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Über Verantwortlichkeit und Überverantwortlichkeit

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Ich widme mich seit längerer Zeit einer „Angewohnheit“, die mein Leben und mein Glück massiv behindert. Erst kürzlich ist mir dabei klar geworden, dass wie immer alles zusammen hängt.

Um was auch immer es geht, ich fühle mich verantwortlich und oft sogar schuldig, für die Gefühle, das Verhalten und auch die Fehler anderer, obwohl ich nichts damit zu tun habe. Sehr oft plagen mich ein schlechtes Gewissen, Schuldgefühle und enormes Verantwortungsbewusstsein gegenüber Anderen.

Ganz simple Beispiele, damit Ihr versteht, was ich meine :

  1. irgendjemand hat schlechte Laune. Zu 99,99% glaube ich, dass das wegen mir so ist und versuche es zu ändern oder mich zurück zu nehmen
  2. mein Kollege ist immer bis Abends um 19 Uhr im Büro geblieben. Obwohl ich wusste, dass nichts zu tun ist und es absolut keinen Sinn ergibt, länger zu arbeiten, hatte ich ein schlechtes Gewissen, weil er da alleine im Büro saß und arbeitete, während ich schon zu Hause war.
  3. jemand hat mich falsch verstanden (obwohl ich mich klar und deutlich ausgedrückt habe) und dadurch einen Fehler gemacht. Ich entschuldige mich immer dafür und hab ein schlechtes Gewissen
  4. jemand braucht Hilfe, alle sagen ab weil sie keinen Bock haben. Ich hab wirklich keine Zeit und ein schlechtes Gewissen, weil derjenige jetzt alleine ist. Deshalb versuche ich meinen Termin abzusagen.
  5. Arbeit bleibt liegen, weil z.B. jemand zu faul ist oder ihm andere Sachen wichtiger sind. Ich sehe es und bekomme sofort ein schlechtes Gewissen und muss die Arbeit von ihm erledigen
  6. ein Kunde reklamiert etwas/ jemand kritisiert etwas, ich habe gleich das Gefühl, dass es meine Schuld ist
  7. wann immer jemand mit einem Problem vor mir steht, habe ich das Gefühl, es lösen zu müssen und lasse alles andere stehen und liegen. Wenn z.B. in einer Gruppe niemand sonst sich verantwortlich fühlt, wird dieses Gefühl für mich noch schlimmer. Ich lasse wichtige Termine und wichtige Arbeit für andere liegen.
  8. jemand aus meiner Familie/aus meinem Freundeskreis hat Probleme und kriegt sie nicht gelöst, weil er sich nicht darum kümmert, so versuche ich diese Probleme zu lösen und fühle mich verantwortlich
  9. ein fiktives Beispiel, dass aber genauso passieren könnte: ein Bekannter, Freund oder sogar Fremder, mit dem ich unterwegs bin, hat etwas geklaut, ohne dass ich es weiß. „Wir“ werden erwischt. Ich fühle mich schuldig. Und wenn die Polizei sagen würde: „Aber Sie hätten doch was merken müssen und was tun müssen und ….“ würde ich sagen : „Ja, Sie haben Recht. Entschuldigen Sie.“ und danach Wochenlang ein schlechtes Gewissen und Gefühl haben.

Ich könnte alleine aus der letzten Woche sicher 20 Situationen aufführen, in denen ich mich für etwas verantwortlich/schuldig gefühlt habe, das absolut nicht zu mir und meiner Verantwortung gehört und/oder wo ich die Schuld auf mich genommen habe/mich für etwas entschuldigt habe, das gar nicht in meiner Verantwortung lag. Selbst wenn es mir gut geht, fühle ich mich schlecht, sobald es anderen schlecht geht.

Meine ganze Sorge gilt Dir

Das ist es, was in mir oft mitschwingt. Meine ganze Sorge gilt Dir. Was immer Du hast, ich bin dafür verantwortlich. Ich fühle mich für das Wohlergehen der anderen verantwortlich und mache mir Vorwürfe, wenn ich an mich selbst denke.

Dass ich hier ein Problem habe, weiß ich schon lange. Wirklich damit auseinandergesetzt habe ich mich aber nie. Erst seit rund zwei Monaten versuche ich, mich von der Verantwortlichkeit anderen gegenüber aktiv zu lösen. Nicht zuletzt, weil ich gerade anfange, auf mich zu achten und meine Bedürfnisse in den Vordergrund zu rücken, ist die Auflösung dieses Problems für mich wirklich essentiell. Es geht hier nicht um irgendein Mitgefühl oder Hilfsbereitschaft, sondern wirklich um ein belastendes Verantwortungsgefühl, dass ich manchmal selbst fremden Menschen gegenüber habe.

Angefangen habe ich damit, mir klar zu machen, was dieses Verhalten mit mir macht:

  • ich schaue immer erst auf die Probleme und Wünsche anderer, als auf meine eigenen und löse damit eine riesige Kettenreaktion aus (keine Selbstachtung und Wertschätzung, mein Leben steht hinten an und damit auch meine Probleme, Ziele, Träume und Wünsche)
  • ich bin ständig gereizt, wütend, ängstlich, enttäuscht und auch verunsichert
  • fühle mich angespannt, unruhig, mit „schwerem Herzchen“
  • ich habe andauernd das Gefühl, es allen recht machen zu müssen
  • ich bin ständig maßlos von meinen Mitmenschen enttäuscht, weil sie sich mir gegenüber gar nicht in der Verantwortung sehen und (im Vergleich zu meiner seelischen Verantwortung) nicht um mich „kümmern“
  • ich bin auch enttäuscht, weil meine Aufopferung eigentlich nie honoriert wird und mir oft sogar noch Vorwürfe gemacht werden
  • ich habe wahnsinnige Angst abgelehnt zu werden und auch Verlustängste, beides hängt mit meinem Verhalten und meinen Gedankenstrukturen eng zusammen
  • ich habe andauernd ein schlechtes Gefühl und/oder Gewissen und werde dadurch im Alltag gehemmt

Diese Erkenntnisse, all das, was damit zusammen hängt, schwarz auf weiß zu sehen, fand ich echt schwer. Wo soll man da anfangen, an sich zu arbeiten? Wie soll man das alles lösen? Die ersten Wochen danach ist mir zum ersten Mal aufgefallen, wie „egoistisch“ andere Menschen im Vergleich zu mir sind. Das war für mich wie ein Schlag ins Gesicht und auch jetzt, kämpfe ich noch damit, dass ich „der einzige Idiot“ bin, der sich mehr mit den Problemen anderer beschäftigt, als mit den Eigenen. Es ist für mich durchaus eine Enttäuschung, dass mir andere oft wichtiger waren, als ich selbst und zu erkennen, dass dies nicht oder nur selten auf Gegenseitigkeit beruht.

Aber gleichzeitig spüre ich auch die Freiheit, die hinter diesem normalen Verhalten steckt. Mal hilfsbereit zu sein oder mitfühlend zu sein ist toll, wenn man sich ansonsten aber davon abgrenzen kann. Während ich das alles in mich aufsauge, weht mein „Problemwind“ an den anderen vorbei. Sie schauen sich mein Problem an, hören zu, lassen es dann aber ziehen, weil es nicht ihnen gehört. Das möchte ich auch können. Ich merke aber, dass es gar nicht so leicht ist, diese Überverantwortlichkeit einfach so loszulassen. Das alles ist tief in mir verwurzelt und braucht länger, als mir lieb ist.

Auf lange Sicht möchte ich als logische Konsequenz Selbstverantwortlichkeit in meinem Leben etablieren. Momentan mache ich mir mein über-verantwortliches Verhalten deshalb so bewusst wie möglich und versuche mir zu überlegen, wie ich in den Situationen eigenverantwortlicher handeln kann. Jedes Mal hab ich dabei Angst, jemanden zu verletzen oder zu verärgern.

Das Gefühl, dass mein Herz mit all den Problemen der Menschen, die mich umgeben, verbunden ist und nach allen Seiten hin von unsichtbaren Fäden festgehalten und zugeschnürt wird, ist glaube ich für mich fast die größte Hürde. Ich krieg Panik, wenn „irgendwas ist“ und kann mich von dem Verantwortungsgefühl in dem Moment wo ich von der Situation gelesen oder gehört habe, aber auch von dem Gefühl, unzuverlässig zu sein oder desinteressiert, wenn ich mich nicht kümmere, kaum lösen.

Vermutlich finde ich auch deshalb den Gedanken an ein Stille-Retreat oder ein Leben im Kloster, fernab von allen „normalen Verantwortlichkeiten“ und den „scheiß Problemen anderer“, momentan so erstrebenswert. Ich würde manchmal gern vor meinen „Selbstfindungsaufgaben“ weg rennen und lieber ganz alleine auf einer einsamen Insel sein, als hier inmitten all der Menschen :-) Wegrennen ist aber natürlich keine Lösung.

Selbstfindung und Veränderung ist manchmal scheiße hart. Ich stehe jetzt hier, mit fünf Rucksäcken voller Probleme anderer Menschen und hab meine eigenen Rucksäcke irgendwo auf dem Weg verloren. Inmitten all dieser Erkenntnisse und Veränderungen, fange ich an, irgendwo etwas zu ändern. Das daraus resultierende, andere Verhalten von mir, stößt auch auf Unverständnis. Schließlich hat man sich jahrelang anders verhalten und ich verändere mich gerade so stark und schnell, dass ich viele damit überfordere.

Krampfhaft vergelte ich manchmal Gleiches mit Gleichem, versuche mich abzulösen, abzunabeln von der Welt. Das Verhalten ist so unsicher, so neuartig und aus dem Nichts heraus auch seltsam, dass ich sicher manchmal aussehe und mich verhalte, wie ein kleines bockiges Kind. Aber auch jetzt, wo ich den ersten Part meiner neuen Aufgaben und Erkenntnisse der letzten Monate für Euch aufgeschrieben habe, merke ich: es löst sich. Ich sitze hier und lächle, weil ich weiß, dass ich auch das meistern werde.

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32 Antworten auf „Über Verantwortlichkeit und Überverantwortlichkeit“

Oh wow möchte ich jetzt gerne irgendwo mit dir einen Kaffee trinken ?denn ich fühle jedes deiner Worte nach. Mir geht es exakt wie dir. Nur einer Antwort gerecht zu werden ist ein Kommentar einfach viel zu kurz ? viel zu umfangreich ist mir dieses Thema. Aber auf alle Fälle fühle dich von mir zu 100 % verstanden wenn das erstmal hilft ?

Mensch Sandra, sehr gut geschrieben. Das könnte ich sein über die Du schreibst.
Meine Erkenntnis, mehr Verantwortung für mich zu übernehmen kam als unser 2tes Kind auf die Welt kam. Die ersten Monate waren so anstrengen aber es war wirklich kaum einer da der seine Unterstützung angeboten hat. Ich hatte zum Schluss das Gefühl nicht mehr im hier und jetzt zu sein. Es gab bis auf meinem Partner nicht viele FREUNDE (fast Niemanden, für die ich sonst immer da war) die an unserer Seite standen. Als ich aus meiner Trance langsam aufgewacht bin.. wusste ich, ich muss was ändern. Ich muss mehr bei mir sein. Der Weg ist hart und manchmal fühle ich mich so zerrissen (weil ich in mein altes Muster möchte) das ich oft weine und an meinem Weg zweifle aber dann wiederum weiß ich, es wird Zeit…. ich bin 37 , wenn nicht jetzt wann dann.
Sandra, danke durch Deinen Artikel fühle ich nicht nicht allein und ich fühle mich bestärkt weiter an mich zu Arbeiten.

Viele Grüße

Ich freue mich, wenn Dich der Artikel etwas bestärken konnte! Danke, dass Du deine Geschichte ein Stück mit uns teilst!

Liebe Sandra, ich wollte eigentlich dein Bild bei Instagram kommentieren, aber die haben was gegen meine Formulierung und ich habe es schon 10 mal geändert und trotzdem wollten sie es nicht mehr nehmen, also hier mein original Kommentar von instagram (was ist daran falsch??) :
Ich bin ja eigentlich nicht so der Blogleser, aber den Text musste ich jetzt lesen. Ich kenne das so gut ? ich weiß auch nicht, wann das angefangen hat, aber ich weiß, dass es aufhören muss. Ich arbeite da im Moment dran, dazu bewegt hat mich eigentlich mein freund, weil ich ihn total genervt habe mit dieser Art. Ich konnte eine zeit lang abends nicht abschalten, obwohl ich total kaputt war, weil ich das Gefühl hatte ich muss noch unbedingt irgendwas für meinen Freund tun. Bis er irgendwann total entnervt mal zu mir gesagt hat “ boah, kannst du mich nicht einfach mal in ruhe lassen und irgendwas für dich tun?!“ Das tat richtig weh, aber er hat recht! Ich war eben in meinem Ausbildungsbetrieb, seit 8 Tagen bin ich aus dem Vertrag raus und was habe ich gemacht, weil ich das Gefühl habe ich muss: die blöde Wäsche abgehangen, gefalten und weggeräumt. Und nachher dachte ich mir nur ‚bist du total bekloppt?! Deine Wohnung sieht aus wie s**!“ ? und das sind ja nur die kleinen Beispiele. Ich hoffe, dass wir das alle in den Griff kriegen werden ?

HA! Irgendwann krieg ich JEDEN mindestens 1 x auf den Blog :-D Freu mich sehr, dass Dich der Artikel so angezogen hat und Du, entgegen deiner Gewohnheiten, mal rein gelesen hast.
Marius gegenüber habe ich das (zum Glück) nicht. Er ist aber auch einer derjenigen gewesen, der mich darauf aufmerksam gemacht hat. Ihm wollte ich es nur nie glauben. Erst als dann die Psychologin und zwei „Achtsamkeitstrainer“ dasselbe sagten, musste ich mir eingestehen, dass da wohl was dran ist :-D

Ich kann den Schmerz von „Kannst Du mich nicht einfach mal in Ruhe lassen und irgendwas für dich tun“ voll nach empfinden! Find immer, gerade wenn das dann auch noch stimmt, tut es 3 x mehr weh :-D
Wir kriegen das auf jeden Fall in den Griff!

Klar kenn ich das – das ist in meiner Branche auch ein kleines „Berufsproblem“ mit dem Helfen und Abgrenzen. Ich behaupte von mir, dass ich es dennoch ganz gut hin bekomme, nicht alles für andere zu tun und sich selbst dabei nicht zu vergessen.

Du lernst das bestimmt auch, Sanny. Ist gar nicht so schwer ;-)

Ja, ich kenne das Problem auch… ich praktiziere nun seit ein paar Jahren Yoga, täglich ein bisschen, dazu meditiere ich. Ich habe das Gefühl, das bringt mich gut in meine Mitte. Das hört sich blöd oder abgehoben an, meint aber genau mein Gefühl. Seit einiger Zeit kann ich mich in Situationen, in denen ich mich verantwortlich fühle, fragen: „Ist das meine Baustelle?“ Wenn nicht, kümmere ich mich nicht mehr darum. Das klappt schon zu 70%, würde ich sagen. Bin ganz schön stolz darauf!?

Nein, klingt weder blöd noch abgehoben. Meditation und Sport im Allgemeinen helfen mir auch sehr, kann das also absolut nachempfinden!
Es ist ohnehin so, dass es von Minute zu Minute besser wird, sobald man sich erst mal damit beschäftigt.

Wirklich toll geschrieben. Und ich denke, ich verstehe Dich sogar ziemlich gut. Dieses schlechte Gewissen nicht genug zu tun und immer alles auf sich selbst zu beziehen kenne ich nur zu gut. Und auch ich arbeite dran. Weil es einfach nicht gesund ist. Ich mag Deine Texte sehr. Sie bringen mich immer zum Nachdenken.

Mein kranker Umgang mit Verantwortung wurden vor über 20 Jahren offensichtlich, als meine Kinder zur Welt kamen. Und beschränkte sich erst mal (aber da massiv) auf meine Familie. Auf einmal war ich anscheindend an allem schuld (dachte ich): Wenn was nicht klappte im Kindergarten, sie krank wurden, zu spät kamen, Brotzeitbox/Turnbeutel vergaßen, Termine nicht eingehalten haben, schlechte und und und.
Das ging sogar so weit, dass ich mich schlecht fühlte, als die ersten Liebeleien in die Brüche gegangen sind. Und es hat sich NIX dran geändet. Ich ärgere mich maßlos über mich!
Dabei haben selten Menschen konkret mit dem Finger auf mich gezeigt. Und wenn schon. Ich, ICH war das ganz alleine, die diese Gefühle zugelassen hat. Natürlich irgendwann ausgeweitet auf den Partner – gar nicht gut. Wenn ich locker lasse, passiert es sogar, dass ich mich für die Verdreckung der Meere und den Verkehr auf den Straßen schlecht fühle… meine Güte!!!!!
Seit Jahren versuche ich, dieses Denken aufzudröseln oder vielmehr wegzuschieben – ohne Erfolg. Seit die Kids ausgezogen sind, geht es mir etwas besser, einfach weil ich manche Situationen nicht mehr so häufig mitbekomme. Dann allerdings ploppt eine SMS von meinem Sohn auf, dass der Bub verschlafen hat und eine Prüfung deshalb versemmelt hat. Eine reine Info, er will halt sein Leid mit mir teilen. Schwupps: Hätte ich ihn doch vorhin angerufen um zu fragen, ob er schon wach ist. Der „wenn“ und der „hätt“… versauen mir soso oft den Tag!!
Ich freue mich sehr für deine Erkenntnisse und bin gleichzeitig ein bisschen neidisch, dass du schon so jung so weit bist mit deinen Erkenntnissen. Denn nur durchs Lesen krieg ich nicht die Kurve, da hilft nur die eigene Auseinandersetzung und die Erfahrung, wie bei „fast“ allem (auch beim Verschlafen und den Konsequenzen :)

Ach Karina <3
Wie ich es liebe, von Dir zu lesen weil Du einfach so oft so ähnlich tickst wie ich.
Mir würde es in den von Dir beschriebenen Situationen genauso oder zumindest sehr, sehr ähnlich gehen.
Deinen Ärger kann man richtig aus dem Text heraus fühlen. Sei nicht so streng mit Dir, man!

Oh, ja, richtiger Ärger, deshalb war das auch grad gespickt mit Rechtschreibfehlern :D

Oft ist es doch auch der Tonfall einer Info, der was „mit einem macht“ oder? … „So ein scheiß Verkehr, jetzt steh ich im Stau! *motz“ fühlt sich viel schlimmer an als „Du, ich steh noch im Stau, es wird später. *normal“

„Mamaaaa, hab verschlafen *heul“ ist blöder als „Ups, heut verschlafen, ich klär das gleich mit dem Lehrer *achselzuck“

Und weil ich nicht will, dass sich andere schlecht wegen meiner Misere fühlen, pass ich sehr sehr gut auf, WIE ich etwas sage. Erwarte aber gleichzeitig das selbe von anderen. Das ist ganz schön unfair von mir, fällt mir grad auf.

Kann es auch sein, dass gerade so extreme Kontrollfreaks, wie ich ganz offiziell einer bin, viel eher in diese Falle tappen? Und wo liegt die Wurzel? In der Kindheit (die ja sowieso gerne für alles herhalten muss)?

Manmanman, jetzt bringst du mich zum Nachdenken.

Ich versteh das so gut. Und ich sehe es auch wie Du, bis auf diese „das ist unfair von mir“.
Da befinde ich mich in einem anderen Zwiespalt, den ich hier gerade mal offen zerdenke:
ich bin momentan ständig mit diesem „Naja, wenns ihnen wichtig wäre, dann würden sie ja mal dieses oder jenes…“ zugange, wenn ich wieder irgendwas erwarte und enttäuscht werde. Versuche mir das eigentlich abzugewöhnen, aber dann denke ich auch wieder: Ja, so ist es doch, oder nicht? Wenn es einem wichtig wäre, würde man darüber nachdenken und z.B. mehr Wertschätzung oder Verständnis oder what ever entgegen bringen.Mir ist es wichtig, also kümmer ich mich. Ist es mir nicht wichtig, kümmere ich mich nicht.

Denn eigentlich ist, um bei dem Beispiel zu bleiben, ein „MAMAAA, ich hab verschlafen.“ ja wirklich etwas, dass Verantwortlichkeit hervorruft. Nicht im Sinne von: „Du bist schuld!“ aber schon „Verdammt, mach was!“ oder „Was mach ich jetzt, Mama?“. Ich glaube, dass wir über die Jahre einfach unser Umfeld so „anerzogen“ haben, dass sie selber schon entsprechend reagieren, um Verantwortung abzugeben.

Interessant an der Sache ist bei mir: ich habe diese extreme Überverantwortlichkeit und auch das Gefühl nicht ernst genommen zu werden, nur mit Menschen, die ich schon sehr lange kenne. Also alte Freunde, meine Familie, alte Bekannte und so. Mit Marius, seiner Familie und neuen Freunden oder Bekannten (abgesehen jetzt auf der Arbeit, da isses aber eigentlich auch nochmal ein anderes Thema, dass da mitschwingt) gibt es das nicht. Bedeutet für mich: es GEHT anders. Von beiden Seiten aus. Nur ist das Verhalten jetzt überall so eingerostet, dass man deutlich mehr kämpfen muss, wenn man sich dann konträr zum früheren Verhalten verhält, weil alle inkl. einem selbst das ja gar nicht gewohnt sind.

Zwei simple, aktuelle Beispiele:
Mein Bruder hatte Geburtstag. Drei Wochen vorher hat seine Freundin mir einen Link zu seiner Wunschliste geschickt, mit dem Hinweis: „Ich habe XYZ gekauft.“. Ich habe dann etwas für ihn gekauft und die Liste erst mal vergessen. Anderthalb Wochen vor dem Geburtstag fiel mir Mama ein. Ich hatte Schiss, dass sie die Liste nicht hat und nachher da steht, hab mich verantwortlich gefühlt und ihr die Liste geschickt, mit dem Hinweis: „Ich habe XYZ gekauft.“
Die Liste habe ich ihr nur geschickt, um meine „Überverantwortlichkeitsgefühle“ zu stillen, denn eigentlich bin ich natürlich nicht dafür verantwortlich, dass Mama für ihren Sohn die Wunschliste bekommt, die er wiederum seiner Freundin zur Verfügung gestellt hat.
Jedenfalls: Mama hat die Info gefehlt, was seine Freundin gekauft hat und so gab es ein doppeltes Geschenk.

Im ersten Moment fühlte ich mich gar nicht verantwortlich, dann kam von seiner Freundin ein :“Aber ich hab Dir das doch gesagt.“ und von Mama „Das hast Du mir gar nicht gesagt.“.
Und ich dachte so: HÄ? Aber, das ist doch gar nicht mein Problem?! Ich bin doch nicht dafür verantwortlich, alle zu informieren, wer was gekauft hat und überhaupt kann man doch einfach mal sprechen. Ich hätt ja nicht mal die Liste schicken müssen.
Und dann : Ja oder bin ich doch verantwortlich? Hätte ich fragen müssen wer was kauft? Oder Mama sagen müssen, was die Freundin gekauft hat? Oder mich da sonst irgendwie kümmern müssen?

Und ein anderes, kleines Beispiel, wegen der „Ausdrucksweise“:
Es ging darum, einen Termin bei einem Escape Room zu machen. Der, um den es ging, hatte nur einen Raum. Da gab es keine Auswahlmöglichkeit. Ich hab zu meinem Bruder geschrieben: Machst Du da nen Termin?
Es stellte sich heraus, dass der Raum ausgebucht ist. Ich fand nen anderen Anbieter, der zwei Räume hat und schickte den Link. 2 Minuten später schrieb ich „Marius und ich finden den und den am Coolsten.“ und mein Bruder „Hab gebucht.“ und „Kam zu spät die Nachricht.“ und ich, weil ich mich direkt irgendwie so „angemacht“ fühlte: „Du hast zu schnell geklickt“ und er kopiert mein „Machst Du da nen Termin“ und schrieb „Du hast zu spät geschrieben! ? ich hab meine Pflicht erfüllt.“.

Dann saß ich hier und dachte: das ist doch irgendwie blöd. „Du hast zu spät geschrieben“. „Ich hab meine Pflicht erfüllt.“ wie immer man das auch liest, es schreit für mich ein „DU hättest früher schreiben müssen.“ und „DU hast gesagt, ich soll das so machen“ raus. Dabei finde ich, dass es eigentlich gar nicht um Verantwortung ging aber wenn doch, dass man, wenn man gemeinsam was macht und es z.B. zwei Auswahlmöglichkeiten gibt, kurz mal quatscht und sich mit den anderen austauscht.

Das sind zwei von zig Situationen, die mir dann durch den Kopf rattern und wo mein Gefühl sagt: „NE, Sandra. Du hast schon Recht. Vertrau auf den Gefühl. Das ist schon auch irgendwie doof gelaufen für Dich.“ aber meine Gewohnheit sagt: „Ne Sandra, ehrlich. Das ist beides deine Schuld und wieder ganz typisch für Dich. Da geht wegen dir einfach immer alles schief.“
Könnt ich ausflippen. Das Thema ist SO komplex und es gibt SO viel zu lernen, zu entdecken und zu verändern. Poah!

Ich glaube, dass Problem, zu viel nach anderen zu schauen, ist auch primär ein Frauenproblem. Männer sind im allgemeinen besser darin, für ihre Bedürfnisse einzustehen, ohne zu beleidigen oder zu trotzen. Was ich auch sehr gut kenne: Dass ich mich oft so gereizt und genervt fühle, weil ich mich überall zuständig fühle; ich kann nur schwer abschalten, muss für alle alles vorausplanen und komme gleichzeitig nur schwer aus der passiv-aggressiven Opferrolle raus. Irgendwer soll ja schließlich auch sehen, wie sehr ich mich aufopfere, als ob es dafür einen Preis gäbe, es ist einfach dämlich:)
Diese Verhaltensmuster zu unterbrechen ist sehr schwierig, weil so vieles unbewusst abläuft und ja, wenn ich fordere, werde ich auch oft sofort ruppig und bleibe nicht sachlich. Und ich bin oft unglücklich, weil ich so gerne hätte, dass man mir auch den Kaffee aufsetzt, ungefragt das Lieblingsessen kocht, meine Gedanken und Gefühle errät, so wie ich bei anderen versuche…es ist ein langer Weg, aber ich glaube, es lohnt sich und man kommt Stück für Stück mehr zu sich und seinen Wünschen.
Danke für den schönen Artikel!
Liebe Grüße, Katrin

„und komme gleichzeitig nur schwer aus der passiv-aggressiven Opferrolle raus. Irgendwer soll ja schließlich auch sehen, wie sehr ich mich aufopfere, als ob es dafür einen Preis gäbe, es ist einfach dämlich:)“ das ist SO wahr. Und auch, dass es so schwer ist, diese Verhaltensmuster zu unterbrechen.
Man fühlt sich wirklich so oft nicht wertgeschätzt und „doof“, hach. Es ist aber auch shcön grad zu lesen, dass man nicht das einzige „doofe Opfer“ hier ist oder? :-)
Danke für deinen tollen Kommentar!

Liebe Sandra, der Artikel ist richtig toll und ich habe mich in manchen Punkten wieder gefunden.
Mir sagt das einfach nur: Die Empathie scheint auf dieser Welt ziemlich ungerecht verteilt zu sein. Manche Menschen haben einfach viel zu viel davon und manche zu wenig und ich denke, das führt im Unterbewusstsein dazu, dass du für so viele Dinge verantwortlich sein könntest, für die du es eigentlich gar nicht bist.
Man denkt ja auch direkt es ist negativ, wenn man etwas weniger Empathie empfinden möchte. Aber im Grunde tut es einem selbst doch besser und du weißt doch sicher auch selbst, das es unheimlich wichtig ist einfach mal mehr an sich selbst zu denken. Das heißt ja nicht direkt, dass du zu einem Egoisten werden musst. Ich kann ehrlich gesagt gar nicht so genau sagen, wie ich damit umgehe. Manchmal empfinde ich es einfach so, als wäre mir alles egal. Das passiert dann oft, wenn ich jemandem etwas versuche klar zu machen oder zu helfen und er es einfach nicht verstehen möchte. Man kann es dann ein bisschen mit aufgeben vergleichen. Ja, mir ist es irgendwann einfach zu doof. Schwierig wird es aber bei Herzensangelegenheiten. Ich habe z.b. eine Verwandte, die nie zu meinem Geburtstag kommt. Ich gehe seitdem sie geboren ist, auf ihre Geburtstage… immer wieder sage ich mir, dass ich zu ihrem nächsten Geburtstag nicht hingehen werde, aber wenn sie mir dann sagt wann sie feiert und dass sie mich gerne dabei haben möchte gehe ich wieder hin. Ich fühle mich schlecht wenn ich nicht gehe und andererseits möchte man selbst doch auch immer besser sein als die anderen. Es ist eine richtige Zwickmühle.

Liebe Sandra und Ihr anderen,

ich kann Eure Zeilen so gut nachvollziehen und bin gleichzeitig so dankbar nicht die einzige meiner Art zu sein! Auch mir stinkt mein Verhalten so dermaßen! Seit meine Tochter vor 6 Monaten geboren wurde, ich will ihr diese Dinge keinesfalls vorleben, hinterfrage ich mich selbst, um irgendwo anzufangen diese Angewohnheiten abzubauen. Ich stelle fest, dass ich Teile dieses Musters selbst von meiner Mutter abgeguckt habe, die a la „Wenn ich es nicht mache, macht es keiner“ immer alle Verantwortung nahezu an sich gerissen hat. Tatsächlich war da auch etwas wahres dran. Mein Vater ist niemand der mutig ist und wir anderen profitierten von ihrem „Aktionismus“. Sie wiederum hatte das Gefühl so Kontrolle zu haben und was erreichen zu können. Was ich prinzipiell gut nachvollziehen kann. Das Ende vom Lied bei ihr sind übrigens Rheuma, 3 gebrochene Lendenwirbel und Arthrose. Ist es nicht logisch, dass ihr tragendes System keine Lust mehr hat? Und ich glaube auch, dass du Recht hast, liebe Katrin, Männer gehen damit zumeist anders um, weil Ihnen in der Regel nicht suggeriert wird, für solche Dinge verantwortlich zu sein.
Interessanterweise ist es auch bei mir so, liebe Sandra, dass ich dieses Verhalten häufig in meinem engeren Freundes- und Familienkreis zeige. Das Ganze ging bis vor dem Ankommen meiner Tochter soweit, dass ich immer versucht habe verlässlich für meine Engsten da zu sein. In einem Rahmen, den ich mir selbst aufgelegt habe, vermutlich aus einem Gefühl meiner Kindheit ( mein Vater war auch null verlässlich). Die meisten meiner Freunde haben das dankend angenommen und sich daran gewöhnt und jetzt sage ich: „tut mir leid, das geht nicht mehr!“ und versuche Grenzen aufzuzeigen. Ihr könnt Euch ausmalen was passiert ist. Eine sehr gute Freundin, die ich seit über 30 Jahren kenne, wendet sich ab. Ich vermute sie kann sich auf mich keinen Reim mehr machen und ich bin, aus unterschiedlichen Gründen, nicht in der Lage mich adäquat zu erklären. Interessanterweise akzeptiere ich aber aktiv verlassen zu werden für den Preis, dass ich bei mir bleibe ( sie erwartet von mir unbewusst, dass ich mich ihren Bedürfnissen und der Ihrer Familie unterordne, weil ICH das bisher immer gemacht habe). Natürlich reagierte ich aber erstmal mit einer Menge Verständnis für ihre Wut auf mich und einem massiv schlechtem Gewissen darauf. Ich fühle mich also schuldig, weil ich nicht mehr diese Rolle spielen möchte, die ich mir doch einst selbst ausgesucht habe und die auch mal positiv von mir besetzt war ( gebraucht werden, was ein Quatsch!). Mache mir Vorwürfe, dass ich Schuld habe am Zerbrechen dieser Freundschaft, weil ich sie unter falschen Voraussetzungen begonnen ( dass ich ein Kleinkind war zählt hier nicht ;)), aber vor allem fortgeführt habe. Verstehe das mal einer?! Puh, ich merke, da kommt ganz schön was in Gang bei mir!Ich könnte ewig weiter schreiben, möchte aber hier ungefragt nicht zu viel Raum einnehmen. Danke, dass Du diese Thematik so offen besprichst, Sandra, in letzter Zeit hatte ich den Eindruck mich mit mir im Kreis zu drehen, ihr habt mir gerade nochmal ein paar neue Richtungen eröffnet!
Ich schicke Euch die herzlichsten Grüße,
Mia

Liebe Mia,

man, danke für deinen tollen Kommentar! Ich liebe diesen Austausch so sehr und glaube, dass wir alle da echt von profitieren können. Ich finds so schön zu sehen, dass dadurch nicht nur bei mir, sondern scheinbar auch bei einigen Leserinnen, etwas in Gang kommt.
Die Männer-Theorie teile ich auf jeden Fall mit Euch. Sicher gilt das, wie immer, nicht für alle, aber doch für viele. Es ist das tief verwurzelte Rollenbild, das da auf jeden Fall häufig mitspielt. Und ich glaube auch, dass der Körper sich wehrt. Bei den einen schneller, bei anderen später, aber er wehrt sich.

Interessant übrigens auch, was bei dir im Umfeld passiert, wenn Du Grenzen aufzeigst. Ich mache da wirklich sehr ähnliche Erfahrungen, merke allerdings, dass ich da in ein anderes Extrem tendiere: mir ist es egal, wenn Freundschaften zerbrechen oder ich den Kontakt zu Verwandten verliere. Nicht zu engen Freunden oder meiner Ma/meinem Bruder, aber bei dem Rest. Da hab ich ein absolutes „Leck mich am Arsch“ Gefühl (das ich mir in so vielen Bereichen viel lieber wünschen würde als dort). In den letzten Jahren habe ich zu locker 80% der Leute den Kontakt abgebrochen bzw. auslaufen lassen und das fühlt sich gut für mich an. Manchmal hinterfrage ich das noch, ob es nicht vielleicht zu konsequent ist (oder vielleicht sogar eine Form von Weglaufen?), aber so lange es mir damit gut geht und ich die Menschen, die mir wirklich wichtig sind, weiterhin um mich herum habe, find ich es auch okay.

Lass Dich hier gerne aus, Mia! Ehrlich. Ich freu mich da immer total.

Liebe Sandra, ein toller Blogpost von Dir.

Und übrigens ein Thema, was mich in den vergangenen ca. 3 Jahren immer wieder tief beschäftigt hat und ich habe meinen Weg damit gefunden. Soll heißen, ich kann mittlerweile vieles lockerer sehen, weil ich Verantwortung und Entscheidungen abgegeben habe. Das ist ein merkwürdiges Gefühl, jedoch unfassbar befreiend.

Mittlerweile ist es sogar soweit, dass ich Termine, Geburtstage oder ähnliches einfach vergesse. Oder ich überlasse die Organisation diverser Dinge anderen. Das soll keineswegs heißen, dass ich faul bin oder keinen Bock habe….aber ich habe gelernt mich anders zu fokussieren. Das ist unfassbar spannend. Denn umso länger es andauert, umso öfter stelle ich fest, dass sich eigentlich nicht viel verändert.

Das Problem ist unsere eigene Erwartungshaltung. Ich habe quasi erwartet das es so oder so oder so laufen müsste…das ist aber meistens nicht so passiert. Nicht, weil alle anderen doof oder faul oder sonst was sind, sondern weil sie einfach nicht so ticken, wie ich. Ich habe gut 37 Jahre meines Lebens gebraucht um das zu begreifen und ich lerne immer noch. Jeden Tag!

Natürlich bin ich von Erwartungshaltungen nicht befreit. Vermutlich begleitet uns dieses Gefühl ein Leben lang.

Als meine Mama im Sommer z.B. 60 wurde, habe ich mich natürlich in der Familie umgehört, ob wir was zusammen schenken oder auf die Beine stellen….das Feedback war so halbwegs unterirdisch. Anstatt mich zu ärgern, hab ich einfach mein Ding gemacht und mich um die anderen nicht gekümmert. Ich war zwar am Ende die Einzige, die wirklich was auf die Beine gestellt hatte….aber das war auch gar nicht schlimm….denn meine Mama war happy und ich war happy ihr eine Freude gemacht zu haben.

Wenn Du also unsicher bist….dann mach einfach Dein Ding und zwar genauso, wie Du es Dir denkst und wie Du es als richtig empfindest. Mach das 19 Uhr Problem Deines Kollegen nicht zu Deinem Problem. Ich hatte solche Kollegen früher auch und vermutlich haben die einfach niemanden, der Zuhause wartet.

Was Problemlösungen angeht…ist meine persönliche Erfahrung, dass es oftmals gar nicht um eine Problemlösung geht. Meist sucht man nur jemanden, der einfach mal zuhört. Oftmals ist das schon die Lösung des Problems.

Ich mag Dich sehr und wünsche Dir das Du es schaffst, die Dinge ein wenig lockerer zu sehen. Wenn Du soweit bist, wird es Dir verdammt gut tun.

Liebe Grüße, Andrea

Liebe Andrea,

über deinen Kommentar freue ich mich ganz, ganz besonders, aus unterschiedlichen Gründen. DANKE! <3
Du hast absolut Recht, mit all dem, was Du schreibst. Vor allem bei "Das Problem ist unsere eigene Erwartungshaltung." Denn genau darum geht es natürlich (auch). Zu verstehen, dass es MEINE Art ist, die Dinge anzugehen, dass das aber weder bedeutet, dass andere das genauso machen (wollen oder müssen), noch dass sie deshalb doof/faul sind oder mich weniger mögen/lieben/... .
Ich nehme viele Sachen sehr persönlich. Also wirklich so richtig, beziehe das immer gleich auf mich und mach mich gedanklich so generell auch einfach viel kleiner, als ich bin. Das spielt da auch mit. Schwierig, das alles so schnell zu durchbrechen, wie ich es gerne hätte. Aber ja, Einsicht ist ja der erste Weg zur Besserung und so :-)
Machbar ist es auf jeden Fall und ich sehe schon Fortschritte alleine dadurch, dass ich es mir bewusst gemacht habe.

Deine Story hat mir auf jeden Fall nochmal gezeigt, was möglich ist. Ich hab dich als sehr taff, irgendwie organisiert und "prominent" kennen gelernt. Da vergisst man schnell, dass auch in selbstsicheren Menschen viel Unsicherheit sitzt und oft vielleicht auch harte Arbeit. Macht mir also doppelt Mut!

Liebe Sandra,
deinen Beitrag hier zu lesen ist für mich grade genau das Richtige gewesen.
Der Arschtritt, den ich schon lange brauche.
Danke erstmal dafür :)

In jeder deiner Situationen habe ich mich wieder gefunden. Ich bin GENAU SO und es macht mir so vieles so schwer.
Oft wird mir gesagt, dass ich Fehler nur bei anderen sehe und die demjenigen dann Vorhalte- und so ist es oftmals auch.
Ich erwarte ständig (!!!) dass andere sich so verhalten sollen, wie ich es auch tun würde und bin dann maßlos enttäuscht, wenn Sie es nicht tun. Das wiederum sorgt dafür, dass ich mich schlecht fühle. Ein Teufelskreis!

Genau so fühle ich mich, immer dazu gedrängt, dass es allen gut geht und alle das haben was sie brauchen- nur bleib ich selbst dabei völlig auf der Strecke!
Wenn man Jahrelang in einem Verhaltensmuster lebt, ist es so unglaublich schwer da wieder raus zu kommen

Ich werde jetzt intensiv damit beginnen das zu ändern.

Liebste Grüße ausm Schwarzwald :)

Liebe Lisa,

irgendwie ist dein Kommentar voll untergegangen. Sorry! Ich freu mich, dass der Artikel für dich ein kleiner Arschtritt war <3
Den scheiß Teufelskreis kenne ich auf jeden Fall nur zu gut. Es ist scheiße schwer das alles sein zu lassen, aber es hat ja auch keiner gesagt, dass wir morgen fertig sein müssen :-)

Ich glaub fest daran, dass wir das hinkriegen!

Liebe Grüße in den Schwarzwald zurück aus Wuppertal!

Wow. Seit längerer Zeit folge ich dir auf Instagram und habe heute das erste Mal den Weg auf deinen Blog gefunden.
Schon auf Insta hatte ich das Gefühl, dass du zu jeder Situation die passenden Worte findest und dieses Gefühl hat sich nun ums tausendfache verstärkt. Oft kam es mir so vor, als sei ich die Einzige die verschiedene Dinge empfindet, wahrnimmt und an sich ran lässt. Doch du hast mir gezeigt, dass dem nicht so ist. Beim Lesen des Textes habe ich mich immer mehr selbst darin entdeckt. Lange Zeit habe ich mich gefragt, ob ich der einzige Vollidiot bin der sich und seine Bedürfnisse vernachlässigt und sich voll und ganz für Mitmenschen opfert. Jetzt wo ich so darüber nachdenke, merke ich wie sehr mich das belastet. Und das schon eine ganze Weile. Mit diesem Beitrag hat es geschafft meinen „Belastungen“ ein Gesicht zu geben und sie in Worte zu fassen. Noch nie habe ich so verstanden was genau mir zu schaffen macht. Die Angst abgelehnt zu werden versuche ich seit Monaten zu unterdrücken. Ich tu so, als ob es mir egal wäre was meine Mitmenschen denken und dass „ich anfange an mein eigenes Wohl zu denken“. Pustekuchen. So einfach ist das nicht. Immer wieder merke ich wie enttäuscht ich von meinem Umfeld bin, weil sie nicht im geringsten so handeln wie ich es für angemessen, nein sogar selbstverständlich, ansehe.

Nun genug der Worte, nur eine Frage habe ich noch:
Was zum Geier verbessert diese beklemmende Situation?
Jetzt wo ich verstanden habe, dass ich erstens nicht die einzige bin, die so empfindet, und zweitens, dass es mich fertig macht wenn sich nichts ändert, würde ich die Dinge gern in die Hand nehmen.
Oft habe ich mir vorgenommen, die Handlungen meines Umfeldes nicht an mein Gemüt ranzulassen. Jedoch ohne Erfolg. Wie kann ich mich selbst am Kragen packen und aus dem Sumpf, voller Erwartungen an Mitmenschen und der daraus resultierenden Enttäuschungen, herausziehen ohne dabei emotional verkrüppelt zu enden?

(Ach du liebes Lieschen, das hört sich an wie ein Leserbrief einer drittklassigen Teenagerzeitung, aber ich hoffe, du kannst mir ein oder zwei Tipps geben, die nicht so unqualifizierte Aussagen wie „wer nichts erwartet, kann auch nicht enttäuscht werden“ oder „musst dich einfach bisschen distanzieren“ beinhalten).

Liebe Cettina,

sorry, dass ich Dir erst jetzt antworte. Ich bin einfach nicht dazu gekommen.
Ich verstehe jedes einzelne Wort aus deinem Kommentar. Vor allem deinem letzten Satz „Immer wieder merke ich wie enttäuscht ich von meinem Umfeld bin, weil sie nicht im geringsten so handeln wie ich es für angemessen, nein sogar selbstverständlich, ansehe.“ stimme ich total zu. Mir geht es auch so.

Ich glaube, dass die Überverantwortlichkeit vor allem aus einem tiefen, inneren Unwohlsein/Unselbstbewusstsein/… resultiert. Wir wollen alles richtig machen, geliebt werden, Anerkennung bekommen usw. und das eben „um jeden Preis“. Wir buhlen quasi darum, haben aber völlig utopische Vorstellungen oder Erwartungen. Letzten Endes kann man diese beklemmende Situation wahrscheinlich nur in den Griff bekommen, in dem man versteht, wie es wirklich ist und akzeptiert, dass da was schief läuft, um es dann im nächsten Schritt aufzudröseln und aufzulösen bzw. die utopischen Erwartungen durch etwas realistisches ersetzen.

Einen richtigen Weg hab ich da aber auch noch nicht für mich gefunden, es wird besser, seit ich es mir bewusst gemacht habe aber ich glaube das ist auch nichts, was man mit einem Fingerschnipp von heute auf morgen wegbekommt.

Auf meinem anderen Blog hab ich ein bisschen was dazu geschrieben, ich finde auch diese Thematik hängt eng miteinander zusammen. Schau mal hier (falls Du es nicht schon gelesen hast) : https://www.frau-achtsamkeit.de/mindfulmonday-achtsamkeitsuebung-vergiss-was-andere-von-dir-denken/

Und nein, dein Kommentar klingt nicht wie aus einer Teenagerzeitung. Ich liebe den Austausch hier total und mag es, Euch ein bisschen anzustupsen und eben auch Eure Meinungen zu hören :-)

Ich fühle mich ertappt in meinem Leben. Danke für diesen Artikel. Ich dachte, ich sei alleine auf der Welt, und niemand verhält sich wie ich. Ich bin 47 Jahre alt und seit meinem 4. Lebensjahr habe ich „gelernt“ auf andere zu achten – damals weil mein jüngerer Bruder sehr krank war und sich das Thema Krankheiten und Sterben im Verwandtschaftskreis im Laufe der Jahre/Jahrzehnte potenziert hat. Auf andere zu achten war mein Lebensmittelpunkt, der von mir erwartet wurde. Im April 2017 streikte plötzlich mein Koroerz, so dass ich erst mal aus diesem Grund in den Krankenstand ging. Nachdem es mir körperlich wieder erlaubt gewesen wäre, arbeiten zu gehen begann aber die Psyche sich deutlich bemerkbar zu machen. Das hat mich wirklich aus der Bahn geworfen. Ich bin derzeit immer noch im Krankenstand und lerne Schritt für Schritt (in Rehas, bei Psychotherapie und über die sozialen Netzwerke), dass ICH wichtig bin ! Bei Deinem Artikel ist das Wort Überverantwortlichkeit mir so ins Auge und in den Kopf gesprungen. Dieses Wort beschreibt mich und alles was mein Leben bisher ausgemacht hat sehr gut. DANKE !

Liebe Antje,
vielen lieben Dank für deinen Kommentar. Dieses Gefühl, sich plötzlich in einem Wort oder einem Text wieder zu finden, kenne ich soooo gut. Ich freue mich, dass es genau hier und mit meinem Text passiert ist. Wichtig ist: wir sind niemals alleine mit dem, was wir fühlen. Das habe ich in den letzten Jahren gelernt. Irgendwo ist immer irgendwer, der ähnliches erlebt oder fühlt.
Ich wünsche Dir auf deinem Weg sehr sehr sehr sehr viel Erfolg.

Ich war gerade richtig gerührt weil jedes deiner Worte in mir wiederklingt! Ich empfinde auch soetwas wie Reue und Schmerz wenn ich erkenne, dass diese Verantwortungsübernahme durchaus destruktiv auf meine Beziehungen wirkte und wirkt, und das, obwohl bzw -gerade weil- ich mich überall so sehr reinknie.

Auch merke ich, wie mich das in meiner pädagogischen Arbeit begleitet. Das Wissen allein reicht noch nicht und mit dieser relativ neuen Bewusstheit merke ich dann recht schnell, wenn ich die Grenzen der Verantwortlichkeit wieder „aufgeweicht“ habe. Dann milde mit mir zu sein fällt mir (noch?) schwer, weil ich nun Angst habe unprofessionell zu sein, wenn ich mit und an meinen Klient*innen lerne…puh.

Meine Selbstfürsorge fühlt sich manchmal noch immer egoistisch, ignorant und vernachlässigend anderen gegenüber an, aber im Grunde genommen bin ich in meinen Beziehungen nun auch viel authentischer und offener und auch ehrlicher – dadurch sind meine Freundschaften viel inniger geworden.

So lange gepflegte Verhaltens- Denk- und Gefühlsmuster abzulegen wird aber bestimmt seine Zeit brauchen und manchmal glaub ich, das bleibt zum Teil auch eine „Achillesferse“ for life, auf die ich hin und wieder acht geben muss.

Ich bin sehr glücklich über deine Worte gestolpert zu sein, mich nicht allein und irgendwie bescheuert zu fühlen :) Danke

Liebe Denise,
ich freue mich sehr über deinen Kommentar und darüber, dass dir meine Gedanken dabei helfen, dich nicht alleine oder bescheuert zu fühlen.
Gleichzeitig hast du mich mit diesem Kommentar „zurück gerührt“ UND hilfst du mir unverhofft, mich nochmal an diesen Beitrag und meine Gedanken zu erinnern.

Drei Jahre später befinde ich mich an einem anderen Punkt in meinem Leben und sehe diese Überverantwortlichkeit mit neuem Wissen über mich aus einer anderen Perspektive. Gleichzeitig und trotz oder gerade wegen der anderen Perspektive ist das Thema, bei allem Fortschritt, heute irgendwie auch brandaktuell. Gerade was die Selbstfürsorge angeht.
Deshalb: Danke auch an dich für deine Gedanken und deine Erlebnisse dazu. Sie haben mich zur richtigen Zeit erreicht und tun wirklich gut! :)

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