eine mögliche Sucht, sondern weil ich es gerne mag.
Für einige Menschen sind sie außerdem eine gute Alternative, um beispielsweise auf Partys „gesellig“ zu sein oder auch um sich umzugewöhnen und Alkohol nicht mehr zu vermissen. Für Partys empfehle ich beispielsweise mein Rezept für eine alkoholfreie Sangria wie in Spanien.
Alkoholfreier & veganer Wein
Die Weine von Carl Jung sind entalkoholisiert und schmecken uns persönlich besonders gut. Geschmacklich sind sie meiner Meinung nach von alkoholischem Wein nur insofern zu unterscheiden, als dass der „beißende Alkoholgeschmack“ nicht vorhanden ist.
Weitere alkoholfreie Weine*
Andere entalkoholisierte Getränke*
Buchempfehlungen*
Rund um das Thema „Leben ohne Alkohol“ gibt es zahlreiche Bücher. Die Bücher, die ich persönlich gelesen habe und in irgendeiner Art und Weise hilfreich finde, empfehle ich euch im Folgenden.
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16 Antworten auf „Leben ohne Alkohol – mein Erfahrungsbericht“
Hallo Sandra,
Ich selbst trinke durchaus mal ein Glas Wein oder wenn ich denn mal feiern gehe auch mal nen Kurzen – aber oft genug trinke ich auch gar nichts, weil ich keine Lust habe oder noch Auto fahren „muss“ (wieso zur Hölle soll ich ein Taxi bezahlen und meine Eltern müssen mich auch nicht Abholen wenn ich Selbst fahren kann und will). Ich finde es allerdings auch teils erschreckend wie sehr man sich teils rechtfertigen muss, dass man keinen Alkohol trinkt. Ich habe da mit meinen Freunden keinerlei Probleme, mit einer guten Freundin mit der ich regelmäßig essen gehe trinken wir immer die alkoholfreien Cocktails – die sind sogar leckerer als die mit Alkohol. Aber es ist wirklich so, dass gesellschaftlich unglaublich viele nicht erkennen wollen oder können, dass Alkohol eine Droge ist und es absolut nicht schlimm ist, nichts zu trinken. Es ist auch keine Strafe oder ähnliches. Bei mir im Dorf trinken in aller Regel die Mädels ab 12 ein Glas Sekt vor ihrem Auftritt während der Weiberfaschingsitzung. Mit 12. Meine Mama wollte das nicht für mich (sehr gute Entscheidung) und kurz danach habe ich da auch aufgehört. Aber da läuft gar nichts ohne Alkohol. Und auch das finde ich sehr erschreckend. Allgemein habe ich schon viele erschreckende Beispiele mitbekommen (teils auch mir selbst passiert) wo Alkohol alles andere als gut ist. Deswegen bleibe ich meistens lieber bei meinen Saftschorlen oder einem alkoholfreien Bier oder Apfelwein. Geschmack ist da, aber ohne Alkohol ist es doch schöner.
Liebe Grüße
Pauline
Liebe Pauline,
danke für deinen Kommentar.
Boah ja, das mit dem Taxigeld kenne ich auch noch. Bei mir hat es allerdings trotzdem nie dazu geführt, dass ich deshalb nicht trinken wollte :-D
Das mit dem Glas Sekt vor dem Auftritt finde ich auch echt erschreckend. Aber genau dieses „eine Glas Sekt“ ist auch so ein tolles Beispiel dafür, wie normal es ist. Zu Silvester wollten meine Oma und mein Opa mir immer Sekt geben, meine Eltern waren vehement dagegen. Und was hat das alles bewirkt? Dass ich dachte: „WOAH GEIL! Wenn ich mal groß bin, darf ich ENDLICH Sekt trinken.“
Gerade bei meinen Großeltern war Alkohol immer sowas von normal und soooo positiv besetzt, dass es für mich bis heute schwer ist, diesen Teil der „übernommenen Werte“ richtig loszulassen. Vor ungefähr zwei Jahren hatte ich so ne Situation, da saß ich auf dem Balkon und dachte an schöne Abende mit meinem Opa mit Whisky. Und plötzlich war dieses Gefühl da: „Ohne Whisky ist das hier gar nicht so genussvoll. Mit deinem Glas Wasser regelrecht langweilig“.
Echt bescheuert alles.
Ohja, es ist viel zu normal zu allen Tages- und Jahreszeiten etwas zu trinken. Es wird auch wirklich wie so eine tolle Belohnung angepriesen die man trinken darf, wenn man alt genug ist (und dass man es dann auch unbedingt mögen muss). Ich habe tatsächlich Glück, meine Großeltern bzw. meine ganze Familie trinkt wenig Alkohol, wir haben tendenziell eher alkoholfreies Bier da als welches mit Alkohol usw. – die Schnapsflaschen verstauben im Schrank. Aber ja ich weiß auch noch, wie oft zum 16. Geburtstag ein Glas Sekt getrunken wurde – und ich mag keinen Sekt. Wirklich nicht. Aber es kam mir vor 5 Jahren eben noch „falsch“ vor, zu sagen, dass es nicht schmeckt – also hab ich durchaus oft den Sekt mit Saft verdünnt um ihn überhaupt trinken zu können – klingt und ist auch sehr bescheuert.
Erschreckend finde ich eigentlich auch, wie oft Alkohol verschenkt wird. Nicht nur die Flasche Wein oder Sekt, sondern wenn es dann diverse Obstbrände im Präsentkorb sind, dafür dass man 25 Jahre bei der gleichen Firma arbeitet.. Ich hätte da lieber Schokolade. Oder ein Buch. Insgesamt gibt es viele Dinge, die ich da passender oder schöner finde als Alkohol..
Das glaube ich dir, mit dem
Empfinden über deinen Opa und das Glas Whiskey – aber sicherlich war nicht der Whiskey das, was es schön gemacht hat, sondern das zu zweit da sitzen oder eventuell auch die Gespräche, oder?
Liebe Grüße
Pauline
Jaaa, diese Präsentkörbe des Grauens oder das obligatorische Weihnachtsgeschenk von irgendwelchen Firmen. Fände es auch viel schöner, wenn was sinnvolles drin wäre.
Und ja klar, es war nicht der Whiskey. Aber die Verknüpfung macht das Gehirn trotzdem. Whisky + Opa = schön. weil mein Opa auch oft erst richtig entspannt und redselig war, wenn er eben genau so den Abend verbrachte :-)
Ich finde richtig was du schreibst. Du hast eindeutig Recht und ich weiß, dass ich auch ständig aus den falschen Gründen trinke. Ich trinke gern, ich glaube auch das es mir schmeckt. Besonders der Rotwein beim Essen, der Sekt wenn es was zu feiern gibt und das Bier auf dem Balkon.
Ich weiß aber auch das ich psychisch schwer belastet bin und mir damit jedesmal eine Auszeit nehme. Von mir und meinen Problemen. Endlich mal abschalten und nicht ständig denken.
Ich habe keine Ahnung, wie ich aus dem Kreislauf aussteigen soll. Versuche gab es oft, lange angehalten hat es nie. Dieser: „ach da hätte ich jetzt echt Lust drauf“ Gedanke ist einfach zu präsent. Ich vertrage eine Menge und es kommt selten bis nie zu einem Kater. Eher endet es mit Alkohol immer in einem Redeschwall. Genau das gleiche Phänomen erlebe ich immer in den Zeiten in denen es mir nicht gut geht, sich Druck aufbaut und die Gedanken oberflächlicher werden um sich mit nichts beschäftigen zu müssen. Stress hat also die gleiche Wirkung wie Alkohol und am nächsten Morgen beginnt das Kopf Karussell, was habe ich wem erzählt? Warum hab ich soviel geredet? Musste ich das wirklich dem oder der erzählen?
Und dann gibt es wieder schöne Kaminabende bei meiner Familie, super guten whiskey und entspannte Spieleabende.
Ach Mensch, ich weiß auch nicht.
Liebe Jane,
boah ich weiß so sehr was du meinst. Ich habe z.B. nur ein einziges Mal von Alkohol gekotzt und fand den „Hangover“ morgens meist sogar ganz schön, weil man wie in Watte eingepackt war. Erst jetzt die letzten zwei drei Jahre ging es mir dann wirklich immer richtig dreckig. Aber ich habe nie so gelitten, dass ich dachte: Ey das geht gar nicht!“
Diese Auszeit die du beschreibst, das kann ich mir grob vorstellen. In Bezug auf diese furchtbare Messie-Geschichte und meine Schüchternheit ging es mir auch immer so. Es war ein Segen, betrunken zu sein. Und das war (zumindest für mich) irgendwie auch das Fatale. Ich konnte nur besoffen richtig „lustig und locker“ sein.
Was ich bei dir jedenfalls spontan raus lese ist: Familie.
Dass es mit deiner Familie und Whiskey schön ist, nur vielleicht die „exzessiven Abende“ mit anderen (?) nicht so?!
Ich bin mir jedenfalls sehr sicher, dass du deinen Weg gehst. Und Antworten auf deine Fragen findest. Vielleicht nicht heute oder morgen. Aber du wirst sie finden. Und soweit ich weiß, hast du ja auch Hilfe an deiner Seite oder? Glaube dass das auch ganz wichtig ist.
Lass dich jedenfalls von meiner Geschichte nicht zu sehr „aus der Fassung“ bringen. Es ist schließlich mein Weg und es sind meine Erfahrungen. Vielleicht ist Alkohol für dich auch ein Stück weit eine Hilfe. Mich hat er auch eine Zeit getragen, ich glaube es ist nur wichtig, dass man weiß, wann es zu gefährlich und ungesund wird <3
Liebe Jane, deinen Kommentar habe ich mit großem Interesse gelesen, Ich habe mich darin sehr wiedererkannt. Jetzt, mit Mitte 40, ist es besser geworden, auch, weil ich mich sehr mit mir beschäftigt habe. Aber noch immer bleibt es so, dass Alkohol bei mir eher positiv besetzt ist, mit Entspannung und ja, auch lustigen und schönen Stunden. Viele Dinge hätte ich ohne Alkohol früher nicht angesprochen und vielleicht wäre es manchmal auch besser gewesen. Trotzdem gab es auch das Gefühl, jemandem ganz nah zu sein. Aber vielleicht beziehe ich das dann zu sehr auf den Alkohol und nicht auf die entstandene Nähe, weil ich mich geöffnet habe. Es ist jedenfalls beruhigend zu wissen, dass es noch andere gibt, die dieses Gefühl kennen und den struggle. Mir ist jedenfalls klar, auch, wenn ich nie ein „harter Alkoholiker“ war, ich immer ein Problem damit haben werde….
Liebe Sandra, das Thema ist sehr interessant. Ich bin jemand, der sehr gerne Wein trinkt und es auch tut-allerdings immer weniger und nur noch zu Gelegenheiten, bei denen ich genießen will und eben die leicht berauschende Wirkung (nicht vollgesoffene!) schätze.
Ich habe bei mir aber auch in den letzten Jahrzehnten festgestellt, dass ich dazu neige, gerade in anstrengenden Situationen zu Alkohol zu greifen. Und DAS habe ich mir komplett abgewöhnt. Genauso wie das Zuviel-Trinken. Das macht mich am nächsten Tag nur unausgeschlafen, angreifbar, unausgewogen und weinerlich. Ich sehe meine Probleme dann nicht mehr klar, sondern kann keinen klaren Gedanken mehr fassen. Für mich ist Alkohol ein Nervengift.
Was ich auch kenne: Dass ich sehr oft dumme Sprüche gehört habe, wenn ich nichts getrunken habe. Und ich bin kein Abstinenzler. Aber scheinbar ist es sehr, sehr seltsam, wenn man einfach mal keine Lust hat, etwas zu trinken…..ich habe mir das übrigens auch in beiden Schwangerschaften sagen lassen müssen. Mein Argument, dass ich NIE und NIMMER einem Kind in meinem Körper ein Bier zu trinken geben würde, wurde immer leicht belächelt. Und abgetan. Das hat mich damals wahnsinnig geärgert.
Ich finde es super, dass du für dich einen Weg ganz ohne Alkohol gefunden hast und kann nur bestätigen: Kein einziger Abend war ohne Alkohol langweiliger oder weniger lustig! Und ich finde es interessant, dass die meisten Menschen ihre „Absturzgeschichten“ in lustige Anekdoten verwandeln müssen. Dabei sind Filmrisse und in den Flur kotzen eher traurige Angelegenheiten……danke mal wieder für deinen Beitrag, hat mir das Schwitzen versüßt ???
Danke Katrin <3 Besonders für die Sache mit den "lustigen Anekdoten". So sehe ich es auch. Ich muss mir nur noch abgewöhnen, über die Filmrisse und Suff-Anekdoten anderer nicht mehr zu lachen. Das mache ich nämlich aus Höflichkeit und Gewohnheit immer noch. Erst gerade vor ein paar Tagen gab es eine Situation mit meinem Bruder, die ich eigentlich gar nicht witzig fand und über die ich dennoch gelacht habe. Die Muster sind echt sehr stark in einem verankert
Also liebe Sandra, Versuch Nummer 2, mein Kommentar wird nicht gepostet, vielleicht, weil ich „Erbrechen“ unsanft beschrieben habe?!?
Ich finde das Thema Alkohol interessant, ich trinke selber sehr gerne mal Wein-allerdings habe auch ich mir in den letzten Jahren abgewöhnt, das zu tun, wenn ich Probleme oder Sorgen habe. Der Reiz ist groß. Man fühlt sich entkrampft, Alkohol ist einfach ein Nervengift. Am nächsten Tag allerdings ist von Klarheit dann nichts mehr zu sehen und ich fühle mich nur noch unausgeschlafen, unausgeglichen, angreifbar und weinerlich.
Auch ich kenne es zur Genüge, dass ich angesprochen werde, wenn ich SOGAR DAS GLAS SEKT!!!!!ablehne, ein Sakrileg, denn ohne Sekt kann man gar nicht fröhlich sein und einen MIESEPETER braucht niemand auf Festen….ich wurde auch während zweier Schwangerschaften sehr, sehr oft darauf hingewiesen, dass ein Glas dem Baby nicht schadet-ob ich immer so streng und freudlos wäre?! Für mich kam es nie in Frage, ein anderes Wesen mit einem Gift zu befüllen und mir ist mittlerweile auch egal, wenn das jemand „krass unentspannt“ findet.
Deine Beiträge: Wie immer so wertvoll und durchdacht-und super, dass du dein Leben ohne Alkohol lebst.
Ich finde es übrigens auch sehr interessant, dass die meisten „Absturzgeschichten“ immer als lustig dargestellt werden, als wäre Filmrisse und peinliche Szenen erstrebenswert….
die Kommentare werden erst von mir genehmigt, du darfst kotzen blöde Kuh Schweineback und alles schreiben was du willst (solange ich es erlaube NYAHAHAHA).
Hier nochmal danke für deine lieben Worte zu meinen Beiträgen.
Kotzen, saufen, Schweinebacke, hier der Test ??
Dir danke, liebe Sandra ?
Genehmigt ?
Wie immer im Leben – die Dosis macht das Gift!!!!
Es kommt darauf an warum man Alkohol trinkt. Du hast offenbar exzessiv getrunken um Probleme und unangenehme Situationen zu verdrängen. Das ist fatal und Du kannst von Glück sagen, daß Du nicht zur Alkoholikerin geworden bist – kann manchmal sehr schnell gehen.
Aber Alkohol nun als teuflische Droge darzustellen nur weil man selbst den Alkoholkonsum nicht im Griff hat halte ich für Blödsinn. Alkohol kann gefährlich werden, keine Frage. Vor allen Dingen für die Menschen die ihn in Massen trinken um einen Rauschzustand zu erleben.
Aber, wenn man Alkohol geniesst, einen guten Wein zum Essenoder zum Feierabend, dann ist das eine ganz andere Sache. Trinken von Wein oder Longdrinks etc zum Genuss und in normalen Mengen hat noch niemandem geschadet.
Das bekommen aber meist nur Menschen hin die Alkohol nicht zur Bewältigung von Problemen einsetzen, sondern weil ihnen ein bestimmtes alkoholisches Getränk eben gut schmeckt.
Probleme mit Alkohol bewältigen zu wollen ist sowieso Unsinn, denn wenn man wieder nüchtern wird sind die Probleme ja immer noch da.
Und ein halbwegs intelligenter Mensch weiß das und macht das nicht. Jeder der wegen Problemen zur Flasche oder anderen Drogen greift hat ein massives Problem und braucht Hilfe.
Liebe Marlene,
Vielen Dank für deinen Kommentar.
In meinem Artikel wee ich gleich zu Beginn darauf hin, dass ich auf meine persönlichen Erfahrungen und Ansichten mit Alkohol Bezug nehme und nicht für die Allgemeinheit sprechen kann oder will. Dass es da andere Ansichten gibt zeigt ja bereits die gesellschaftlich generalisierte Akzeptanz von Alkohol. Du darfst nach dem lesen dieses Artikels natürlich auch weiterhin Alkohol trinken.
Drei Sachen möchte ich allerdings nicht einfach so stehen lassen:
1. „Aber Alkohol nun als teuflische Droge darzustellen nur weil man selbst den Alkoholkonsum nicht im Griff hat halte ich für Blödsinn.“ Alkohol IST eine (teuflische) Droge. Das ist keine Behauptung oder persönliche Meinung, sondern ein wissenschaftlich wie medizinisch belegter Fakt. Alleine die Vergleichszahlen der Todesfälle von Alkohol- (laut WHO waren es 2016 rund 3 Millionen) und den Toten Konsumenten vermeintlich härterer Drogen wie Heroin oder Kokain (2016 waren es 1333 Drogentote) zeigt das mehr als deutlich. Nur weil etwas gesellschaftlich etabliert und akzeptiert ist, bedeutet es nicht, dass es weniger gefährlich ist. Was dann auch gleich zu Punkt zwei führt:
2. „Die Dosis macht das Gift (…) Hat noch niemandem geschadet.“. Wie im Artikel geschrieben: Gift bleibt Gift. Nur weil ich von einem Tropfen Gift nicht sterbe, macht es das Gift nicht weniger giftig. Auch hier haben Studien mittlerweile belegt, dass Alkohol sich insgesamt eher negativ auf die Gesundheit auswirkt. Alkohol verändert sich zudem nicht dadurch, dass er in geringerer Menge konsumiert wird. Der Stoff bleibt derselbe, ebenso der Alkoholgehalt im Getränk. Solche Aussagen finde ich aber, fernab der Faktenlage, insbesondere im Hinblick darauf problematisch, wie viele Menschen (darunter zahlreiche Kinder & Jugendliche) es gibt, die einen problematischen bis krankhaften Alkoholkonsum haben. Im Artikel schreibe ich auch dazu ja recht ausführlich, weshalb diese und andere Ansichten problematisch sind.
3. „Und ein halbwegs intelligenter Mensch weiß das und macht das nicht.“ -> Suchterkrankungen haben, ebenso wie psychische Probleme, absolut nichts mit der Intelligenz eines Menschen zu tun.
Ganz grundsätzlich Trinken die aller meisten Menschen, um positive Gefühle zu verstärken („Mir macht das einfach Spaß.“ „Ich genieße das sehr“ „Ich mag das Gefühl“ „Es ist so schön gemütlich“) und/oder negative Gefühle abzuschwächen („Ich bin so gestresst.“ „Sonst macht die Party keinen Spaß.“ „Ich fühle mich sonst außen vor.“ usw.). Da ist per se natürlich nichts gegen einzuwenden. Aber die Trinkmotive bestimmen häufig auch, inwiefern der Umgang mit Alkohol zu einem Problem wird bzw. werden kann. Mit der Intelligenz hat das aber insgesamt nichts zu tun und ich finde solche Aussagen ganz generell mehr als problematisch.
Ein Hoch auf diesen Beitrag! Alkohol ist und bleibt eine leider gesellschaftlich verharmloste Droge, die nicht nur abhängig sondern auch krank macht – nicht, wenn man einmal oder zweimal oder dreimal betrunken ist, aber über die Zeit gesehen. Alkohol verstärkt die Gefühle jedweder Art, lässt einen die Kontrolle über sich selbst und das was man sagt verlieren – was dazu beiträgt, dass man Menschen, die einem wichtig sind, viel schneller verletzt. Ich selbst habe ähnliche Erfahrungen gemacht wie du, als ich aufgehört habe, mich der Gesellschaft in Bezug auf den Alkohol Konsum anzuschließen. Es ist traurig, dass man etwas, das für einen wichtig ist und gefeiert werden soll, mit Alkohol begießt. Ebenso ist es aber auch mit dem Industrie-Zucker – dasselbe in grün! Zucker ist ebenfalls ein Suchtstoff und macht ebenso krank. Ich habe auch diesen Konsum fast ganz eingestellt – fast deshalb, weil in allem, was man irgendwo zu essen oder zu trinken bekommt, was man nicht selbst macht, immer auch Zucker als Geschmacksverstärker hinzugefügt wird. Und wenn ich in einem Lokal esse, steht nicht auf der Karte, ob der Koch in das Dressing oder die Sauce Zucker packt. Ich habe deinen Artikel bis ins Detail nachvollziehen können und finde es sehr gut, dass du deine Erfahrungen teilst. Das wirft nämlich auch noch einmal einen ganz anderen Blick auf das Thema „Freundschaft“. Danke dafür! Herzlichst, Claudia