Warum ich Lush doof finde

Weiß der Geier wieso, aber in den letzten Wochen bin ich öfter darauf angesprochen worden, warum Lush sich eigentlich nicht in meiner Liste „unbedenklicher Kosmetika“ befindet.

Die Frage ist schnell beantwortet: die Inhaltsstoffe von Lush sind nicht so natürlich und teilweise (für meine Begriffe) auch alles andere als „unbedenklich“. Ich kann den Hype, der um diese Marke gemacht wird, absolut nicht nachvollziehen. Ich find Lush schlicht und ergreifend doof. Und das gleich aus mehreren Gründen, auch wenn ich das Konzept selbst eigentlich ganz nett finde und die Düfte, zugegebenermaßen, köstlich sind.

Die Produkte von Lush sollen, meinem Empfinden nach, eine gewisse Natürlichkeit suggerieren. Das, was ich am meisten an Lush kritisiere, ist die Tatsache, dass ich das Gefühl nicht los werde, dass dort eine Firma mit der Natürlichkeit spielt. Zwar wird NIE wortwörtlich erwähnt, dass es sich bei Lush um natürliche oder naturnahe Kosmetik handelt, aber das Marketing ist aus meiner Sicht ganz klar darauf ausgelegt, dem Verbraucher Natürlichkeit vorzugaukeln.

Das von den von mir via Instagram befragten 832 Personen 2017 ganze 91% anklickten „Ja, Lush ist Naturkosmetik“ bestätigt meine Sicht.

Irgendwie ist es ähnlich wie mit dem Cosmetic Kitchen DIY Bodylotion Set oder Alkmene: die Art und Weise, wie die Produkte angeboten werden (in „natürlichen“ anmutenden bröseligen Stücken, als pampig-dunkle Creme, samt Foto und Namen der Person, die das Produkt angeblich in einer kleinen Küche handgemacht hat) und wie die meisten Shops aufgebaut sind (Holzoptik + offene Tiegel + kleine Auslagen) ruft ein bestimmtes „Gefühl“ in uns hervor.

In diesem Fall: Woah „Fresh Handmade Cosmetics“ – toll,  alles voll natürlich und handgemacht und Hach! Natürlich denkt man da im ersten Moment vor allem an Naturkosmetik oder zumindest eine naturnahe Alternative zu manch konventioneller Kosmetik.

Methylparabene, Azofarbstoffe, EDTA, Triethanolamine – Natürlich ist das nicht. Als Lush hier in Deutschland (oder in meinem Fall besser gesagt: in Wuppertal) einen Shop eröffnete, dachte ich damals: OMG! ENDLICH! Handgemachte Kosmetik! WIE TOLL!

Ob die Produkte von Lush nun handgemacht sind oder nicht, vermag ich nicht zu beurteilen (bei den Verkaufszahlen und Produktionsstätten ist das für mich aber zumindest fraglich)).

Eine Sache kann ich allerdings definitiv sagen: die Produkte von Lush haben häufig wenig mit Naturkosmetik zu tun. Handgemacht bedeutet eben nicht, dass die Sachen auch naturkosmetisch sind und das sollte man sich bewusst machen. Vor allem aber sollte man genauer hinsehen.

Meine ehemalige Arbeitskollegin hatte z.B. eine Handcreme von Lush. Die Liste der Inhaltsstoffe ist die längste INCI Liste, die ich auf einer Handcreme jemals gesehen habe. Durchaus sind viele der enthaltenen Stoffe pflanzlichen Ursprungs (was übrigens nicht bedeutet, dass sie auch natürlich sind), aber es gibt auch viele Stoffe, die aus meiner Sicht absolut bedenklich sind ( Stand 2021: besonders häufig werden z.B. Methylparaben, Propylparaben oder EDTA verarbeitet) sind und in „Fresh Handmade Cosmetics“ meiner Meinung nach nichts zu suchen haben.

Tierlieb & Umweltfreundlich? Vielleicht. Aber nicht konsequent! Ebenso wenig in den Kram passt mir persönlich, dass Lush immer wieder betont, wie tierlieb, umweltfreundlich und sozial sie sind. Aus meiner Sicht passt da was nicht zusammen. Ja, es wird versucht, den Verpackungsmüll zu reduzieren und die Kosmetik ist tierversuchsfrei. Tierversuche sind in Europa aber ohnehin verboten und das Werben ist damit, für mich persönlich, eine typische Marketing-Strategie (die nicht nur Lush anwendet). Viele Kosmetika enthalten außerdem dennoch Inhaltsstoffe, die in Tierversuchen (außerhalb von Europa) getestet wurden, das ist allerdings ein ganz anderes Thema.

Ganz unabhängig davon, würde ich von einem Unternehmen, dass so sehr auf tierversuchsfreie Kosmetik und Umweltfreundlichkeit pocht, erwarten, dass auf z.B. Inhaltsstoffe, die mit Tierversuchen verbunden sind (wie z.B. Triethanolamine oder EDTA ) oder nachweislich die Umwelt schädigen verzichtet wird. Zumindest wäre das aus meiner Sicht die einzig logische und vor allem authentische Vorgehensweise. Lush verzichtet auf solche Inhaltsstoffe den INCI Listen nach zu urteilen aber nicht.

Der letzte Punkt, der dafür sorgt, dass Lush für mich persönlich mehr als unsympathisch, ist das Love-and-Peace-Wir-Gefühl, dass die Verkäufer*innen sehr penetrant in den Shops umsetzen. Ich war insgesamt 6 x in 3 unterschiedlichen Stores und hatte jedes Mal das Gefühl, dass die Zeugen Jehovas vor mir stehen.

Ich denke damit ist klar, weshalb die Produkte von Lush unter keinen Umständen auf meine Liste der unbedenklichen Kosmetika gehören. Lush und ich, wir werden in diesem Leben keine Freunde mehr.

Ich mache mir meine Kosmetik lieber WIRKLICH selbst oder greife zu den Produkten von Anbietern, die halten, was sie versprechen und nicht versuchen, Ihre Kunden mit ausgeklügelter Marketingstrategie um den Finger zu wickeln.